Software ins Revier: IT-Gipfel will intelligent vernetzen

Essen (dpa) - Die Gastgeber hatten den Ort für den siebten IT-Gipfel sorgfältig ausgewählt. Der Eröffnungsempfang am Montag fand im Casino der Zeche Zollverein statt, am Dienstag kam Kanzlerin Angela Merkel in den Neubau des 200 Jahre alten Industriekonzerns Thyssen-Krupp.

Junge Blogger und Unternehmensneugründer trafen in Essen auf Kohle und Stahl. Veranstalter Bitkom und das Bundeswirtschaftsministerium hatten die Gegensätze zusammen mit dem Initiativkreis Ruhr bewusst gewählt.

Thyssen-Krupp-Chef Heinrich Hiesinger rückte zur Begrüßung des siebten IT-Gipfels das schiefe Bild von Kohle und Stahl wieder gerade. Die Zeche Zollverein ist längst Weltkulturerbe und Museum, sein Unternehmen macht nur noch rund 30 Prozent Umsatz mit Stahl. Mehr Geld bringt zum Beispiel der Anlagenbau. „Und das geht nur mit intelligenten IT-Lösungen. Oder schauen Sie sich unsere große Flotte in der Fahrstuhl-Wartung an. Das zu koordinieren, geht nur mit Hilfe von Software, und die Mitarbeiter laufen nicht mehr mit dicken Aktenordnern durch die Gegend, sondern laden sich alle Daten auf mobile Geräte“, sagte Hiesinger stolz in die Runde aus Politik, Wirtschaftsvertretern und Forschern.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zählte Erfolge vergangener IT-Gipfel auf: Einheitliche Behörden-Rufnummer, Breitband und neuer Personalausweis. Alles erledigt. Die Themen des Gipfels in Essen waren weniger greifbar. Erfolge stellen sich nur in kleinen Schritten ein. Der Fachkräftemangel ist ein Generationen-Problem. Bitkom-Präsident Dieter Kempf sprach vor dem Gipfel von Fehlern, die in den 1960er Jahren gemacht worden seien.

Und so kommt Deutschland im internationalen IT-Vergleich der 15 führenden Wirtschaftsnationen auch nicht so recht vom Fleck. Erneut langt es nur zu Platz 6. Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) strebt aber bis zum Jahr 2020 den 3. Platz an. „Und zwar sowohl bei der Industrie als auch in der digitalen Welt. Wir wollen aufs Siegertreppchen“, sagte Rösler zum Abschluss des siebten IT-Gipfels am Dienstag in Essen. Dieses Ziel war aber auch bereits beim ersten IT-Gipfel 2006 im Fokus der Politik.

Laut einer Untersuchung von TNS Infratest für das Wirtschaftsministerium konnte sich Deutschland im Vergleich zum Vorjahr im Wettbewerb mit 15 untersuchten Ländern nicht verbessern. In den Jahren 2008 bis 2010 belegte die Bundesrepublik noch Platz 7. Spitzenreiter bleiben die USA. Auf Platz 2 folgt Südkorea, dritter ist Japan. Erstmals ist China mit Platz 9 unter die Top 10 vorgestoßen.

Um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben und um die IT-Wirtschaft in Zukunft stärker mit der Industrie zu verknüpfen, kündigte der Gipfel ein Bündel von Maßnahmen an. Mit einer Info-Kampagne will die Bundesregierung im nächsten Jahr für intelligente Netze werben. Die Verbindung von Stromnetzen mit der digitalen Verbrauchssteuerung gilt als wichtiger Bestandteil der Energiewende. Die Vernetzung von Datenströmen wird aber auch in den Bereichen Verkehr, Gesundheit, Bildung und Verwaltung als Schlüssel für mehr Effizienz und neue Nutzungsmöglichkeiten betrachtet. Die Umsetzung entsprechender Projekte gab der IT-Gipfel am Dienstag in einer „Essener Erklärung“ als Ziel und vorrangige Aufgabe für das nächste Jahr vor. 2013 wandert der IT-Gipfel aus dem Revier in den Norden. Gastgeber ist dann die Hansestadt Hamburg.

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