Experten: Stationärer Einzelhandel in tiefem Wandel

Berlin (dpa) - Der Einzelhandel in Deutschland ist nach Einschätzung von Experten in einem dramatischen Wandel begriffen. Es sei bereits seit einigen Jahren bemerkbar, dass die Zahl der Kunden im stationären Handel deutlich zurückgeht, sagte Gerrit Heinemann, Professor an der Hochschule Niederrhein, in Berlin.

„In den letzten Jahren ist in den kleinen und mittleren Städten in Deutschland die Besucherzahl um rund 20 Prozent zurückgegangen, bis zu 25 Prozent der Läden steht dort teilweise leer“. Dieser Einbruch könne derzeit bei weitem nicht allein durch das überproportionale Wachstum im Online-Handel ausgeglichen werden, betonte Heinemann.

„Wenn der stationäre Handel nicht wach wird, wird er sich mittelfristig nicht halten können.“ Derzeit expandiere er lediglich massiv in der Fläche, in diesem Jahr um rund 8 Prozent. Für den Ausbau des Online-Geschäfts fehlten dagegen die Investitionen. „Ich frage mich warum“, sagte Gerrit. Die Investitionen könne man relativ einfach umschichten.

Für den Kunden wird das Einkaufen dagegen bequemer und unkomplizierter, ist sich die Online-Handelsplattform eBay sicher. Durch neue technologische Entwicklungen und vor allem durch das Smartphone werde sich das Einkaufen künftig für den Kunden noch weiter flexibilisieren, sagte Martin Barthel von eBay Deutschland.

Laut einer repräsentativen Studie, die die Online-Handelsplattform in Auftrag gegeben hat, können sich zwar 55 Prozent der Internetnutzer in Deutschland zwar nicht vorstellen, dass sie künftig Waren nur noch im Internet kaufen, sagte Barhel. 45 Prozent erwarteten allerdings einen sehr starken Trend hin zu Online-Angeboten. Große Unterschiede gibt es nach wie vor bei den verschiedenen Produktgruppen - nicht alles möchte der Kunden wirklich online kaufen.

Der Handel müsse sich auf grundlegende Veränderungen einstellen, sagte Barthel. „Der Offline-Handel ist nicht tot, aber er muss sich darauf vorbereiten, künftig viel mehr auf verschiedene Verkaufskanäle (Multichannel) über das Internet und auf Smartphone zu setzen.“ Die Läden würden sich zunehmend ändern. Möglicherweise sei der eBay Kaufraum, den das Unternehmen in Berlin geöffnet hat, ein Beispiel dafür, wo der Trend für bestimmte Teile des stationären Handels hingehe.

Für die Weihnachtszeit hat eBay in Berlin einen Laden als Kaufraum eröffnet, wo Kunden ausgewählte Geschenkartikel durchstöbern und mit dem Smartphone mobil einkaufen können. Dafür scannen sie den dazugestellten QR-Code, ein dem Barcode ähnlicher Zeichen-Code, der direkt auf eine Internet-Seite verlinkt. „Showrooms sind ein Beispiel, wie es auch künftig funktionieren kann“, sagte Margit Kling, Professorin an der Design Akademie Berlin und Unternehmensberaterin. Angebote über QR-Codes müssten dem Kunden aber auch einen echten Vorteil bieten. Wenn der Code lediglich auf eine traditionelle Internet-Seite führt, ergebe das keinen Sinn.

Überhaupt sprechen Experten dem Smartphone eine wesentliche Rolle bei der Veränderung des Einkaufens zu. Laut eBay-Studie legt die große Mehrheit der Verbraucher (60 Prozent) Wert darauf, sich beim Einkaufen gezielt auch mobil informieren zu können.

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