Intel auf schwieriger Chefsuche

Berlin (dpa) - Nach dem vorzeitigen Rückzug von Intel-Chef Paul Otellini steht dem weltgrößten Chiphersteller mit der Suche nach einem Nachfolger eine schwierige Aufgabe bevor.

Unter den am Montag von Intel ernannten Geschäftsführenden Vizepräsidenten dürfte kaum einer die nötige Strahlkraft besitzen, die Intel im derzeit schwierigen Geschäftsumfeld benötige, sagte Craig Berger, Analyst bei der Investmentbank FBR Capital Markets & Co der Wirtschaftsnachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag. „Es ist derzeit ein schwieriger und herausfordernder Übergang für jeden.“ Möglicherweise wäre Intel besser mit einem externen Nachfolger beraten.

Ein Manager von Apple oder dem Chipproduzenten Qualcomm, der sich mehr mit dem Geschäft mit mobilen Geräten auskennt, könne die bessere Wahl für eine Nachfolge sein, sagte Berger. Intel hatte noch offen gehalten, ob der Chefposten des Chipgiganten mit einem internen oder externen Kandidaten besetzt werden solle. Insbesondere im mobilen Geschäft, in dem Intel großen Nachholbedarf hat, besitzt aber niemand aus der zweiten Führungsreihe bei Intel herausragende Erfahrungen.

Der 62-jährige Otellini leitet seit 2005 die Geschicke des weltgrößten Prozessor-Herstellers. Anders als seine Vorgänger kündigte er am Montag für viele überraschend an, noch vor seinem 65. Lebensjahr im kommenden Mai den Hut nehmen zu wollen. Otellini ist der fünfte Chef des Halbleiterspezialisten überhaupt - und war der erste ohne Ingenieurs-Titel. Seine Ernennung hatte damals auch interne Auseinandersetzungen um den Chefposten provoziert, in deren Folge später auch der damalige Technik-Chef Pat Gelsinger das Unternehmen verließ. Gelsinger galt längere Zeit als Anwärter auf den Führungsposten.

Sollte Intel einen neuen Chef von außen holen, wäre dies eine Premiere in der Geschichte des Unternehmens. In der Regel war der amtierende Chief Operating Officer (COO) auf den Chefposten nachgerückt. Der Aufsichtsrat werde sowohl interne als auch externe Optionen prüfen, teilte Intel in einer ersten Stellungnahme mit. Als Geschäftsführende Vizepräsidenten ernannte das Unternehmen zunächst die Softwarespezialistin Renee James, Brian Krzanich, der seit Januar für das Tagesgeschäft und die Fertigung zuständig ist, sowie Finanzchef Stacy Smith.

Als COO ist Krzanich für die Entwicklung der Produktionsprozesse verantwortlich, mit denen der Chipgigant die Konkurrenz im PC-Geschäft auf Abstand hält. Im Markt für mobile Geräte hat es Intel allerdings bislang nicht geschafft, gegen Rivalen wir ARM spürbar aufzuholen. Dies wird immer drängender, da der PC-Markt stark unter Druck steht, während das Geschäft mit Tablets und Smartphones kräftig zulegt. „Die Strategie ist erarbeitet, aber der Markt hat es bislang noch nicht wahrgenommen“, sagt Kevin Cassidy, Analyst bei der Finanzservice-Agentur Stifel Nicolaus & Co gegenüber Bloomberg.

Renee James wäre Intels erste weibliche Managerin an der Spitze des Unternehmens. Sie könne über den Tellerrand blicken und sei eine Software-Person, sagte Mosesmann, Analyst bei Raymond James & Associates. „Das ist in vieler Hinsicht die Zukunft.“ Stacy Smith schließlich ist seit einigen Jahren Finanzchef des Unternehmens. Smith dürfte der markantestes Kandidat unter den Dreien sein, zitiert Bloomberg einen weiteren Analysten. „Aber wollen Sie einen Finanz-Typ als Leiter eines Technologie-Unternehmens?“, sagte Doug Freedman, Analyst bei RBC Capital Market.

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