Günstig telefonieren - Hilfe im Dschungel der Handytarife

Berlin (dpa/tmn) - Die Preise für Handytarife kennen seit Jahren nur eine Richtung: nach unten. Lagen die Minutenpreise in den 90-er Jahren bei einem Euro, sind es heute nur wenige Cent. Günstig zu telefonieren, ist keine Frage des Angebots mehr.

Günstig telefonieren - Hilfe im Dschungel der Handytarife
Foto: dpa

Viel problematischer ist es für Verbraucher, das passende Angebot für die eigenen Bedürfnisse zu finden. Bei 4000 Tarifen - so viele hat die Stiftung Warentest gezählt - ist das gar nicht so einfach.

Zunächst sollte man sich einen Überblick über sein Nutzungsverhalten verschaffen, rät Sarah Raymaekers vom Telekommunikationsportal „teltarif.de“. In den Einzelverbindungsnachweisen der Rechnung lässt sich ablesen, wie lange man telefoniert, wie viele SMS schreibt und wie hoch der monatliche Datenverbrauch ist. Mit dieser Datenbasis lässt sich recherchieren, welches Angebot zu einem passt. Der fällt meist viel geringer aus als man denkt. „Viele überschätzen ihren Verbrauch. Wenn man Geld sparen will, muss man genau gucken“, sagt Raymaekers. Vergleichsportale im Netz helfen hier weiter.

Zur Wahl stehen entweder sogenannte Prepaid-Tarife oder ein fester Vertrag. Prepaid bedeutet, dass man eine SIM-Karte kauft und im Voraus Geld darauf einzahlt. Sie sind ohne feste Laufzeit, die Gesprächsminute kostet zwischen 6 und 9 Cent. Sie sind besonders für Wenigtelefonierer geeignet. Wer sich fest an einen Anbieter bindet, hat oft eine Vertragslaufzeit von 24 Monaten vor sich. Das sollte man sich gut überlegen, rät Sarah Raymaekers. Einmal abgeschlossen, muss man bis zum Ende zahlen, auch wenn es dann bei der Konkurrenz schon billiger ist. Wer oft im Ausland unterwegs ist oder im Urlaub telefonieren will, sollte die Auslandsoptionen der Anbieter vergleichen.

Die beliebten Flatrates gibt es als Prepaid-Version mit nur einem Monat Laufzeit oder mit Vertrag und einer Bindung zwischen einem Monat und zwei Jahren. Für einen Festbetrag kann man unbegrenzt telefonieren, SMS versenden oder Daten aus dem Internet laden. Ebenfalls weit verbreitet sind Quasi-Flatrates, also Minuten- und Volumenpakete in verschiedenen Größen. Die günstigsten Tarife kosten aktuell nicht mehr als acht Euro im Monat und beinhalten beispielsweise 300 Freiminuten oder SMS sowie 300 Megabyte Datenvolumen. Vollwertige Flatrates mit einem Datenvolumen ab einem Gigabyte gibt es laut Stiftung Warentest ab 20 Euro im Monat.

Neben dem Tarif ist auch die Netzwahl eine wichtige Entscheidung. Je nach Anbieter gibt es große Unterschiede bei der Netzabdeckung. Vier Netzbetreiber gibt es in Deutschland: Telekom, Vodafone, O2 und E-Plus. Zwar wurde E-Plus kürzlich von O2 übernommen, noch gibt es aber unterschiedliche Tarife und getrennte Netze. Anderen Anbieter am Markt sind Töchter der Netzbetreiber oder kaufen bei ihnen Kapazitäten ein. In Ballungszentren sind alle vier Netze gut. „Auf dem flachen Land kann es aber von Vorteil sein, eins von den besser ausgebauten zu nutzen“, sagt Raymakers. Wer sicher gehen möchte, dass der Empfang zu Hause ausreicht, sollte testweise eine Prepaid-Karte kaufen oder Nachbarn fragen, wie gut der Empfang bei ihnen ist.

Unterschiede gibt es auch bei den Geschwindigkeiten der Datenübertragung für die mobile Nutzung des Internet. Die versprochenen 300 Megabit pro Sekunde (Mbt/S) per LTE gibt es nur an wenigen Orten, auch 50 Mbit/S sind häufig nur in größeren Städten flächendeckend verfügbar. Auf den Netzabdeckungskarten der Anbieter im Internet gibt es genaue Informationen zum eigenen Standort.

Künftig wird eine gute Datenrate immer wichtiger. Denn der mobile Datenverkehr nimmt stark zu. Laut dem Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM) war er 2014 um fast die Hälfte höher als im Vorjahr. Knapp 300 Megabyte verbraucht der Durchschnittsnutzer mittlerweile im Monat. SMS hingegen verlieren an Bedeutung, stattdessen werden zunehmend Messaging-Apps genutzt.

Und wie werden sich die Preise entwickeln? „Darauf sind alle, die sich mit dem Markt beschäftigen, sehr gespannt“, sagt Thomas Grund von Stiftung Warentest. Er hält es für möglich, dass die Basispreise gleich bleiben, man aber künftig weniger für sein Geld bekommt. Einen Einfluss auf die Preisentwicklung könnte die Übernahme von E-Plus durch O2 haben, denn in der Vergangenheit sei E-Plus „einer der Preistreiber nach unten“ gewesen. „Die Übernahme wird sich zwar nicht sofort bemerkbar machen“, sagt er voraus. Aber ab der zweiten Jahreshälfte dürfte der Markt in Bewegung kommen.

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