Verkehrschaos ist programmiert

Nordrhein-Westfalen ist Stauland Nummer 1

Wer in NRW ins Auto steigt, überlegt sich genau, zu welcher Tageszeit er welche Autobahn nimmt. Für den Weg zur Arbeit müssen Pendler oft eine Stunde mehr einplanen, um sich im Schneckentempo an Baustellen vorbei zu quälen. Vor allem auf der A57 im Kreuz Kaarst, der A46 im Sonnborner Kreuz und der A3 bei Köln brauchen Autofahrer starke Nerven. Nordrhein-Westfalen ist Stauland Nummer 1.

Im vergangenen Jahr stand der Verkehr in Deutschland fast eine halbe Million Mal still — ein Rekord. Auch in Bayern und Baden-Württemberg geht es oft nur sehr langsam voran. Die fünf neuen Bundesländer kommen hingegen gemeinsam auf einen Anteil von nur sechs Prozent aller Staukilometer.

Die Statistik erweckt den Anschein, dass in anderen Regionen mehr investiert wird. Und sie schreit nach mehr Investitionen, wo das Autobahnnetz an seine Grenzen stößt. Doch so zähfließend wie der Stau gingen bislang die Planungen zu dessen Vermeidung voran.

Nordrhein-Westfalen ist ein riesiger Ballungsraum. In einem dichten Autobahnnetz treffen Pendler, Gütertransporte, Dienstleister und Durchreisende aufeinander. Und Investitionen bedeuten Baustellen — eben die, die täglich kilometerlange Staus verursachen. Tatsächlich hätte man mit dem Ausbau viel früher anfangen müssen. Jetzt heißt es durchhalten.

Mit dem Neubau der Leverkusener Rheinbrücke nehmen die Belastungen zu. Dass das Nadelöhr auf der A1 abgerissen werden muss, ist bereits seit 2009 bekannt. Viel hat sich seitdem nicht getan. Bis 2017 müssen Autofahrer jetzt 15 Großbaustellen verkraften. Straßen NRW und Verkehrsministerium sind um ein gutes Konzept bemüht, aber das Chaos ist programmiert. Mehr denn je müssen wir jetzt mit den Engpässen leben.

Kilometerlange Staus ließen sich wohl auch mit einem ausgebauten Schienennetz vermeiden. Viele Menschen nehmen das Auto, weil es keine adäquate Bahnverbindung gibt. Ein Hoffnungsschimmer könnte der Rhein-Ruhr-Express sein. Er ist seit 1999 im Gespräch — den Zuschlag für den Bau der Züge hat das Krefelder Siemens-Werk aber erst jetzt erhalten. Bis die Züge auf den Schienen sind, stehen viele Pendler weiter im Stau.

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