Ausstieg aus sozialen Netzwerken zu kompliziert

Berlin (dpa) - Verbraucherschützer fordern, das Löschen von Benutzerkonten bei Online-Netzwerken, Internet-Versandhäusern oder Mail-Anbietern mit einer Gesetzesänderung zu vereinfachen.

Der Abschied von einem Dienstleister sei oft mit viel Sucherei, unbeantworteten E-Mails und Unsicherheit bei den Internet-Nutzern verbunden, ergab eine vom Verbraucherzentrale Bundesverband (VBZV) in Auftrag gegebene repräsentative Studie, die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. Für die Anmeldung reichten hingegen oft nur wenige Klicks aus.

Jeder zweite Nutzer, der schon einmal ein Konto bei einer Internet-Plattform oder in einem Online-Netzwerk löschen wollte, habe die Funktion nur mit Schwierigkeiten gefunden. Insbesondere ältere Anwender hätten Mühe damit. Für die Studie hatten die Marktforscher von Aris rund 1500 Nutzer im Alter ab 14 Jahren befragt.

In einer exemplarischen Untersuchung von 19 Plattformen stellte der VZBV zudem fest, dass vier davon ihren Nutzern gar keine Möglichkeit anboten, das Konto zu löschen. VZBV-Chef Gerd Billen bemängelte insbesondere die Hürden des Online-Versandhändlers Amazon. „Bei Amazon braucht man schon eine ganze Zeit lang, bis man da wieder raus findet.“ Vorbildlich sei dagegen das Soziale Netzwerk Wer-kennt-wen. Dort könne man sein Profil ohne großen Aufwand löschen.

Über die Hälfte der Studienteilnehmer, die sich bereits von einem Portal verabschiedet hatten, war sich nicht sicher, ob dabei alle persönlichen Daten gelöscht wurden. 25 Prozent gaben an, vom Anbieter keine Rückmeldung oder Bestätigung der Abmeldung erhalten zu haben. „Dieses Vorgehen der Unternehmen verstößt gegen das Recht auf informelle Selbstbestimmung jedes Verbrauchers und ist nicht hinnehmbar“, sagte die Grünen-Sprecherin für Verbraucherpolitik, Nicole Maisch, laut einer Mitteilung.

Der VZBV forderte daher Änderungen des Telemediengesetzes. „Es besteht bereits jetzt dringender Handlungsbedarf“, sagte Billen. „Wir brauchen eine klare gesetzliche Regelung.“ Es sei inakzeptabel, dass Innen- und Wirtschaftsministerium auf EU-Richtlinien warteten.

Der Verbraucherschützer kritisierte dabei insbesondere Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU). „Wir haben einen Innenminister, den das Thema Datenschutz für Verbraucher nicht interessiert“, sagte Billen. „Das ist eine eklatante politische Fehlleistung des Innenministers.“ Das Thema Datenschutz sei bei Friedrich nicht gut aufgehoben. Wenn der Innenminister sich nicht darum kümmern wolle, solle er das Thema besser in die Verantwortung von Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) geben. Die aktuelle Situation sei ärgerlich.

Der Verband möchte, dass auf Online-Plattformen schon auf der Startseite ein gut sichtbarer Abmeldeknopf verpflichtend wird. Zudem sollen die Nutzerkonten standardmäßig so eingestellt sein, dass nur wenige Angaben öffentlich sind. „Jeder Verbraucher soll dann die Möglichkeit haben, mehr preiszugeben, wenn er will. Aber das sollte die Entscheidung eines jeden Nutzers sein“, sagte Billen.

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