Musizieren per Mausklick: Homerecording-Software für Einsteiger

Köln/Berlin (dpa/tmn) - Eine eigene CD - das ist der Traum eines jeden Musikers. Der Weg dahin ist kürzer als viele denken, denn Aufnahmen im Wohnzimmer lassen sich ganz einfach und günstig mit dem PC machen.

Nur: Welche Software ist die richtige?

Ein eigenes Tonstudio? Das war für Hobbymusiker früher unbezahlbar. Heute ist das anders. Software macht den PC zum virtuellen Tonstudio. Anfängerprogramme kosten oft weniger als 100 Euro. Damit wird der Rechner zum Mehrspuraufnahmegerät mit etlichen Effekten und virtuellen Instrumenten. Wer tiefer einsteigen will, muss viel Zeit investieren. Denn die Feinheiten der Tontechnik zu beherrschen, ist auch am PC nicht ganz einfach.

Als Erstes müssen Musiker sich fragen: Spiele ich in der Profi- oder in der Amateurliga? Das ist nicht zuletzt eine Preisfrage. Programme für Fortgeschrittene wie das aktuelle Cubase 6.5 von Steinberg kosten mehrere hundert Euro - oft gibt es aber abgespeckte Versionen deutlich günstiger. Die Firma Presonus bietet sogar eine kostenfreie Einsteigerausgabe seines Studio One. Viele Kunden dürften sich daher fragen: Reicht so etwas für den Anfang? „Absolut“, sagt Jörg Sunderkötter von der Zeitschrift „Sound & Recording“ in Köln. „Da gibt es eventuell keine 300 Audiospuren. Aber die muss man ja auch nicht haben.“ Wer nicht gleich vorhabe, einen Profi-Mix bei der Plattenfirma abzuliefern, sei mit Einsteigerversionen gut bedient.

Günstig können auch Apple-Anwender einsteigen: Das Programm Garageband gehört zur aktuellen iLife '11 Suite und ist auf Macs vorinstalliert. Eher an Profis richtet sich Apples Logic. Die Version Pro 9 kostet rund 150 Euro. Daneben gibt es eine Reihe anderer Anbieter mit Windows-Einsteigersoftware: Dazu gehören Cakewalk mit der Sonar X2-Serie, das FL Studio, Sonys Acid und Magix. Einen Überblick der verschiedenen Programme findet man auf der Website www.musicsoftware.net.

Viel Vorwissen braucht es nicht, um zum Beispiel mit dem Music Maker von Magix eine Songidee umzusetzen. „Damit kann man gleich loslegen“, versichert Firmensprecher Ulrich Hepp. Es gibt viele fertige Musikbausteine, die sich auf mehreren Spuren zu einem Stück zusammensetzen lassen - passend zur gewünschten Harmonie. Auch das Tempo lässt sich automatisch anpassen. „Einen Beat auswählen, einen Bassloop, eventuell etwas Keyboard - schon steht das Grundgerüst“, erklärt Hepp. Dann noch etwas einsingen, und fertig ist der Song.

Also heißt das Motto einfach: Plug and Play? „Ganz so einfach ist es auch nicht“, bremst Sunderkötter die Erwartungen. Man könne sich natürlich damit begnügen, ein paar Loops zusammenzupuzzeln. „Wer mehr möchte, muss aber tiefer einsteigen.“ Das kostet mehr Zeit und Mühe.

Einer der nächsten Schritte ist zum Beispiel, ein Keyboard anzuschließen. Dem lassen sich längst nicht nur Klaviertöne entlocken. Über sogenannte MIDI-Befehle können Anwender auch virtuelle Instrumente steuern: „Das können zum Beispiel eine Orgel oder Streicher sein“, erklärt Hepp. Die eingespielten Töne lassen sich dann Note für Note in einem Editor bearbeiten.

Aber auch für echte Instrumente gibt es nützliche Plug-ins: Garageband etwa kann für eine angeschlossene Gitarre den Sound von zwölf bekannten Verstärkertypen liefern, wie Apple erläutert. Und wer sich verspielt, könne mit der Funktion Flex-Time das Timing jeder Note korrigieren. Ähnliches ermöglicht der Sample-Editor von Cubase - darin lassen sich auch einzelne schiefe Gesangstöne per Pitch-Shifting korrigieren, heißt es bei Steinberg.

Für den perfekten Mix gibt es ein virtuelles Mischpult - das blutige Anfänger erst einmal etwas erschlägt. Käufer müssen daher mit etwas Einarbeitungszeit rechnen. Wie viel, hängt von ihrem Vorwissen ab. „Es hilft natürlich, wenn jemand zum Beispiel im Proberaum schon einmal einen Mixer und vielleicht ein Effektgerät bedient hat“, sagt Carsten Kaiser, der mehrere Bücher zum Thema geschrieben hat. Sonst kostet das Erkunden der vielen Regler Zeit.

Vor dem Kauf ist es daher wichtig, zu testen, ob einem die Bedienung eines Programms liegt. Dafür gibt es in der Regel kostenlose Demoversionen zum Herunterladen. Manchmal werden Einsteigerprogrammen auch Soundkarten oder MIDI-Keyboards beigelegt - das seien oft Angebote, die sich lohnen, sagt Sunderkötter.

Bei den technischen Angaben ist ein Blick auf die Auflösung und Abtastrate empfehlenswert: Standard seien heute Werte von mindestens 24 Bit und 44,1 Kilohertz (KHz), erklärt Sunderkötter. Das sei gerade bei Aufnahmen von Akustik-Instrumenten wichtig für einen guten Klang.

Einsteigerversionen stießen aber irgendwann an ihre Grenzen, wenn die Ansprüche an den Sound steigen, erklärt Kaiser. Denn es fehlten oft die Einstellmöglichkeiten für genaues Arbeiten. Diese machten die entscheidenden letzten fünf bis zehn Prozent einer Profiaufnahme aus. „Sie werden es damit nicht schaffen, dass eine Aufnahme wie bei Britney Spears oder Lady Gaga klingt.“

Und: Eine Musikproduktion am PC kann viel Zeit kosten. Das gilt umso mehr, wenn jemand genaue Klangvorstellungen hat, sagt Kaiser. „Wenn Sie eine Kickdrum wollen, die genau wie bei Katy Perry klingt, können Sie allein mit der Drumspur durchaus einen Tag verbringen.“

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