Kommunen haben Nachfrage unterschätzt

Es fehlen Betreuungsplätze an Offenen Ganztagsschulen

Ein Kommentar von Jérôme Hördemann.

Ein Kommentar von Jérôme Hördemann.

Foto: Judith Michaelis

Die Wünsche vieler Eltern nach einem Platz für ihre Kinder in einer Offenen Ganztagsschule (Ogata) sind eindeutig. „Ich bin berufstätig und brauche daher Planungssicherheit“, so lautet der allgemeine Tenor, wenn man mit den Eltern spricht. Und diese Wünsche sind absolut nachvollziehbar. Besonders am Beispiel alleinerziehender Mütter oder Väter lässt sich das ganz gut illustrieren. Für diese immer größer werdende Gruppe wäre es allein schon aus finanziellen Gründen schwer zu verkraften, von der Vollzeit Abschied zu nehmen, wenn das Kind mit fünf oder sechs Jahren in die Schule kommt. Von den Schwierigkeiten, anschließend zurück in die Vollzeit zu wechseln ganz zu schweigen. Das betrifft natürlich gleichermaßen Familien, in denen beide Elternteile Vollzeit arbeiten wollen oder müssen.

Doch im kommenden Schuljahr werden viele Eltern auf diese gewünschte Planungssicherheit verzichten müssen, da zahlreiche Kommunen den Bedarf nicht abdecken. Die davon betroffenen Familien haben dann ein Problem, das sie irgendwie alleine lösen müssen. In einigen Fällen werden vielleicht die Großeltern einspringen, in anderen Fällen wird eine teure private Betreuung das Monats-Budget belasten.

Für die Kommunen gilt, dass sie das Angebot an Ogata-Plätzen in den vergangenen Jahren ausgebaut und dafür auch Geld in die Hand genommen haben. Wie sich heute zeigt, waren diese Anstrengungen jedoch nicht ausreichend. Sie haben die steigende Nachfrage der Eltern unterschätzt und können jetzt so schnell nicht nachlegen. Schwer nachzuvollziehen bleibt vor diesem Hintergrund, dass die vom Land bereitgestellten Fördermittel nicht vollständig abgerufen werden und dass die Summe dieser ungenutzten Mittel in den vergangenen fünf Jahren fatalerweise sogar gestiegen ist. Dieses Geld zahlen dann die Eltern für private Betreuungsangebote.

Bei aller Kritik an der unzureichenden Quantität der Ogata-Plätze muss auch die Qualität der Betreuungsangebote immer wieder überprüft werden. Schließlich sollen die Kinder in einer Offenen Ganztagsschule nicht nur betreut werden — sie sollen dort gefördert werden und somit von diesem Angebot profitieren.

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