Microsoft zeigt mit eigener Hardware Potenzial von Windows 10

New York (dpa) - Der neue Chef Satya Nadella hatte es bereits im Januar angekündigt: Mit Windows 10 will sich Microsoft neu erfinden. Dass es dem Unternehmen ernst damit ist, war am Dienstag in New York zu sehen.

So zeigte Microsoft in einer Produktpräsentation mit dem Project Xray das Potenzial seiner Hologramm-Brille Hololens. Wie erwartet präsentierte das Unternehmen auch zwei neue Smartphones der Lumia-Reihe und die vierte Generation seiner Surface-Tablets. Mit dem Laptop Surface Book gelang Microsoft auch eine Überraschung.

Mit Windows 10 solle eine neue Ära für den Personal Computer anbrechen, verkündete Nadella. Laut Microsoft-Manager Terry Myerson wurde Windows 10 in den vergangenen 10 Wochen 110 Millionen Mal heruntergeladen. Die Hälfte der Unternehmenskunden teste das System.

Erstmals in der Geschichte des Software-Konzerns zeigte Microsoft ein Notebook aus eigener Produktion. Das Surface Book sei der schnellste Laptop mit 13,5 Zoll Bildschirm, sagte Microsoft-Manager Panos Panay. Die Orientierungsmarke bietet dabei Apples Macbook Pro: Mit einem Nvidia-Grafikchip und Intels Prozessoren Core i7 in der Top-Variante sei das Surface Book zwei Mal schneller. Das Gerät hat eine Tastatur mit Hintergrundbeleuchtung und ein sensitives Trackpad.

Der Clou: Das Display mit einer Auflösung von 6 Millionen Pixel lasse sich abnehmen und wie das Surface-Tablet nutzen. Das Gerät, das 12 Stunden ohne Nachladen durchhält, soll in den USA und Kanada am 26. Oktober in den Handel kommen. In der günstigsten Variante mit 128 Gigabyte Speicher und einem Core i5-Prozessor kostet es 1499 Dollar, die High-End-Version mit Core i7-Chip und 512 Gigabyte Speicher sowie Nvidia-Grafik-Prozessor schägt mit 2699 Dollar zu Buche. Informationen zum Marktstart in Deutschland sind noch nicht bekannt.

Microsoft schlägt damit möglicherweise einen Konfliktkurs gegenüber den Herstellern ein, die ebenfalls Windows-Geräte verkaufen. Das Surface Book soll zwar demonstrieren, was in dem neuen Windows steckt - und wie edel und leistungsfähig ein Convertible daherkommen kann. Allerdings hatte das Unternehmen bereits mit seinem ersten Surface den Groll so mancher Partner auf sich gezogen, die in der angespannten Lage der PC-Branche nicht noch Konkurrenz von Microsoft brauchen. Der Industrie könnte Microsoft mit dem Surface Book eine „Herzattacke“ bereiten, kommentierte die „TechTimes“. Doch die Hersteller hätten ohnehin eine schwache Position, denn Windows 10 könnten sie nicht den Laufpass geben.

Zugleich kündigte Micosoft ein neues Modell seiner Tablet-Reihe Surface an. Das Surface Pro 4 hat ein 12,3 Zoll großes Display und eine Auflösung von 5 Millionen Pixel. Damit wirkten die Inhalte auf dem Bildschirm wirklich real, sagte Panay. Dank des neuen Browsers Edge, der den Internet Explorer ablöste, lassen sich auch Notizen auf Webseiten erstellen. Das Surface Pro 4 soll in Deutschland ab 999 Euro kosten und ab dem 12. November verkauft werden.

Mit den neuen Modellen könnte Microsoft erfolgreich versuchen, im Tablet-Markt aufzuholen. Bislang bediente das Surface eher einen Nischenmarkt. Inzwischen mache Microsoft jedoch 3,5 Milliarden Umsatz pro Jahr mit den Geräten, sagte Myerson. Nach Angaben von Microsoft legte der Umsatz im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2015 um 117 Prozent auf 888 Millionen Dollar zu. Auch große Unternehmen wie die BMW Group, die Lufthansa, Emirates Airlines, die Mode-Marke Prada sowie der Chemie-Riese BASF seien als Kunden gewonnen worden.

Auch die Smartphone-Träume sind bei Microsoft nicht ausgeträumt. Mit zwei neuen Lumia-Modellen - den ersten Smartphones mit Windows 10 - meldet sich das Unternehmen zurück. Das Lumia 950 und das 950 XL mit jeweils 5,2 und 5,7 Zoll großem Display werden von Acht- bzw. Neun-Kern-Prozessoren angetrieben und haben eine 20-Megapixel-Kamera. Das Aktivieren erfolgt per Gesichtserkennung. Mit Hilfe von Microsofts Display Dock lassen sich Inhalte am PC weiterbearbeiten. Die Geräte sollen in Deutschland ab Anfang Dezember für 598 und 698 Euro in den Handel kommen.

Schließlich kündigte Microsoft für das erste Quartal 2016 auch eine Version seines Hologramm-Systems Hololens für Software-Entwickler an. Zunächst wird sie in den USA und Kanada verfügbar sein, auch hier machte Microsoft noch keine Angaben, wann es für Entwickler in Deutschland zur Verfügung steht. Die Programmierer sollen damit Anwendungen für die Datenbrille schreiben können. Das Entwickler-Kit werde 3000 Dollar kosten, sagte Myerson. Bewerben können sich Entwickler unter http://hololens.com.

In New York demonstrierte das Unternehmen am Beispiel des Projekts Xray, wie mit Hilfe der Hololens-Brille auf dem Display virtuelle Gegenstände in realen Räumen bewegt werden können. In einer Art Fantasy-Spiel waren virtuelle Roboter-Monster zu sehen, die durch die Wand brechen und über ein Sofa laufen.

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