„Wetten, dass. .?“: Untergang eines Unterhaltungsdampfers

Markus Lanz ist nicht allein verantwortlich

Ein Kommentar von Anne Grages.

Ein Kommentar von Anne Grages.

Foto: nn

Jede Menge verbale Prügel hat Markus Lanz in den vergangenen Monaten bezogen. Doch er ist nicht schuld am Untergang des großen ZDF-Unterhaltungsdampfers „Wetten, dass. .?“, jedenfalls nicht allein. Sicher — in seinen bisher 13 Shows hat er die Quote von 13 Millionen Zuschauern mehr als halbiert. Ja, Markus Lanz ist nett, adrett und immer sehr bemüht, aber überhaupt kein Entertainer. Ihm ist es nicht gegeben, lässig Gags steigen zu lassen und einen Saal zum Jubeln zu bringen, wie am Samstag wieder zu sehen war. Man kann seinem Vorgänger Thomas Gottschalk bräsigen Altmänner-Charme vorwerfen, aber seine spontane „Wurschtigkeit“ (Gottschalk) war immerhin echt. Doch auch seine Quoten nahmen schon stetig ab.

„Wetten, dass . .?“ war die jüngste Show einer Ära, die bis zu Peter Frankenfeld und Hans-Joachim Kulenkampff zurückreicht. Lange hat das Konzept getragen, lange gehörte es zu den großen Momenten der Kindheit, samstags frisch gebadet vor der Show zu sitzen. Aber mittlerweile glimmt das letzte Fernseh-Lagerfeuer nur noch matt.

"Wetten, dass..?"-Ära endet nach 33 Jahren
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"Wetten, dass..?"-Ära endet nach 33 Jahren

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Zu oft haben sich ein paar deutsche und amerikanische Prominente drei Stunden auf der Bühnencouch gelangweilt, zu stark ist die Konkurrenz im Internet. Schräge Wetten, ausgefallene Aktionen? Kann man jederzeit auf Youtube sehen. Und wie soll ein ZDF-Intendant auf Dauer rechtfertigen, zwei bis 2,5 Millionen Euro für eine Show auszugeben, wenn ein deutlich billigerer Krimi wie „Helen Dorn“ mit Anna Loos 40 Prozent mehr Zuschauer anzieht?

Schade, dass den Verantwortlichen im Sender das erst jetzt auffällt. Sonst hätte man sich schon 2012 die peinliche und unprofessionelle Suche nach Gottschalks Nachfolger sparen können, bei der alle absprangen, bis nur der damit als zweite Wahl gebrandmarkte Markus Lanz übrig blieb. Und man hätte der Show nicht zwei Jahre beim Absaufen zusehen müssen.

Ein Hintertürchen lässt sich das ZDF allerdings offen. Es legt sich die Rechte für eine eventuelle Doch-Noch-Neuauflage in die Schublade. Im Kino klappt ein Remake gelegentlich, bei Shows fast nie. Die ARD hat sich kürzlich an einer Wiederbelebung von „Einer wird gewinnen“ versucht. Die Quote war ordentlich, der Charme weg.

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