Intuitiv und ausgezeichnet: Lernsoftware für Kinder finden

Berlin (dpa/tmn) - Die Auswahl an Lernprogrammen für Kinder wird immer größer. Die passende Software zu finden, die das Kind begeistert, fällt vielen Eltern schwer. Und die Programme sind kein Allheilmittel gegen schlechte Noten, warnen Experten.

Ein Sechsjähriger klickt eifrig auf der Maus, verschiebt Vokabeln auf dem Computer-Display, bis Bilder entstehen, und jauchzt über jede richtige Lösung. Wenige Tage später bildet er schon erste Sätze in der fremden Sprache. Es könnte so schön sein. Ist es aber nicht.

„Lernsoftware ist kein Allheilmittel“, sagt Michael Schnell, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Grimme-Institut und redaktioneller Projektleiter des Kinder-Portals Internet-ABC. „Man kann damit nicht auf einen Schlag seine Noten verbessern.“ Erfolgreiches Lernen setze die Lust am Lernen voraus.

Diese Lust kann ein gutes Lernprogramm wecken. Allerdings setzt selbstständiges Lernen immer Selbstdisziplin voraus, betont Prof. Wilfried Hendricks, Direktor des Instituts für Bildung in der Informationsgesellschaft in Berlin. Trotzdem - oder gerade deswegen - können auch schon Vorschulkinder Lernsoftware erfolgreich nutzen. Kinder sind neugierig, wollen erkunden und ausprobieren. All das ermöglicht ein gutes Lernprogramm. „Aber es kommt natürlich auf die Gestaltung des Systems an“, sagt Hendricks. Er habe bereits in Kindergärten ein Programm zur Förderung von Lese- und Schreibfähigkeiten erfolgreich getestet.

Doch wie finden Eltern passende Lernsoftware? Wenn ein Programm die Schulnoten verbessern soll, ist der Weg zum Lehrer erst einmal der beste. Denn zu den meisten Schulbüchern gibt es mittlerweile auch Software. Selbst wenn das Programm zum Schulbuch nicht so gut bewertet wird, sollten sich Eltern doch dafür entscheiden, weil es dem Schulstoff entspricht. Sonst komme das Kind durcheinander.

Wenn ein Kind in der Freizeit ein bisschen Italienisch lernen oder mehr über Ägypten erfahren will, können Eltern zunächst Software aus der Bücherei testen. Für manche Programme gibt es auch kostenlose Demoversionen im Netz. Wenn der kleine Nutzer sich da schon begeistert durchklickt und die Probelektionen aufsaugt, dann lohnt sich auch die Vollversion. „Vor der ersten Nutzung fragen gute Programme das Vorwissen des Nutzers ab“, erklärt Schnell.

Die Software passt sich dann im Idealfall dem Wissensstand an, so dass man weder über- noch unterfordert wird. „Wenn man einen Fehler macht, sollte das Programm erklären, was falsch war, was man sich nochmal anschauen muss und wie man zur richtigen Lösung kommt“, sagt Prof. Hendricks.

Außerdem sollte Lernsoftware intuitiv aufgebaut sein. „Wenn sich die Eltern erst eine Stunde lang hinsetzen und das Handbuch durcharbeiten müssen, bringt das Programm nicht viel“, sagt Schnell. Am besten sei es, wenn sich das Kind gleich ganz selbstständig - und vor allem mit Freude - durch das Programm klicken kann und motiviert bleibt. Die richtige und abwechslungsreiche Mischung aus kurzen, altersgerechten Texten, Hörstücken, Videos und Lernspielen ist dabei wichtig.

Wer keine Gelegenheit hat, eine Software vor dem Kauf zu testen, kann sich zumindest an der Verpackung orientieren, auf der meist Beispiele aus den Lektionen abgebildet sind. Wichtig ist eine fröhliche und altersgerechte Gestaltung. Und: „Die Oberfläche sollte animiert, aber nicht überladen sein“, sagt Michael Cordes, wissenschaftlicher Leiter Weiterbildung bei der Stiftung Warentest. Denn natürlich soll das Lernen Spaß machen und nicht nach Arbeit aussehen.

„Außerdem sollte der Inhalt in einer klaren, durchschaubaren Struktur präsentiert werden“, sagt Prof. Hendricks. Das heißt aufeinander aufbauende Kapitel, überschaubare Einheiten und erkennbare Ziele. Der Experte empfiehlt, auf Auszeichnungen für Lernsoftware wie die „Gigamaus“ oder den „Tommi“ zu achten. Auch Nutzerbewertungen im Internet helfen bei der Auswahl. Und wenn das Programm doch nicht so gut beim Kind ankommt oder die Vokabeln trotzdem nicht so richtig sitzen, sollten Eltern nicht gleich aufgeben, betont Hendricks. Dann muss ein besseres Programm her oder eine andere Art der Lernhilfe.

Mittlerweile gibt es auch viele Online-Lernprogramme Meist unterscheiden sie sich kaum von der DVD-Software. Allerdings ist im Browser die Gefahr groß, dass das Kind abschweift und anderswo im Netz stöbert. Denn gerade dort sollten Eltern wissen, was ihr Kind tut. Außerdem müsse man bei Online-Programmen oft persönliche Daten angeben, warnt Cordes. Auch da sollten Eltern vorsichtig sein.

Ist das richtige Programm gefunden, und lernt das Kind selbstständig und eifrig, sollten Eltern sich nicht zurückziehen, sondern „auch zwischendurch immer mal selber mitmachen“, empfiehlt Schnell. Denn es gilt darauf zu achten, dass das Kind nicht zu weit vorauslernt. Denn ist es weiter als die Klasse, könnte es sich langweilen - und womöglich da den Anschluss verpassen, wo es wieder mitlernen sollte.

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