Migration mit E-Mails nachgezeichnet

Rostock/Berlin (dpa) - Mit der Auswertung von mehreren Millionen E-Mails haben Forscher weltweite Migrationsströme nachgezeichnet.

Knapp zwei Jahre lang werteten die Demografen 43 Millionen anonymisierte E-Mail-Benutzerkonten aus - und nutzten die IP-Adressen der Computer, um den Wohnort der E-Mail-Sender zu ermitteln. Ihr Ergebnis: Mehr Menschen wechselten in den ersten Monaten des Jahres 2011 ihren Wohnort als ein Jahr zuvor, wie das Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock mitteilte.

Von September 2009 bis Juni 2011 werteten die Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock die E-Mail-Benutzerkonten des Internetdienstleisters Yahoo aus. Neben Datum und Ursprungsland der E-Mails ermittelten die Demografen auch den Geburtstag und das Geschlecht des Absenders. Als Migration wurde jeder dauerhafte Wechsel des Ort gewertet, von dem aus die E-Mails verschickt wurden. Die Wissenschaftler ermittelten so deutliche Wanderungsbewegungen aus den USA in andere Länder. Dies wurde auch für andere entwickelte Staaten beobachtet, mit Ausnahme der Schweiz und Taiwans. Als Grund nennt der Demograf Emilio Zagheni die Auswirkungen der Finanzkrise.

Zagheni sieht seine Arbeit als Alternative zu offiziellen Migrationszahlen. Viele Menschen meldeten sich nach einem Umzug erst spät oder gar nicht amtlich um. Zudem gebe es keine internationale Übereinkunft, wann ein Mensch als Migrant zähle und wann nicht. „Was wir herausgefunden haben, ist nur die Spitze des Eisberges“, sagte der Demograf laut einer Mitteilung. Weiteres Potenzial liege in der Auswertung von Twitter-Nachrichten - auch in Ländern, in denen Menschen zunehmend das Internet nutzten.

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