Kampf um Yahoo geht in heiße Phase

New York (dpa) - Die Spekulationen über die Zukunft von Yahoo überschlagen sich: Steigen Investoren mit einer Minderheitsbeteiligung ein und bleibt die Internetfirma damit selbstständig - oder schlucken asiatische Firmen Yahoo als Ganzes?

Der Internet-Pionier steht am Scheideweg, eine Entscheidung naht.

Zahlreiche Interessenten umschwirren den einstigen Star des World Wide Web. Yahoo selbst hatte ihnen die Tür geöffnet, indem das US-Unternehmen ankündigte, seine eigene Zukunft zu überdenken. Manche der Investoren wollen nur ein Stückchen von Yahoo kaufen, andere scheinen die komplette Übernahme anzustreben.

Der Yahoo-Verwaltungsrat, der am späten Mittwoch tagte, bevorzuge den Verkauf eines Minderheitsanteils von etwa 20 Prozent, berichtete die „New York Times“ unter Berufung auf eingeweihte Personen. Das hätte für Yahoo den Vorteil, eigenständig zu bleiben - und dennoch einen starken Partner im Rücken zu haben, um dem mächtigen Rivalen Google Paroli bieten zu können. Zu einer der Investorengruppen soll auch der Software-Konzern Microsoft gehören.

Alternative wäre eine komplette Übernahme durch eine Gruppe um den chinesischen Partner Alibaba und den japanischen Partner Softbank. Nach Informationen der Finanznachrichtenagentur Bloomberg sind die Planungen für ein Angebot inzwischen weit fortgeschritten. Alibaba habe die Finanzierung bereits vorbereitet, sei jedoch noch nicht an Yahoo herangetreten. Im Raum steht eine Offerte über insgesamt knapp 25 Milliarden Dollar (18,6 Mrd Euro).

Die Yahoo-Aktie stieg in Erwartung eines Bieterkampfs am Donnerstag im vorbörslichen New Yorker Handel um 7 Prozent. Damit ist ein Anteilsschein 16,75 Dollar wert und das gesamte Unternehmen 21 Milliarden Dollar. In dieser Preisregion sollen sich auch die Angebote für einen Minderheitseinstieg bewegen. Das Alibaba-Angebot liegt den US-Medienberichten zufolge bei rund 20 Dollar die Aktie.

Alibaba erklärte, noch keine Entscheidung getroffen zu haben. Yahoo hält 40 Prozent an der größten chinesischen Handelsplattform sowie 35 Prozent an Yahoo Japan, deren Mehrheitseigentümer Softbank ist. Mit der Komplettübernahme von Yahoo könnten die Asiaten für klare Verhältnisse sorgen und wieder uneingeschränkt im eigenen Beritt herrschen. Die beteiligten Finanzinvestoren sollen dagegen am US-Geschäft von Yahoo interessiert sein.

Der Yahoo-Verwaltungsrat prüft aktuell alle Optionen. Das Unternehmen hatte im Geschäft mit Onlinewerbung immer weiter an Boden verloren gegen Google. Beide Firmen verdienen an gekauften Links im Umfeld von Suchergebnissen und an grafischer Werbung auf Webseiten. Die Anfang September gefeuerte Yahoo-Chefin Carol Bartz hatte versucht, den einst als Webverzeichnis gestarteten Konzern zum Anbieter von Medien-Inhalten umzubauen. Bei der Internetsuche tat sich Yahoo mit Microsoft zusammen. Doch es fehlte an durchschlagenden Erfolgen.

Bei der Abwägung der Angebote für Yahoo steht auch zur Debatte, wer das Unternehmen künftig führen soll. Die Microsoft-Gruppe, die den Informationen zufolge vom Finanzinvestor Silver Lake angeführt wird, soll sich die Hilfe des Netscape-Mitgründers und heutigen Internet-Unternehmers Marc Andreessen gesichert haben. Daneben gibt es noch eine Gruppe um die Investmentfirma TPG, die laut „New York Times“ auf die Erfahrung von Reid Hoffmann setzt, der das berufliche Online-Netzwerk LinkedIn gegründet hatte.

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