Bits, Bytes und gekühlte Drinks - Roboter als Butler

München (dpa) - In Japan gehören sie schon zum Alltag, in Europa machen sie sich dagegen rar: Service-Roboter sollen Menschen die einfachen, aber lästigen Aufgaben abnehmen. Der elektronische Butler James aus München möchte mit Charme und guten Witzen punkten.

Die Zukunft ist etwa einen halben Meter groß und trägt eine silberne Fliege. James hat zwar nur einen Arm, den aber setzt er geschickt ein: Zielstrebig greift er nach der Plastikflasche hinter dem Tresen und stellt sie vor den Besucher. Auf die artige Bedankung folgt die blecherne Antwort des Roboter-Butlers: „Always a pleasure“, spricht James in feinstem britischen Englisch, „immer wieder gerne“. Der Roboter wurde beim Münchner Fortiss-Instituts für Hightech-Forschung programmiert - zu Forschungszwecken versteht sich.

„Bei uns ist wichtig, dass der Roboter nicht nur die Aufgabe richtig erledigt, sondern dabei auch die sozialen Bedürfnisse des Menschen beachtet“, erklärt Entwickler Manuel Giuliani sein Projekt bei einer Presseführung. James („Joint Action for Multimodal Embodied Social Systems“) ist als Barkeeper programmiert und soll eine menschliche Interaktion auf Augenhöhe möglich machen. Er soll dabei vor allem variabel agieren und reagieren.

Wenn zwei Menschen an der Bar stehen, müsse der Butler aus Bits und Bytes zuerst den bedienen, der als erster da war - dem zweiten Gast solle er zumindest klar machen, dass er auch gleich dran ist. Dadurch gehe zwar Zeit verloren, aber Effizienz habe im Roboter-Business nicht unbedingt Priorität: „Die Menschen sind glücklich, und das ist ja durchaus auch wichtig“, erklärt Giuliani.

Was die Menschen in Deutschland immer noch zum Staunen bringt, ist in Asien bereits Teil des Alltags: „In Japan sind die Service-Roboter schon im Einsatz“, erklärt Christian Kamburow vom Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung in Berlin. Es gehe dabei aber nicht nur darum, den Menschen lästige Tätigkeiten abzunehmen. Auch als sozialer Kontakt für Senioren bewährt sich der Roboter. Zumindest also in Japan hat der Roboter demnach seinen Platz schon gefunden. „Es wird angenommen“, weiß Kamburow.

Unklar dagegen ist die zukünftige Entwicklung in Deutschland. „Wir sind schon gesellschaftlich ein Land der Technikskeptiker“, sagt der Zukunftsforscher. Innovationen hätten es hierzulande einfach schwerer. Von heute auf morgen würden Roboter zumindest nicht zum täglichen Umgang werden. Auch das Fortiss-Institut betreibt mit James eher Grundlagenforschung. „Hier geht es darum, was man bis 2020 machen kann“, erklärt Entwickler Markus Rickert. Fortiss ist eine außeruniversitäre Forschungseinrichtung. Sie wird zu je einem Drittel vom Freistaat, der Industrie und aus Kooperationen getragen.

Dem elektronischen Butler selbst machen seine durchwachsenen Zukunftsaussichten scheinbar nicht so viel aus. Dauernd unterbricht der sonst so galante Roboter seine eigene Vorstellung mit Aussagen wie „I am tired“ - „Ich bin müde“. Seinen humoristischen Auftritt bekommt James dann aber noch: „Ich werde euch einen Roboter-Witz erzählen: 10011011. Haha, das war sehr lustig.“

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