Konkurrenz bei mobilen Bezahldiensten kommt in Gang

München (dpa) - Der Wettbewerb bei mobilen Bezahldiensten kommt nach jahrelangen Ankündigungen in Schwung. Der Telekom-Anbieter Telefónica Deutschland mit seiner Marke O2 kündigte am Montag eine digitale Brieftasche an, sowie ein Angebot, bei dem Nutzer Geld von Handy zu Handy überweisen können.

Der Bezahldienst PayPal will über den reinen Bezahlvorgang hinausgehen und experimentiert mit Ideen, die das Verhalten im Alltag verändern können. „Für heutige Kinder werden Brieftasche und Bargeld bald Geschichte sein“, verkündete Telefónica-Deutschlandchef René Schuster auf der Innovationskonferenz DLD13 in München.

Die O2-Bezahldienste sollen Mitte Februar an den Start gehen. Für die Handy-Überweisung meldet sich der Kunde über eine spezielle App auf seinem Smartphone an. Er kann dann per Eingabe von Name und Telefonnummer Geld an andere Nutzer überweisen. Dafür muss der Kunde allerdings den Betrag zuvor auf sein Konto bei dem Dienst vorschießen, wie Schuster erläuterte.

Mobile Bezahldienste gelten schon lange als ein großes Zukunftsgeschäft. Internet-Unternehmen wie Google, Bezahldienste wie Mastercard, Visa oder PayPal sowie Mobilfunk-Anbieter wie die Deutsche Telekom, Vodafone oder O2 positionieren sich in dem Markt. Bisher kam das Geschäft jedoch nur zögerlich im Gang.

Derzeit wird in Deutschland der Großteil der Zahlungen - rund 82 Prozent - nach wie vor mit Bargeld abgewickelt. In Deutschland preschten zuletzt aber auch Anbieter von Einsteck-Modulen vor, mit denen man Smartphones und Tablets in Kassengeräte verwandeln kann. Eines dieser Unternehmen - der Dienst Payleven aus der Berliner Startup-Schmide Rocket Internet - meldete am Montag eine weitere Investition im hohen einstelligen Millionen-Dollar-Bereich.

PayPal-Chef David Marcus will über den reinen Bezahlvorgang hinaus. „Es geht nicht einfach nur ums Bezahlen, es geht darum, das ganze Verfahren im Alltag neu zu gestalten“, betonte der Manager auf der DLD13 im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. Das Smartphone erlaube ganz neue Szenarien. „Wenn man die Gewohnheiten der Menschen verändern will, muss eine Dienstleistung radikal besser sein als das, was sie bisher kennen.“

Der zur Handelsplattform Ebay gehörende Bezahldienst will in der zweiten Jahreshälfte zunächst in den USA sein erstes Angebot starten, das über klassische Zahlungsvorgänge hinausgeht. „Wenn Sie zum Beispiel in ein Restaurant gehen, können Sie ihre Bestellung vorher abgeben, und der Kellner erkennt Sie an dem Bild, das Sie mitgeschickt haben“, erläuterte Marcus. Abgerechnet werden kann danach auch über PayPal. „Auf lange Sicht werden wir in Läden bezahlen, ohne an eine Kasse zu gehen.“

In New York und San Francisco startete PayPal in Kooperation mit der Konzernmutter Ebay den Dienst „Ebay Now“. Damit bekommt man die Ebay-Einkäufe schnell an den aktuellen Aufenthaltsort geliefert. „Sie können sogar den Weg des Kuriers auf dem Bildschirm verfolgen“, erläuterte Marcus. Der Service könne zum Beispiel nützlich sein, wenn man auf Reisen sein Handy-Ladegerät vergessen hat und es dringend braucht. In Deutschland will PayPal neuartige mobile Bezahldienste voraussichtlich Anfang kommenden Jahres an den Start bringen.

Marcus zeigte sich überzeugt, dass mobile Bezahldienste sicherer sein werden als bisherige Angebote. „In einem Mobiltelefon sammeln sich viel mehr Daten an, die für zusätzliche Sicherheit sorgen können. Man kann zum Beispiel sehen, wo sich ein Nutzer gerade aufhält, oder ob es eine typische Transaktion für diese Tageszeit und diesen Ort ist.“ Die Privatsphäre werde bei mobilen Bezahldiensten gewahrt: „Die Nutzer sind bereit, für ein besseres Erlebnis mehr preiszugeben - solange sie die Kontrolle über ihre Daten behalten.“

Von der Nahfunk-Technik NFC, die oft als Schlüsselelement für den Erfolg mobiler Bezahldienste gehandelt wird, hält der PayPal-Chef wenig. „Es ist eine Lösung auf der Suche nach einem Problem“, lautete das harsche Urteil von Marcus. NFC ermöglicht es, kontaktlos zu bezahlen, wenn man eine Karte mit einem Funkchip oder ein dafür ausgerüstetes Handy an das Lesegerät hält. „Was ist daran besser als das bisherige Verfahren? Schlimmer noch, vielen Innovationen, die uns vorschweben, stünde das sogar im Weg, weil man wieder an ein festes Terminal gebunden wäre“, erklärte Marcus.

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