Sicherheitsexperten: Vernetzte Geräte bringen neue Gefahren

Barcelona (dpa) - Experten warnen vor Sicherheitsrisiken durch die zunehmende Vernetzung von Alltagsgeräten. „Es ist eine ernsthafte Bedrohung“, sagte der Chef des Sicherheitssoftware-Anbieters AVG, Gary Kovacs, auf der Mobilfunk-Messe Mobile World Congress (2. bis 5. März) in Barcelona.

Sicherheitsexperten: Vernetzte Geräte bringen neue Gefahren
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„Viele dieser Geräte laufen mit Software auf Basis von Linux oder Android und haben entsprechend auch die Schwachstellen dieser Systeme.“

„Die gute Nachricht ist, dass vieles davon relativ einfach mit Software gestoppt werden kann“, sagte Kovacs. Der Schlüssel sei die Überwachung des Netzverkehrs. „Wenn ein vernetzter Kühlschrank plötzlich um drei Uhr nachts anfängt, in großen Mengen Daten zu senden, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass irgendetwas nicht stimmt.“ Für Schlagzeilen sorgte im vergangenen Jahr der vernetzte Kühlschrank, der als Teil eines sogenannten Botnets aus gekaperten Computern Spam-Mails verschickte.

Mehr Sorgen mache ihm, dass Technik mit Mikrofonen zur Sprachsteuerung im Haushalt von Hackern in Abhörgeräte verwandelt werden könne, betonte Kovacs. „Wir haben einige Fälle davon gesehen.“ Auch hier dürfte aber helfen, die Datenströme im Blick zu behalten.

„Mit den vernetzten Geräten entstehen viel mehr Möglichkeiten, private Daten abzugreifen“, warnte auch der europäische Technikchef der inzwischen zu Intel gehörenden Sicherheitsfirma McAfee, Raj Samani. „Und zwar in einer Dimension, die man sich früher nicht einmal vorstellen konnte.“ Gary Davis von Intel Security ergänzte, man habe bereits nachweisen können, dass auch einige Modelle medizinischer Geräte wie Insulinpumpen anfällig für Hacker-Angriffe gewesen seien, was lebensgefährlich werden könnte.

Das Problem drängt auch deswegen, weil immer mehr Geräte mit dem Internet verbunden werden. So geht der Netzwerk-Ausrüster Ericsson von 50 Milliarden vernetzten Geräten bis zum Jahr 2020 aus.

„In einigen Jahren wird jeder Markt ein Markt für vernetzte Geräte sein“, sagte Glo Gordon, Managerin bei dem US-Unternehmen Jasper. Als Beispiel nannte sie Autos, die immer mehr Internet-Funktionen bekommen. Jasper hilft Anbietern vernetzter Geräte, ihre Dienste über das Internet zu verwalten.

Die Firmen werben damit, dass sich Heizung oder Waschmaschine so einfacher steuern ließen. Eine per App vernetzte Waschmaschine könnte zum Beispiel automatisch in einen leiseren Modus umschalten, wenn die Besitzer zu Hause sind, hieß es in einer Diskussionsrunde in Barcelona. „Wir entwickeln ein Haus, das mitdenkt“, sagte Chris Boross von Nest Labs. Nest verkauft vernetzte Thermostate und Rauchmelder und gehört seit Anfang 2014 zu Google. Boross arbeitet daran, die Kommunikation der vernetzten Geräte sicherer zu machen.

Für Anbieter von Sicherheitssoftware schaffe die Verbreitung vernetzter Geräte neue Geschäftsmöglichkeiten, sagte AVG-Chef Kovacs. Viele Menschen nutzten zwar die kostenlose Version der AVG-Antivirensoftware und seien auch nicht bereit, für Premium-Versionen auf einzelnen Geräten zu zahlen. „Wenn man aber ein paar Dutzend Geräte schützen muss, ist die Bereitschaft größer, sich für alle zusammen ein Abo zu kaufen.“

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