Krankenhausreform: Qualität als Therapie

Kommission berät über Krankenhaus-Reform

Ein Kommentar von Stefan Vetter.

Ein Kommentar von Stefan Vetter.

Foto: k r o h n f o t o .de

Sollten Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe und seine Amtskollegen in den Ländern Wort halten und noch in dieser Wahlperiode eine überfällige Krankenhaus-Reform auf den Weg bringen, stünden Deutschlands Kliniken zweifellos vor einem fundamentalen Umbruch. Qualitativ und am Ende wohl auch quantitativ.

In letzter Zeit ist immer wieder die Rede von überflüssigen Klinikbetten gewesen. Gröhe selbst hat sich an die Spitze dieser Bewegung gestellt. Wer die Klinikstrukturen nachhaltig verändern will, muss freilich dicke Bretter bohren. Die Androhung eines Bettenschwunds, womöglich noch mit konkreten Zielvorgaben, hilft da nicht weiter. Was also ist wirklich zu tun?

Unter Experten herrscht kein Zweifel, dass in Deutschland noch zu viele Krankenhäuser alles machen, während die klinische Spezialisierung zu wenig ausgeprägt ist. Die Leidtragenden dieses Zustands sind die Patienten. Erst kürzlich kam eine AOK-Studie zu dem Schluss, dass das Risiko unerwünschter Folgeoperationen in Kliniken mit weniger als 50 Hüftgelenk-implantationen pro Jahr um über ein Drittel höher liegt als in Krankenhäusern, die jährlich mindestens 1000 solcher Eingriffe vornehmen. Hier ist Umdenken gefragt.

Das gilt auch für die Finanzierung. Gegenwärtig zahlen die Kassen die Behandlungskosten, derweil die Länder für die Investitionen zuständig sind. Aber die Länder kommen dieser Pflicht immer unzureichender nach. Folge: Viele Kliniken nutzen die zur Behandlung gedachten Mittel für dringend notwendige Reparaturen oder die Beschaffung neuer Technik. Gleichzeitig kommt es zu unnötigen Operationen, um sich wirtschaftlich über Wasser zu halten.

Mit diesen falschen Anreizen muss endlich Schluss sein. Sinnvoll wäre es, wenn der Bund bei den Investitionen mit ins Boot käme — und im Gegenzug ein gewichtiges Wort bei der Qualitätssicherung mitreden könnte. Durch deutlich mehr Transparenz bei der Versorgungsqualität würde übrigens auch die Diskussion über vermeintlich oder tatsächlich überschüssige Betten ihren allgemeinen Schrecken verlieren. Denn wer es an guter Qualität fehlen lässt, muss automatisch um den Erhalt seiner Einrichtung fürchten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort