Roboter ohne „Promi-Bonus“ scheitert am Reichstag

Berlin (dpa) - Auch für einen Roboter gelten strenge Regeln am Reichstag in Berlin: Er muss angemeldet sein, um den Parlamentariern über die Schulter zu schauen. Der reisefreudige Roboter „hitchBOT“ wollte am Mittwoch auf seiner Deutschlandreise genau dies tun.

Roboter ohne „Promi-Bonus“ scheitert am Reichstag
Foto: dpa

Doch daraus wurde nichts, denn er scheiterte an der Einlasskontrolle, weil er nicht angemeldet war. „Das war eine spontane Aktion“, sagt eine Sprecherin des Roboter-Projekts. „Für ihn gab es keinen Promi-Bonus.“

„hitchBOT“ trampt derzeit durch Deutschland, wie schon zuvor sein Vorläufermodell durch Kanada. Per Anhalter ist der sprechende Roboter in der Hauptstadt gelandet. Vor dem Reichstagsgebäude, wo der Bundestag seinen Sitz hat, wird er umringt wie ein Star. Touristen lassen sich mit ihm fotografieren, sprechen und fassen ihn an.

„Das ist er tatsächlich“, ist immer wieder zu hören. Das Wesen von der Größe eines Vorschulkindes wurde einst von Wissenschaftlern aus Kanada entwickelt. Fernsehen und Soziale Medien machten ihn international bekannt. Mit ihm soll herausgefunden werden, wie Menschen mit der Maschine umgehen.

In den Reichstag könnte der sympathische Roboter nur mit fremder Hilfe gelangen, denn die programmierte Quasselstrippe vermag nicht zu laufen. Seine Erfinder haben „hitchBOT“ auf einen Kindersitz gesetzt, wo kleine Stützen verhindern, dass er umfällt. Eine Schulklasse aus Berlin findet Gefallen an ihm. Die Lehrer schlagen vor, ihn mit auf eine Führung durch den Bundestag zu nehmen. „Aber ob das die Sicherheitsbestimmungen zulassen, wissen wir noch nicht“, gibt Lehrerin Susanne Lorenz zu bedenken. Die Schüler kommen schließlich in den Bundestag, „hitchBOT“ muss dagegen draußenbleiben.

Andererseits sind die Bedingungen vor dem Reichstag für den kleinen Maschinenmenschen aus Kanada ideal. Die Sonne scheint kräftig, und so kann er mit Hilfe seiner Kollektoren auf dem „Kopf“ seine Batterien etwas auftanken. An der Seite hängen Kabel - zum Aufladen der Akkus über eine Steckdose und über einen Zigarettenanzünder in Autos.

„hitchBOT“ ist ein etwa 90 Zentimeter großes und acht Kilogramm schweres Konstrukt aus einem Plastikeimer, Schwimmnudeln, Kinder-Gummistiefeln und einem Tablet-Computer. Das Gesicht hat die Form einer Digitalanzeige. Darauf leuchten Augen und der Mund.

An diesem Morgen ist der trampende Roboter recht schweigsam. „Manchmal braucht er etwas Zeit, um die ganzen Daten zu verarbeiten“, begründet eine Begleiterin. Auf die Frage nach seiner Lieblingsfarbe antwortet er etwas später: „Immer noch Grün.“ Auch nicht alle Schülerfragen versteht die Maschine offenbar. Auf die Frage, ob er Döner kenne, referiert er etwa über den FC Bayern. München war ebenfalls eine Station auf seiner Reise durch Deutschland.

„hitchBOT“ besuchte auch schon das bayerische Schloss Neuschwanstein und den Kölner Karneval. Nun geht es für ihn weiter in Richtung Norden. Am Mittwochmittag steht er am Kurfürstendamm mit einem Schild um den Hals. Darauf ist der nächste Stop zu lesen: Hamburg.

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