Investor: Silicon Valley hat bei Start-ups die Nase vorn

Berlin (dpa) - „Wer von euch hat selbst schon ein Unternehmen gegründet?“ Auf die Frage des Moderators gehen an die sechzig Hände in die Höhe. Die Jungunternehmer aus der Internet-Szene sind gekommen, um Ratschläge einzuholen.

Denn Megan Quinn von der US-Investmentfirma Kleiner Perkins Caufield & Byers und der Technologie-Blogger MG Siegler sind in Berlin zu Besuch. Sie sitzen auf Barhockern am Kopfende eines großen Raums im vierten Stock des Betahauses, einem Treffpunkt der Berliner Internet-Szene.

Der Ruf der Stadt hat inzwischen auch die USA erreicht. „Man hört viel darüber, dass Berlin ein toller Ort für Start-ups ist“, sagt Siegler. Er war mehrere Jahre lang Journalist für ein bekanntes US-Blog. Dann wechselte er die Seiten und ist jetzt als Investor auf der Suche nach der nächsten Idee, die sich zu einem gewinnbringenden Unternehmen entwickeln könnte. Investoren wie Siegler für die eigene Geschäftsidee zu begeistern, ist eine der Hürden für Start-ups. Denn sie brauchen meist Geld von außen, um ihre Idee umzusetzen. Und hier hat das kalifornische Silicon Valley weiterhin die Nase vorn. „Investoren zu überzeugen, viel Geld in ein Unternehmen zu stecken, ist in den Staaten immer noch deutlich einfacher“, sagt Siegler.

Doch wo sich mehr Investoren und Unternehmer tummeln, ist auch der Konkurrenzdruck größer. Wer bestehende Ideen nachmache oder nur geringfügig verbessere, habe schlechtere Chancen bei Investoren, meint Megan Quinn. „Mein Rat ist, etwas wirklich Innovatives zu tun“, sagte Quinn, die sieben Jahre lang für Google gearbeitet hat.

Besonders bei Bildung und Gesundheit sehe sie Potenzial für neue Ideen, sagte Quinn. „Der Bildungsbereich ist ein enormer Markt für Innovationen.“ In Schulen werde heute kaum anders unterrichtet als noch vor Jahrzehnten, obwohl sich die technischen Möglichkeiten enorm gewandelt haben. Vernetzte Fernsehgeräte und tragbare Computer („wearable computing“) seien ein weiterer Trend, fügte Siegler an.

Die Zuhörer nehmen Quinns und Sieglers Besuch als eine Art kostenlose Unternehmensberatung. Wie man potenzielle Investoren am besten kontaktieren solle, fragt einer. Ein anderer will wissen, ob er schon eine fertige Webseite oder App präsentieren müsse oder auch einfach eine Idee vorstellen könne. Die meisten Investoren hätten lieber schon etwas zum Anfassen, lautet die Antwort.

Siegler warnte potenzielle Unternehmer auch, sich nicht zu stark an Trends zu hängen. Für Investitionen seines „CrunchFund“ genannten Fonds suche er weniger nach bestimmten Themen als nach Gründern, die von ihrer Idee begeistert sind. Durchhaltevermögen brauchen die Unternehmer auch, wenn es mit der Firma am Ende doch nicht klappen sollte. „Die Wahrscheinlichkeit, mit dem eigenen Unternehmen viel Geld zu verdienen, ist immer noch winzig“, sagte Siegler.

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