Radschnellwege: Darauf haben die Pendler nicht gewartet

Nordrhein-Westfalen soll fünf Radschnellwege bekommen.

Wer kann etwas gegen Fahrradschnellwege haben? Zunächst einmal niemand, denn es ist gut und richtig, die Mobilität mit dem Fahrrad zu fördern. Je mehr Radler unterwegs sind, umso mehr profitiert die Umwelt. Dass Nordrhein-Westfalen noch nicht die Niederlande ist, erlebt jeder Radler regelmäßig, wenn er von einem rechtsabbiegenden Auto beinahe über den Haufen gefahren wird.

Schnellstraßen, auf denen mehrere Fahrradfahrer nebeneinander radeln können, sind deshalb zu begrüßen. Außerdem würden von den neuen Fahrradschnellwegen nicht nur Pendler, sondern auch Freizeitsportler angesprochen. Das wäre ein Gewinn für die Region.

Dass aber Massen an Pendlern das Auto stehenlassen und sich täglich aufs Rad schwingen, ist zu bezweifeln. Pendler, die fünf oder zehn, maximal 15 Kilometer fahren müssen, könnten es erwägen. Aber kaum ein Pendler, der pro Strecke 30 oder gar 50 Kilometer zu bewältigen hat, wird aufs Rad umsteigen.

Wer von Düsseldorf nach Köln, Bonn, Wuppertal oder Solingen fährt, dem helfen Radschnellwege deshalb leider wenig. Auch sind — zumindest heute — Pedelecs und E-Bikes, die der Verkehrsminister lobt, noch lange nicht so weit verbreitet, dass jeder Mensch eins im Keller stehen hat.

Das mag in Zukunft anders aussehen. Dafür möchte sich NRW gut aufstellen. Das ist auch richtig so. Falsch ist es aber, die Finanzierung der nun geplanten Radschnellwege nicht zu klären oder nicht zu kommunizieren — in Anbetracht der schlechten finanziellen Lage des Landes.

Geld muss vielmehr in Bahnverbindungen gesteckt werden. Nur so kann man Pendler von den Autobahnen holen. Volle Züge und Verspätungen — aber vor allem schlechte Taktungen und Verbindungen verleiten nicht zum Bahnfahren. Worauf Pendler in NRW tatsächlich warten, ist der Rhein-Ruhr-Express (RRX). Er soll im Viertelstundentakt Dortmund über Duisburg und Düsseldorf mit Köln verbinden.

Geplant ist das seit 2005, manch ein Pendler wird schon in Rente sein, wenn die Züge vielleicht ab 2018 endlich rollen. Beim RRX hat es Versäumnisse gegeben. Die Landesregierungen haben in puncto Finanzierung jahrelang zu wenig Druck gemacht. Jetzt darf nichts mehr schiefgehen.

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