Neue Browser von Mozilla und Microsoft setzen auf HTML5

Berlin (dpa/tmn) - Das Web wird bunter und bewegter. Die beiden führenden Browser-Hersteller Microsoft und Mozilla stellten auf der CeBIT neue Versionen ihrer Software vor, die Animationen und Videos mit dem künftigen Standard HTML5 unterstützen.

„Die Einbindung aller HTML5-Elemente ist uns sehr wichtig“, sagte Mozilla-Chef Gary Kovacs. „Es ist faszinierend, wie reichhaltig die Web-Erfahrung damit wird.“ Der neue Firefox 4 wird nach seinen Angaben bereits in drei bis vier Wochen zum Download bereitstehen. Microsoft macht noch keine Angaben zur Fertigstellung des Internet Explorers 9 (IE 9), zurzeit liegt da eine letzte Testversion als „Release Candidate“ vor.

Microsoft bekennt sich ebenfalls zu HTML5, gibt sich aber konservativer. Microsoft-Technologieberater Daniel Melanchthon betont auf der CeBIT, dass HTML5 als Standard noch gar nicht verabschiedet sei und sich noch im Status eines „Arbeitsentwurfs“ (Working Draft) befinde. Der IE 9 unterstütze zwar wesentliche HTML5-Bestandteile wie die Einbindung des Video-Elements oder auch des Canvas-Elements für interaktive Grafiken. Bei anderen Bestandteilen von HTML5 sei es aber „nicht verantwortlich, dies Endkunden zur Verfügung zu stellen, denn die Dinge ändern sich“.

Umso mehr betont Microsoft neue Leistungsmerkmale beim IE 9 wie höhere Schnelligkeit aufgrund der Nutzung des Grafikprozessors, einen Stromsparmodus für mobile Geräte im Akku-Betrieb oder eine übersichtlichere Oberfläche des Programms. „Der Web-Browser ist der schnellste, den wir auf dem Markt haben“, sagt Melanchthon. „Wir glauben auch, dass sich dieser Vorsprung nicht aufholen lässt durch die künftige Entwicklung der anderen Browser.“

Um diesen Anspruch zu belegen, startet Melanchthon eine Web-Anwendung mit HTML5, die Microsoft als Test entwickelt hat - der IE 9 ist schneller damit durch als Firefox und der Google-Browser Chrome. „Die Darstellung hinkt deutlich der Darstellung hinterher, die wir in IE 9 haben“, sagt Melanchthon.

Die Anzeige der Tabs, also der Registerkarten für mehrere gleichzeitig geöffnete Webseiten, platziert der IE 9 neben die Adressleiste. Der Platz dafür reiche aus, weil die meisten User nicht mehr als fünf Tabs geöffnet hielten, erklärt Melanchthon. Vielnutzer können die Leiste mit den Tabs aber auch unter die Adressleiste verlegen. Beim Öffnen eines neuen Tabs werden die meistbesuchten Webseiten aufgeführt - ein nützliches Feature, das es etwa auch schon beim Apple-Browser Safari gibt.

Mehr Sicherheit bei den persönlichen Daten verspricht der Tracking-Schutz im IE 9. Damit können Schnüffel- und Analyse-Dienste blockiert werden, wie sie meist für Werbezwecke zum Einsatz kommen. „Es ist sehr wichtig, dass wir dem Nutzer die volle Kontrolle über die eigenen Daten geben“, sagt Microsoft-Managerin Dorothee Ritz. Allerdings ist der Schutz nach der Installation standardmäßig deaktiviert und muss erst vom Nutzer eingerichtet werden. Der Firefox hat für solche Zwecke spezielle Plugins (Erweiterungen).

Beim Mozilla-Projekt sagt CEO Kovacs, der IE 9 sei durchaus „ein nett aussehendes Produkt“ und unterstütze jetzt mehr offene Standards als vorher. „Es geht uns nicht darum, ob wir oder sie gewinnen.“ Dem Open-Source-Projekt sei vor allem an einer einheitlichen Web-Erfahrung gelegen - und die auf möglichst allen Arten von Geräten. Etwa gleichzeitig mit dem Firefox 4 werde es deswegen auch eine Firefox-Version für das Handy-Betriebssystem Android geben. Und mit dem Werkzeug Firefox Sync sei es möglich, Lesezeichen und die Übersicht der zuletzt aufgerufenen Webseiten auf allen Geräten auf dem gleichen Stand zu halten.

Kovacs ist zuversichtlich, dass der Firefox im Wettbewerb mit dem IE 9, Safari, Chrome und Opera weiter zulegen kann - nicht zuletzt auch wegen der breiten Unterstützung von Betriebssystemen. Während der IE 9 nur auf einem Rechner mit Windows Vista oder Windows 7 läuft, bedient der Firefox alle Windows-Anwender: „Wir unterstützen auch XP“, sagt Kovacs mit einem breiten Lächeln. „Das ist die Plattform, auf der die meisten Windows-Nutzer zuhause sind.“

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