iPad: Apples neuer Volkscomputer

Düsseldorf. "Welcher Computertyp bin ich eigentlich?" So sollte dieser Text heißen, als wir die Serie "So geht das!" konzipiert haben. Wir wollten die Vor- und Nachteile von Netbook und Notebook, Wohnzimmer- und Desktop-Computer für unterschiedliche Ansprüche aufzeigen.

Inzwischen haben wir das iPad von Apple kennen gelernt - und alles ist ein bisschen anders geworden. Denn: Wenn Sie diesen Text lesen, sich also ein wenig für Technik interessieren, sich aber sich nicht so genau auskennen, dann ist das iPad mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit genau das Richtige für Sie. Wenn Sie weiterlesen, erfahren Sie, warum. Im angehängten Glossar und in der Fotogalerie lesen Sie kompakt, was die anderen Computerklassen können.

Die einen schauen ungläubig, manche nicken wissend, andere erkundigen sich ungeniert: "Darf ich fragen, was das für ein Gerät ist?" Wer in diesen Tagen mit einem iPad in der U-Bahn sitzt, dem sind neugierige Blicke gewiss. Der flache Computer mit berührungsempfindlichem Display zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Auch im Büro kommt kaum ein Kollege dran vorbei ohne die obligatorische Frage: "Darf ich mal anfassen?" Das mag daran liegen, dass das iPad in Deutschland noch nicht auf dem Markt ist und Exemplare wie unser US-Import entsprechend selten sind. Aber wahrscheinlich ist es eher die Selbstverständlichkeit, mit der sich der Nutzer per Finger durch Bücher und Zeitungen, durch die Musiksammlung und Videofilme bewegt, die schon beim Zuschauen Faszination ausübt. Es sieht alles so einfach, so richtig aus. Und so fühlt es sich auch an.

Auch wenn er nun als neue Produktklasse angepriesen wird. Der Tablet-PC ist keine Erfindung von Apple. Ähnliche Geräte gibt es schon seit den 1990ern. Doch in der nun von Steve Jobs vorgelegten Version ist der Tablet-PC der Computer, auf den die heutige Eltern- und Großelterngeneration gewartet hat. Denn selbst wenn sie am Arbeitsplatz viele Stunden am Rechner verbringen - viele Menschen, die nicht im digitalen Zeitalter aufgewachsen sind, lassen den PC in ihrer Freizeit links liegen. Wer will es ihnen verübeln? Heutige Computer sind meist fehleranfällig, schwer zu bedienen und langsam. Die jüngere Generation kennt es nicht anders und lernt schneller. Doch Ältere erwarten, dass ein Produkt perfekt funktioniert und leicht verständlich ist.

Perfekt ist das iPad zwar lange nicht. Manche Internetseiten kann es nicht anzeigen. Es fehlen Schnittstellen, um andere Geräte anzuschließen. Und Dateien können nicht einfach beliebig auf dem iPad gespeichert werden. Doch dies stört vor allem erfahrene Anwender. Wer in erster Linie Medien konsumieren möchte - also Zeitungen oder Bücher lesen, Filme schauen, Fotos ansehen, im Internet surfen - wird am iPad seine Freude haben. Denn es ist intuitiv, leicht zu bedienen und sofort einsatzbereit.

Wer beispielsweise seine Urlaubsfotos zeigen will, erweckt das Gerät binnen einer Sekunde zum Leben. Ein einzelner Druck aufs Display startet sofort die Fotoanwendung. Anschließend wechselt man von Bild zu Bild, indem man mit dem Finger übers Display streicht, oder startet eine automatische Diashow. Beim Experiment im Familienkreis konnten auch Menschen über 80 die Anwendung sofort selber bedienen. Bei einem Notebook mit Maus undenkbar.

Dass es viele Inhalte und Programme, die so genannten Apps, nur nach einer Zwangsanmeldung im Apple-Onlineshop iTunes gibt, ist angesichts der Zielgruppe nicht mal unbedingt ein Nachteil. So sehr sich versierte Benutzer gegängelt fühlen mögen - die Einkaufsplattform iTunes als zentrale Drehscheibe der iPad-Welt hat den Vorteil, dass Betrüger und Hacker kaum eine Chance haben. Mit dem freien Netz werden auch die Risiken ausgesperrt.

Nicht zuletzt wird der große Erfolg des iPad - in den USA ist es bereits mehr als eine Million mal verkauft worden - den Markt beleben, so wie das iPhone seinerzeit neue Standards für Mobiltelefone gesetzt hat. Mit dem Wepad kommt ein möglicher iPad-Konkurrent aus Deutschland.

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