Krankenkassen: Niedrige Beiträge sind nicht von Dauer

kommentar Ab 2015 gibt es wieder Wettbewerb zwischen den Kassen

Noch schwimmen sie im Geld, die gesetzlichen Krankenkassen. Die Rücklagen summieren sich auf etwa 16 Milliarden Euro. Das klingt viel, ist es aber nicht. Da die Unternehmen in diesem Jahr Leistungen in Höhe von etwa 200 Milliarden Euro abrechnen müssen, kann von einem dicken Polster keine Rede sein.

Ab 2015 gilt zudem ein Beitragssatz von 14,6 Prozent. Im Vergleich zum laufenden Jahr verlieren die Kassen auf einen Schlag elf Milliarden Euro. Der Gesetzgeber erlaubt es, die Lücke über einen Zusatzbeitrag der Versicherten zu schließen. Den Arbeitgebern kann das gleichgültig sein, denn ihr Beitrag bleibt bei 7,3 Prozent des Bruttolohns eingefroren.

Nachdem der Wettbewerb zwischen den Kassen mit dem Einheitsbeitrag 2009 praktisch abgeschafft wurde, nimmt er nun wieder Fahrt auf. Etliche Unternehmen werden auf Kundenfang gehen, indem sie keinen oder nur einen geringen Zusatzbeitrag erheben. Wer die Angebote vergleicht, kann leicht mehrere hundert Euro im Jahr sparen. Es ist wie bei Strom, Gas oder der Autoversicherung: Die Mühe des genauen Hinsehens lohnt. Wenn Preis und Leistung stimmen, geht der Kunde beim Wechsel kein Risiko ein.

Dauerhaft niedrige Beiträge wird aber keine Kasse bieten können. Die Ausgaben klettern stetig, schultern müssen es die Arbeitnehmer allein. Deshalb ist die Politik gefordert, teure Missstände zu beenden. Beispiel Krankenhäuser: Es gibt in diesem Land zu viele Kliniken. Es gilt, die Überkapazitäten in den Ballungsregionen abzubauen und gleichzeitig in den ländlichen Regionen die Versorgung sicherzustellen.

Ohne Klinikschließungen geht das nicht. Beispiel Ärzteversorgung: Es gibt ein gewaltiges Gefälle zwischen städtischen Regionen mit zu vielen Medizinern und ländlichen Gebieten ohne Arzt. Offenbar sind die kassenärztlichen Vereinigungen unfähig, dieses hinlänglich bekannte Problem zu lösen. Und offenbar traut sich die Politik nicht, der Ärzteschaft das Heft des Handelns aus der Hand zu nehmen. Es ist ein Unding, dass Mediziner in überversorgten Regionen in Ruhestand gehen und ihre Praxis einem Kollegen verkaufen dürfen, der dort weiter praktiziert. Fehler werden so auf Jahre und Jahrzehnte festgeschrieben.

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