Gratis-Musik ohne Ende

Im Internet-Radio können Sie kostenlos und vollkommen legal jeden Titel mitschneiden.

Düsseldorf. Mit immer neuen Anti-Raubkopierer-Kampagnen versucht die Musikindustrie, das illegale Herunterladen von Songs im Internet zu stoppen. Spezialisierte Anwaltskanzleien drohen mit kostenpflichtigen Abmahnungen in vierstelliger Höhe. Natürlich will die Branche die Musikfans damit auch auf ihr Angebot der kostenpflichtigen Musik-Downloads auf Plattformen wie I-Tunes, Napster oder Amazon "umleiten". Dort gibt es einen Hit für durchschnittlich 99 Cent. Doch es gibt eine wesentlich günstigere Alternative, mit wenigen Klicks Musik aus dem Netz zu holen - völlig legal und kostenlos.

Im Internet tummeln sich weltweit abertausende von Radiosendern, die rund um die Uhr einen Song nach dem anderen spielen. Die meisten haben sich auf "Klangfarben" festgelegt: die einen senden Hitparaden-Futter, andere Hard Rock, Oldies, Chill oder Christian Pop - so ist für wirklich jeden Musikgeschmack etwas dabei. Finden kann man die Radiostationen unter anderem beim kostenlosen Datenübermittler ("Streaming-Server") Shoutcast, aber auch bei Musikverwaltungsprogrammen wie I-Tunes oder Winamp.

Jetzt braucht es nur noch die richtige Software, um diese Audiostreams als MP3-Dateien auf der (möglichst großen) Festplatte zu speichern und wegen der Qualität und der Verbindungskosten ins Internet am besten eine DSL-Flatrate. Wichtig: Nur von Sendern, die eine Bit-Rate von 192 kBits liefern, erhält man annähernd CD-Qualität, 128 kBits reichen für tragbare MP3-Player.

Wer außer den Kosten für seine DSL-Flatrate für seine Lieblingsmusik nichts weiter bezahlen möchte - und ein wenig Zeitaufwand zur Nachbearbeitung nicht scheut -, für den gibt es Programme, die kostenlos aus dem Internet heruntergeladen werden können: Ein flottes und schlichtes Aufnahme-Werkzeug ("Tool") ist der Streamripper, der etwa im kostenlosen Streamtastic zum Einsatz kommt.

Hier sind die Sender in der sehr guten Bedienungsoberfläche integriert, die Handhabung ist kinderleicht: Der Musikfan sucht sich seine Wunsch-Stationen heraus und startet die Aufnahme mit einem Rechtsklick. Die allermeisten MP3, ausgestattet mit Künstlernamen Titel und Laufzeit, sind völlig in Ordnung.

Wer nur gelegentlich Sender aufnehmen oder eine neue Musikrichtung erkunden möchte, urteilt die Fachzeitschrift "PC Praxis" in einem Test, liegt mit Streamtastic richtig.

Der Streamripper lässt sich aber auch in den Vorzeige-Player Winamp mit tausenden Sendern integrieren. Dann lassen sich die Fundstücke auch gleich übersichtlich verwalten. Bei der Installation des Streamrippers muss lediglich die Option für das Winamp-Erweiterungsmodul ("Plug-in") aktiviert werden.

In einigen Fällen müssen die Lieder noch nachbearbeitet werden, da die Programme abhängig davon sind, was die Sender liefern. Da kann am Anfang noch der Moderator zu hören oder am Ende schon ein anderes Stück eingeblendet sein. Dafür gibt es Audiobearbeitungen wie das hervorragende Audacity oder das einfacher zu bedienende MP3directcut - ebenfalls kostenlos im Internet.

Wer es komfortabler haben möchte, ist mit einem Rundum-Sorglos-Paket wie "Radiotracker6" von RapidSolution bestens bedient - für das derzeit allerdings einmalig 29,90Euro investiert werden müssten. Das Programm hat zehntausende Internetradiosender weltweit im Blick, unterscheidet nach 80 Musikgenres mit Millionen Titeln und kann vollautomatisch 99 Stücke gleichzeitig aufnehmen - Plattencover und auch Liedtexte oft sogar inklusive. Der Fan kann mit einem Filter ganz gezielt Wunschlisten zusammenstellen: Je populärer das Lied, desto eher wird es auch auf irgendeinem Sender in der Welt gespielt und umgehend abgefischt.

Die nüchterne Erfahrung zeigt allerdings, dass kaum jemand sämtliche Lieder auf der vollgestopften und schlecht sortierten Festplatte jemals hören wird. Deshalb wird auch der Kreis der Musikfans immer größer, die aufs Downloaden verzichten und sich ganz speziellen Radiosendern zuwenden. Dank Verträgen mit den großen Plattenfirmen verfügen diese über riesige Kataloge.

Teilweise können die Titel sogar direkt angewählt (Groove-shark, Jiwa, Simfy) und Spiellisten etwa für die Party zusammengestellt werden. Bei Last.fm oder Aupeo kann man kinderleicht eigene Radiostationen ganz nach eigenem Geschmack und Stimmung einrichten - und dabei Unmengen von bisher unbekannten und richtig guten Künstlern und Titeln entdecken.

Wer unbedingt will, kann auch diese Internet-Radios aufnehmen. Rechtlich einwandfrei geht das aber nur über die Soundkarte des Computers, etwa mit dem Programm MP3directcut - fast genau so wie früher mit dem Kassettenrecorder.

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