Nutzer-Aufstand zwingt Instagram zu Rückzieher

New York (dpa) - Der zu Facebook gehörende Fotodienst Instagram macht nach heftiger Nutzer-Kritik einen Rückzieher bei geplanten Regeländerungen. „Wir haben keine Absicht, Ihre Fotos zu verkaufen“, stellte Mitgründer Kevin Systrom klar und entschuldigte sich für unklare Formulierungen.

Auch müssten sich Nutzer keine Sorgen machen, dass ihre Bilder ungefragt in Werbeanzeigen auftauchen. Sehr weitreichend formulierte neue Regeln hatten solche Interpretationen zugelassen und für Aufruhr bei den Nutzern gesorgt. Viele erklärten, Instagram zu verlassen. Die von Facebook übernommene Plattform ist mit mindestens 100 Millionen Nutzern einer der populärsten Fotodienste im Netz.

Die Instagram-Nutzer störten sich vor allem an einem Punkt in den neuen Regeln, laut dem Instagram bei einer wortwörtlichen Auslegung Bilder und andere Daten Werbetreibenden zur Verfügung stellen und dafür Geld kassieren könne. Gemeint dabei sei aber nur, dass ein Nutzer zum Beispiel sehen könne, welche seiner Freunde die Fotos einer bestimmten Firma bei Instagram abonniert hätten, erklärte Systrom am Dienstagabend. „Es ist unser Fehler, dass die Formulierungen verwirrend sind.“ Eine neue Version solle klarer werden. Die Fotos gehörten weiterhin den Nutzern, daran wolle keiner rütteln.

Unbegründet sei auch die Befürchtung, dass Instagram-Bilder in Werbeanzeigen auftauchen könnten, erklärte Systrom. „Wir haben keine solchen Pläne und werden deswegen die Formulierung entfernen, die diese Frage aufkommen ließ.“ Instagram wolle klassische störende Anzeigen wie Werbebanner verhindern. Stattdessen sei die Idee, Nutzern für sie möglicherweise interessante Instagram-Accounts und Inhalte vorzustellen und damit Geld zu verdienen.

Nach Veröffentlichung der neuen Regeln hatte sich im Internet wie ein Lauffeuer die Behauptung verbreitet, Instagram wolle unter Facebook-Regie Fotos von Nutzern verkaufen. Dienste, die beim Sichern von Instagram-Fotos helfen, meldeten einen Ansturm von Kunden - was auf eine Abwanderung von Nutzern hinweisen könnte. Die neuen Regeln sollten am 16. Januar in Kraft treten.

Die umstrittene Passage in den am späten Montag veröffentlichten Nutzungsrichtlinien lautete: „Der Dienst kann teilweise oder ganz von Werbeeinnahmen unterstützt werden. Um uns zu helfen, interessante bezahlte oder gesponserte Inhalte oder Werbung zu platzieren, erklären Sie sich damit einverstanden, dass ein Unternehmen oder eine andere Einheit uns dafür bezahlt, Ihre Benutzernamen, Abbild, Fotos (zusammen mit allen anhängenden Metadaten) und/oder Aktionen, die sie vornehmen, im Zusammenhang mit bezahlten oder gesponserten Inhalten oder Werbekampagnen anzuzeigen, ohne jede Vergütung für Sie.“

Außerdem warnte Instagram, dass bezahlte Services oder gesponserte Inhalte nicht unbedingt als solche ausgezeichnet werden. Weitere neue Bestimmungen hingen vor allem mit der Übernahme durch Facebook zusammen. So behielt sich Instagram das Recht vor, sämtliche Informationen inklusive Geodaten mit anderen zu teilen.

Das weltgrößte Online-Netzwerk Facebook hatte im Frühjahr rund eine Milliarde Dollar für Instagram mit damals rund 30 Millionen Nutzern geboten. Angesichts der massiven Kursverluste der Facebook-Aktie fiel der tatsächliche Kaufpreis am Ende einige hundert Millionen Dollar niedriger aus. Facebook machte von Anfang an keinen Hehl daraus, dass sich die teure Übernahme am Ende rechnen soll. Auf Seite von Facebook mit mehr als einer Milliarde Mitgliedern wurden die Schleusen für Instagram-Daten bereits vor kurzem mit neuen Datenschutz-Regeln geöffnet.

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