Börsen-Pechvogel Knight Capital gerettet

New York (dpa) - Die Wall-Street-Firma Knight Capital, die von einem Softwarefehler an den Rand des Ruins gebracht wurde, ist gerettet. Eine Gruppe von Investoren stelle 400 Millionen Dollar bereit, teilte der Aktienhändler am Montag mit.

Die bisherigen Anteilseigner werden aber als Konsequenz die Kontrolle über das Unternehmen verlieren. Knight Capital hatte vergangene Woche in nur 45 Minuten einen Verlust von 440 Millionen Dollar angehäuft und stand deshalb vor dem Aus.

Die rettenden Investoren bekommen für ihr Geld Schuldpapiere, die in rund 267 Millionen Aktien umgewandelt werden können. Danach dürften sie rund drei Viertel der Anteile halten.

Die Knight-Aktie fiel zum Start des New Yorker Handels um über 25 Prozent auf rund drei Dollar. Ein Grund dürfte sein, dass die Investoren bei ihrer Rettungsaktion eine Aktie schon für etwas mehr als 1,50 Dollar bekommen dürften. Zudem entzog die New Yorker Börse NYSE der Firma als Vorsichtsmaßnahme vorläufig die Verantwortung für den Handel mit fast 700 Aktien. Sie wurde dem Konkurrenten Getco übertragen.

Das Geld für Knight Capital komme unter anderem von Finanzinvestoren wie Blackstone und der Getco-Anteilseigner General Atlantic sowie dem Aktienhändler TD Ameritrade, berichteten die Finanznachrichtenagentur Bloomberg und der Sender CNBC unter Berufung auf informierte Personen. Knight Capital hatte sich am Freitag mit einer neuen Kreditlinie ins Wochenende gerettet. Am Markt wurde davon ausgegangen, dass die Firma einen dauerhaften Deal noch am Montag brauchte.

Schuld an dem außergewöhnlichen Börsen-Malheur war eine Software-Panne: Ein neues Handelsprogramm von Knight Capital überflutete den Markt am Mittwochmorgen mit fehlerhaften Handelsaufträgen. Als Folge saß die Firma auf einem Berg zu teuer gekaufter Aktien. Nach Informationen des „Wall Street Journal“ hatte Knight ungewollt Papiere im Wert von mindestens 4,5 Milliarden Dollar erworben. Goldman Sachs kaufte die Aktien mit einem Abschlag im Paket ab.

Knight-Chef Thomas Joyce wollte dem „Wall Street Journal“ zufolge die Börsenaufsicht SEC zunächst überreden, die ganzen Order einfach rückgängig zu machen. Doch SEC-Chefin Mary Shapiro lehnte unter Hinweis auf geltende Regeln ab. Am Wochenende nannte sie den Vorfall „inakzeptabel“ und ordnete an, dass die Arbeit an einem Überwachungssystem für Handelsprogramme beschleunigt wird. In der US-Presse machte das Wortspiel „Knightmare on Wall Street“ die Runde.

Der Börsen-Dienstleister Nanex stellte die Vermutung auf, Knight habe mit der neuen Handelssoftware versehentlich auch ein Testprogramm scharfgeschaltet, mit dem sie zuvor unter Laborbedingungen ausprobiert worden war. Jedenfalls passe der Ablauf zum Verhalten solcher Testinstallationen, hieß es in einer Analyse.

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