Senioren-Singlebörse "MyLovelyParent": Online-Flirt für Junggebliebene

Eine Internet-Kontaktbörse für ältere Semester kommt an — zumindest dann, wenn Kinder und Enkel ein wenig Amor spielen.

London. Beim Tanztee ließ sich früher ganz einfach anbändeln, heute finden sich Paare stattdessen in Online-Kontaktbörsen. Doch gerade Single-Senioren bleiben da lieber allein, als sich durch eine digitale Romanze zu klicken. In Großbritannien erhalten diese Skeptiker nun einen Schubs: Erwachsene Kinder präsentieren ihre Mamas oder Papas online und spielen Amor.

Matt Connolly, ein 35-jähriger Brite, ist der Kopf hinter der neuen Internet-Plattform MyLovelyParent (etwa: meine reizenden Eltern). Dort melden Kinder ihre Eltern an und helfen ihnen, die Klippen des Online-Datings zu meistern. Um seine Mamas, Papas oder auch den Onkel anzumelden, muss der Nachwuchs ein kleines Porträt über sie schreiben.

Das landet dann mit einem Link zum Freischalten im Email-Fach des einsamen Herzens. Viele Senioren fallen dann erst einmal aus allen Wolken — vor Überraschung und Rührung. „Mich hat der Vorstoß meines Sohnes tief bewegt“, postet eine Mutter, „er ist ja erst 19 Jahre alt, geht zur Uni und hat eigentlich keine Zeit. Die Lektüre war fast wertvoller als jede neue Liebe.“

Mehr als tausend Töchter und Söhne haben ihre Eltern mit allen Vorzügen ins beste Licht gerückt. Auch bei den nächsten Schritten müssen die Kinder ihnen helfen. Das Portal ist übersichtlicher und besser kontrolliert als andere Kontaktbörsen — so wird jede romantische Visitenkarte überprüft — doch Unkenntnis der modernen Dating-Regeln sind für Senioren ein Problem. Ihre Kinder wachen darüber, dass sie keine persönlichen Adressen preisgeben oder in andere Fallen treten.

Auch bei Zwischenmenschlichem soll der Nachwuchs den Älteren, wenn nötig, zu einem Update verhelfen. „Dem Gentleman in den Siebzigern muss womöglich vorsichtig erklärt werden, wo die Grenze zwischen Ritterlichkeit und Chauvinismus heute verläuft“, heißt es auf der Seite diplomatisch. Damen reiferen Semesters wird nahegelegt, nicht gleich ihre ganze Lebensgeschichte auszuplaudern, sondern dem Gegenüber höfliche, interessierte Fragen zu stellen.

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