Bluetooth-Tastaturen machen Tablets zum Notebook

Berlin (dpa/tmn) - Eine SMS ist auf einem Touchscreen schnell geschrieben, eine Mail auch noch. Doch bei langen Texten oder komplizierten Webadressen nerven virtuelle Tastaturen. Eine Alternative sind physische Bluetooth-Tastaturen für Smartphones oder Tablets.

Touchscreens sind praktisch: Sie reagieren auf leichtes Antippen und ermöglichen es, mit Multitouch-Gesten schnell zu navigieren und zu zoomen. Geht es ums Tippen von Texten, hört der Komfort allerdings auf. Ohnehin kommt nicht jeder mit Touch-Tasten zurecht, sagt Roland Stehle von der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu): „Das erfordert eine gewisse Übung, manchen ist der Umstieg einfach zu mühsam.“ An dieser Stelle kommen Bluetooth-Tastaturen ins Spiel.

„Es gibt generell ein großes Interesse an Zubehör für Smartphones und Tablets“, sagt Stehle. Kein Wunder, dass in den vergangenen Jahren viele Hersteller eigene mobile Tastaturen auf den Markt gebracht haben. Es muss auch nicht immer Bluetooth sein. Für Wohnzimmer-PCs sind zum Beispiel auch Tastaturen sinnvoll, die mit anderen Funkstandards arbeiten. Der Nachteil: Im Gegensatz zu Bluetooth benötigen sie einen eigenen USB-Empfänger. Und bei Smartphones oder Tablets fehlen dafür meist Ports und Treiber.

Gleichzeitig harmonieren aber auch nicht alle Android-Tablets mit allen Bluetooth-Tastaturen. Eventuell müssen Nutzer vorher eine der Treiber-Apps installieren, die im Google Play Store zu finden sind. Das iPad arbeitet in der Regel gut mit Bluetooth-Keyboards zusammen.

Nicht ganz einfach ist es, in der Flut neuer Produkte das passende Keyboard zu finden. „Das ist vor allem Gewöhnungs- und Geschmackssache“, sagt Andrej Kupetz, Geschäftsführer beim Rat für Formgebung. Spannend sei vor allem, dass es die Bluetooth-Tastaturen erst seit ein paar Jahren gibt. Deshalb habe sich bisher noch keine Form durchgesetzt.

„Die Hersteller probieren da noch verschiedene Varianten aus“, erklärt Gerald Himmelein von der Computerzeitschrift „c't“. Manche Bluetooth-Tastaturen für Tablets ähneln denen von Desktop-PCs oder Notebooks. Bei kompakteren Modellen zeigen sich die Hersteller dagegen gerne experimentierfreudig. „Vorsichtig wäre ich vor allem bei extrem kleinen Tastaturen“, warnt Himmelein. Denn wenn die Abstände zwischen den Tasten zu gering sind, häufen sich die Vertipper. Internationale Hersteller behandelten zudem oft die Umlaute stiefmütterlich - sie finden sich im Tastenlayout teils an merkwürdigen Orten wieder.

Grundsätzlich rät Designexperte Kupetz Verbrauchern vor dem Kauf zu einem kurzen Probeschreiben. „Wichtig ist, dass ich meine erlernten Fähigkeiten von anderen Tastaturen auf das neue Gerät übertragen kann.“ Denn echten Zusatznutzen im Vergleich zum Touchscreen bringt ein Bluetooth-Keyboard nur, wenn es sich blind bedienen lässt. „Das haptische Feedback ist für geübte Tipper bei einer richtigen Tastatur der entscheidende Vorteil“, erklärt Kupetz.

Viele Bluetooth-Tastaturen bieten neben Tasten auch einen Mausersatz wie Touchpad oder Trackball. Sinnvoll ist das nicht unbedingt für Tablets, aber für andere Geräte wie Spielkonsolen oder Rechner, die am Fernseher angeschlossen sind. Ähnlich wie bei der Tastatur gibt es auch beim Mausersatz enorme Qualitätsunterschiede, warnt Gerald Himmelein.

Wichtig ist vor allem, dass die Maustasten gut erreichbar sind und sich die Finger fürs Drücken der Tasten nicht mit denen zur Bedienung von Touchpad oder Trackball in die Quere kommen. Manche Hersteller trennen die Elemente deshalb: Touchpad oder Trackball sitzen dann zum Beispiel oben rechts auf der Tastatur, die Maustasten finden sich am oberen linken Rand - ähnlich wie die Schultertasten bei einem Gamepad. „Das ist auf den ersten Blick etwas gewöhnungsbedürftig, in der Praxis aber überraschend komfortabel“, sagt Himmelein. Linkshänder könnten bei solchen Varianten aber Probleme haben, weil sie Touchpad oder Trackball mit Rechts bedienen müssen.

Eine mobile Tastatur sollte natürlich auch nicht zu groß und schwer sein. „Wer auf Reisen viel schreibt, ist mit einem Netbook besser bedient als mit einem Tablet“, sagt Himmelein. Denn das wiegt manchmal weniger als Tablet, Ständer und Tastatur zusammen.

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