Das neue Apple TV im Test: noch nicht die „Zukunft des TV“

Berlin (dpa/tmn) - Schon beim Auspacken fällt es auf: Die schwarze Box ist etwas dicker und schwerer geworden. Neu im Inneren: Das komplett neue Betriebssystem („tvOS“) und erstmals ein eigener App Store, über den Anwendungen und andere Videodienste auf den Schirm kommen.

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Beim Einrichten haben iPhone-Nutzer einen Startvorteil. Hält man das Gerät mit eingeschalteter Bluetooth-Verbindung in die Nähe des Apple TV, werden alle nötigen Einstellungen wie WLAN-Passwort oder Apple-ID automatisch übernommen. Aus rechtlichen Gründen muss zumindest einmal auch das Apple-Passwort etwas fummelig eingegeben werden. Dabei bietet Apple aber die Option, dass Passwort auf dem Gerät zu speichern - Wiederholungen bleiben einem so erspart.

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Die zierliche Fernbedienung wurde komplett neu entwickelt. Am oberen Ende befindet sich eine etwa drei mal drei Zentimeter große Touch-Oberfläche zur Navigation, ein Mikrofonknopf aktiviert auf Wunsch Siri. Sie hilft bei der Suche nach Filmen oder TV-Serien - nicht nur in Apples iTunes Store - sondern über verschiedene Anbieter hinweg. In Deutschland steht etwa der Videoservice Netflix als App zu Verfügung.

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Nach dem Befehl „Zeige mir alle James-Bond-Filme“ erscheinen tatsächlich alle 007-Filme, die man bei iTunes leihen bzw. kaufen oder als Netflix-Abonnent anschauen kann, oder eben „Nur die mit Sean Connery“. Die Suche klappt erstaunlich gut, da Siri auf alle Metadaten wie Schauspieler, Regisseure, Genre, Entstehungszeit oder Bewertungen der Kritiker zugreifen kann.

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Mischt man Deutsch und Englisch, hat Siri allerdings noch ihre Probleme. So wird die US-Sitcom „Friends“ als „Franz“ interpretiert, so dass man über eine virtuelle Tastatur den richtigen Suchbegriff eingeben muss. Bei der aktuellen Netflix-Serie „Narcos“ verstand Siri immer nur „Markus“. Das kann Amazons Fire TV besser. Beim Navigieren innerhalb eines Films hat dagegen Apple die Nase vorn. Genial ist beispielsweise die Option, einen Film mit der Frage „Was er gesagt?“ um einige Sekunden zurückspulen zu lassen.

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Neben iTunes und Netflix kann man in Deutschland auch auf Mediatheken von ZDF und ARTE sowie YouTube, Vimeo oder Periscope zugreifen. Andere Sender und Dienste folgen. Englischsprachige News-Interessierte können Bloomberg.tv und den US-Nachrichtensender ABCnews anschauen. Auch der Apple-Konkurrent Amazon wäre in der Lage, sein Prime-Video-Programm auf dem Apple TV anzubieten - Apple hätte zumindest nicht dagegen.

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Neben Video-Apps findet man im iTunes Store derzeit vor allem Spiele - entweder tvOS-Varianten von iPad- oder iPhone-Spielen oder Exklusivtitel wie der Weltraum-Shooter „Galaxy on Fire“. Ähnlich wie beim drahtlosen Controller für die Spielekonsole Nintendo Wii dient die Fernbedienung des Apple TV als Steuerungsinstrument. Die eingebauten Lage- und Beschleunigungssensoren registrieren, wenn man in Sportspielen Bälle schlägt oder ein virtuelles Lenkrad bewegt.

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Die Inhalte - egal ob Video oder Spiel - werden vom neuen Apple TV maximal in Full-HD (1920 zu 1080 Pixel) angezeigt. Auf eine Unterstützung von Ultra-HD (4K) wie beim Amazon Fire TV verzichtete Apple. Momentan ist das mangels Material kein großes Problem. Das könnte sich aber bereits in einem oder zwei Jahren ändern.

Insgesamt ist die vierte Generation des Apple TV ein großer Sprung nach vorne. Das Apple TV wird offenbar im Unternehmen nicht mehr als „Hobby“ betrieben, wie es Steve Jobs einmal genannt hat. Doch zum Umkrempeln der Fernsehgewohnheiten fehlt eine umfassende Integration der Live-TV-Sendungen. Außerdem fehlen in Deutschland noch wichtige Dienste wie Maxdome oder der Bezahlsender Sky. Und ob Amazon über seinen Schatten springen und Videos auf dem Apple TV anbieten wird, steht noch in den Sternen.

Das neue Apple TV kostet 179 Euro (mit 32 GB Speicher) bzw. 229 Euro (64 GB). Für die meisten Anwender sollte die kleinere Version reichen, da die Videos nicht lokal gespeichert, sondern im Stream übertragen werden.

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