Apple präsentiert neue Software und neue Geschäftsfelder

San Francisco (dpa) - Auf der Entwicklerkonferenz WWDC zeigte Apple-Chef nicht die von vielen Fans gewünschten neuen Geräte wie eine iWatch oder ein erweitertes Apple TV. Trotzdem waren die über 5000 Entwickler zufrieden, denn Apple hatte mehrere Überraschungen für sie auf Lager.

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Sollte Apple-Chef Tim Cook in diesen Tagen wegen der riesengroßen Erwartungen von Kunden, Investoren und der Öffentlichkeit unter Druck stehen, lässt sich der 53-Jährige das nicht anmerken. Am Ende einer zweistündigen Präsentation zur Eröffnung der Entwicklerkonferenz WWDC in San Francisco plauderte Cook entspannt mit Kollegen und Freunden, während in den sozialen Medien wie Twitter lautstark geklagt wurde, dass der Apple-Boss und seine Leute nicht ein einziges neues Gerät angekündigt hatten.

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Die Stimmung unter den Entwicklern im Moscone Center wurde durch das Ausbleiben spektakulärer Hardware-Vorstellungen kaum getrübt. Schließlich hatte Apple-Softwarechef Craig Federighi zuvor mit einer Reihe von größeren und kleineren Verbesserungen für das Betriebssystem iOS für iPhone und iPad sowie die Mac-Software OS X punkten können.

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Apple: Software-Offensive statt neuer Geräte
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Apple: Software-Offensive statt neuer Geräte

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Die beiden Systeme wachsen nicht nur optisch immer stärker zusammen, sondern werden in der Bedienung immer weiter verschränkt. Dafür sorgt zum Beispiel der Dienst Handoff, mit dem Nutzer auf dem iPhone begonnene Arbeiten nahtlos am Mac fortsetzen können.

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So werden Anrufe auf dem iPhone zugleich auf dem Mac-Bildschirm angezeigt und können dort entgegen genommen werden. Ein Mausklick auf eine Telefonnummer auf dem Mac-Bildschirm kann einen Anruf auslösen. Eine E-Mail, die unterwegs auf dem iPhone begonnen wurde, kann auf dem Mac fertiggeschrieben werden. Fotos tauchen auf allen Geräten auf. So verschmelzen iPhone, iPad und Mac zu einer Einheit. Dieser Ansatz ist nicht völlig neu, aber vermutlich nirgendwo so elegant umgesetzt wie beim neuen Mac-System OS X „ Yosemite“ und dem neuen iOS 8. Die Programme sollen jeweils im Herbst als kostenloses Update für iPhone und iPad sowie Mac erscheinen, teilte das Unternehmen mit.

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OS X bekommt unter anderem auch eine neue Heute-Ansicht, die aktuell wichtige Termine, Erinnerungen, Nachrichten und andere Informationen an einem Ort sammelt. Über Widgets aus dem App Store lässt sich die Ansicht individuell anpassen. Der integrierte Browser Safari bekommt ein neues Design und eine Funktion für Privates Surfen, auch für das ganze Betriebssystem gibt es einen frischen Look inklusive neuer Schriftart.

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Deutlich attraktiver erscheint nun die Internet-Wolke von Apple, die im Wettbewerb mit Angeboten von Google, Microsoft, Amazon und anderen steht. Der Dienst iCloud wurde nun nicht nur deutlich preiswerter, wenn man über die kostenlosen fünf Gigabyte hinaus Speicherplatz mieten will. In iCloud tauchen nun auch die besten Ideen auf, die man beispielsweise vom Speicherdienst Dropbox oder dem Chatdienst WhatsApp her kennt - alles aber einen Tick schöner und sicherer.

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Neu ist die iCloud-Erweiterung Drive. Ähnlich wie bei Diensten wie Google Drive oder Dropbox können Nutzer darin beliebige Dateien abspeichern und von verschiedenen Geräten aus öffnen. Unter OS X wird iCloud Drive in den Dateimanager Finder integriert und dann wie jeder andere Ordner behandelt.

Bei zwei Themen - Gesundheit und vernetztes Zuhause - leistet Apple mühsame Grundsatzarbeit. In den vergangenen Jahren sind unzählige Fitness-Gadgets und Medizin-Sensoren - etwa für die Kontrolle des Blutdrucks - auf den Markt gekommen. Doch untereinander sind die Angebote kaum kompatibel. Der Pulssensor von Hersteller A spricht nicht direkt mit der über WLAN angeschlossenen Personenwaage von Hersteller B. Das Apple-System iOS 8 bietet nun eine Sammelstelle für Medizin- und Fitness-Werte, die in der App Health konsolidiert angezeigt werden können. In dieses Szenario würde sich natürlich eine Smartwatch von Apple mit Pulssensor hervorragend einfügen.

Vermutlich viel komplizierter ist derzeit die Marktsituation im Bereich Smart Home. Zu Steuerung von Licht, Temperatur oder Schließsystemen gibt es nicht nur etliche nicht-kompatible Protokolle der verschiedenen Hersteller. Zum Teil funken die „schlauen“ Gegenstände im Heim auch auf so unterschiedlichen Wellen, dass sie nicht zueinander finden können. Apples Plattform HomeKit könnte zumindest die Protokoll-Frage lösen.

Über den Apple-Sprachassistenten Siri könnte der Nutzer dann dem System zum Beispiel einfach sagen, dass er ins Bett gehen will, erläuterte Apple-Softwarechef Federighi. HomeKit könnte dann die Systeme im Haus anweisen, die Lichter zu dimmen, die Haustür abzuschließen und das Garagentor herunterzufahren. Und vielleicht steigt Apple ja auch wie Google mit dem Kauf von Nest hier ins Geräte-Business ein, um ein weiteres Geschäftsfeld aufzubauen.

Diese Aussichten verhinderten am Montag (2. Juni) auch einen Absturz der Apple-Aktie. Das Papier, das seit Jahresbeginn um zwölf Prozent zugelegt hat, gab bis zum Börsenschluss in New York nur um 0,7 Prozent nach - obwohl auch etliche Investoren ungeduldig auf das nächste bahnbrechende Produkt von Apple warten. Horace Dediu vom Marktforschungsunternehmen Asymco sagte auf der WWDC, mit den gezeigten Technologien habe Apple ein Fundament gelegt, auf dem neue Gebäude errichtet werden können.

Die Entwickler freuten sich in San Francisco aber nicht nur über die Aussichten auf neue Geschäfte. Sie bejubelten vor allem konkrete Schritte von Apple, die ihnen die Arbeit beim Programmieren erleichtern. So dürfen Apps auf den bislang streng gehüteten Fingerabdruck-Sensor „TouchID“ zugreifen, der zuvor nur für das Freischalten des Sperrbildschirms und beim Bezahlen in Apples Online-Store iTunes verwendet wurde. Überrascht wurden Entwickler auch von der neuen Programmiersprache Swift, die laut Apple besonders leicht zu erlernen und gleichzeitig sehr leistungsstark ist.

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