Duisburg-Marxloh Merkels Besuch - Ort falsch, Zeit falsch, Thema falsch

Keine Frage: Der Duisburger Stadtteil Marxloh hat neben vielen anderen Problemen auch eins mit arabischen Großfamilien. Wie Berlin. Und Bremen. Und Essen. Sogar in Hameln, Gladbeck und Bielefeld ging von solchen Clans bereits Gewalt bis hin zu Straßenschlachten aus.

Ulli Tückmantel.

Ulli Tückmantel.

Foto: Anna Schwartz

Darüber muss man nicht nur wieder einmal reden, dagegen müsste man endlich etwas tun. Das Neue an dieser Erkenntnis ist — gar nichts.

Das Thema wird den Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel am Dienstag in Marxloh dominieren. Und damit droht einmal mehr die Gefahr, dass die berechtigte Klage von Betroffenen über jahrelanges ordnungspolitisches Versagen sich mit den Sorgen und dem mulmigen Gefühl vermischt, das viele Bürgerinnen und Bürger angesichts der ungesteuerten Einwanderung von immer mehr Flüchtlingen beschleicht.

Nicht wenige hundert Problem-Migranten, sondern der Umgang mit 800 000 Flüchtlingen sind das Thema, auf das die Bundeskanzlerin endlich politische Antworten geben muss. Die Mehrheit der Deutschen (laut Allensbach rund 66 Prozent) ist gegenüber Flüchtlingen noch verständnisvoll und hilfsbereit. Dies könnte sich jedoch ändern. Die Lage in einigen teils völlig überfüllten und improvisierten Unterkünften könnte im Herbst eskalieren. Und so groß die Hilfsbereitschaft gegenüber Kriegs- und Katastrophenflüchtlingen auch sein mag: Fast genauso einhellig ist die Forderung nach strengen Asylregeln und Grenzschließungen zur Abwehr von sogenannten Wirtschaftsflüchtlingen.

Mit Ausnahme weniger verwirrter CSU-Politiker weiß jeder politisch Verantwortliche in diesem Land: Die Unterscheidung in arme Verfolgte und böse Wirtschaftsflüchtlinge ist in der Realität gar nicht durchzuhalten. Selbstverständlich besteht die Mehrheit der Flüchtlinge aus denen, die sich eine Flucht leisten können, und selbstverständlich kommen sie aus wirtschaftlichen Motiven. Statt ihnen den angeblichen Asyl-Missbrauch anzulasten, braucht Deutschland endlich ein Einwanderungsgesetz — und eine einheitliche europäische Haltung.

Das Deutsche Rote Kreuz hat in Duisburg-Walsum gerade eine Zeltstadt errichtet, die die Helfer selbst als eine Schande betrachten. Aber die Alternative dazu hieße Obdachlosigkeit. Am Montag kommen die ersten Flüchtlinge. Die Bundeskanzlerin reist am Dienstag zum falschen Thema zur falschen Zeit an den falschen Ort.

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