Turbo-Abi - Reparatur statt Rolle rückwärts

Kommentar Politik reagiert auf die Kritik am Turbo-Abi

Die Gegner des Turbo-Abis sind nicht nur zahlreich, wie Umfragen immer wieder belegen. Sie haben auch sehr ernst zu nehmende Argumente. Die um ein Jahr verkürzte Schulzeit hat zu einer erhöhten Wochenstundenzahl geführt. Dies wiederum hat bei vielen Schülern ein Gefühl der Überforderung zur Folge. In Anspruch genommene Nachhilfestunden beschränken die durch den längeren Schultag ohnehin schon knapper gewordene Freizeit.

Freizeit, die nun nicht mehr für außerschulische Aktivitäten wie etwa Vereinssport genutzt werden kann. Und wenn der Schüler dann im Turbo durch die Schulzeit geprescht ist, so ist er, auch das beklagen die Gegner, oft entwicklungspsychologisch noch gar nicht so weit, um die dann folgende Entscheidung — Studium, Beruf — „richtig“ zu treffen. So werde aus dem gewonnenen ein verlorenes Jahr.

So nachvollziehbar all das klingt — eine Rolle rückwärts hin zum Abitur nach neun Jahren wäre falsch. Das Chaos einer erneuten Umstellung sollte weder Schülern noch Lehrern zugemutet werden. Der organisatorische Aufwand, all das, was sich gerade erst eingespielt hat, wieder zurückzudrehen, würde genau wieder diejenigen treffen, denen man doch helfen will — allen voran die Schüler.

Von denen man im Übrigen keineswegs generell sagen kann, sie zerbrächen am Turbo-Abi. Längst haben die ersten Jahrgänge das Abitur nach acht Jahren geschafft. Auch gibt es Angebote für diejenigen, die eine um ein Jahr längere Schulzeit wollen — an Gesamtschulen etwa.

Wenn auch die mahnenden Argumente der G 8-Gegner nicht zum Zurück in die Vergangenheit führen, so tragen sie doch Früchte. Nachdem ein Runder Tisch von Experten zahlreiche Reformvorschläge entwickelt hat, werden diese nun von der Politik umgesetzt. Doch nicht nur die von den Experten formulierten Ideen etwa zur Begrenzung der Hausaufgaben oder zur individuellen Förderung der Schüler in den Ergänzungsstunden sind wichtig. Auch bedarf es der Kontrolle der Umsetzung durch die Schulaufsicht und des Erfahrungsaustausches der Schulen. Die Verbesserungen können nur dann wirken, wenn sie mehr als nur Lippenbekenntnisse sind und bei den Schülern ankommen.

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