Aldi-Kaffeemaschine Expressi im Test: Angriff auf den Kapsel-Platzhirsch Nespresso

Discounter Aldi und die Kaffeekette Starbucks arbeiten zusammen und fordern den Kapselkaffee-Platzhirsch Nespresso heraus. Mit der „Expressi“ gibt es bei Aldi-Süd einen relativ preisgünstigen Einstieg in die Welt des gekapselten Kaffes. Die WZ-Redaktion hat die Maschine eingehend getestet.

So „günstig“ kann Kapselkaffe sein. Auf den ersten Blick. 69,90 Euro für die Maschine, 19 Cent pro Kaffeekapsel. Das ist das Angebot, mit dem Aldi Süd seit ein paar Wochen versucht, Anschluss auf dem wachsenden Kaffeekapselmarkt zu finden. Dabei unterbietet man preislich deutlich den Marktführer Nespresso, der pro Kapsel in der Standardversion 35 Cent, bei ausgesuchten Sorten gar 42 Cent berechnet.

Andere Kapselsysteme wie Tassimo (Kraft Foods), Cafissimo (Tchibo) und auch Anbieter, die für Nespressomaschinen kompatible Kapseln verkaufen, liegen deutlich darüber. Meist um die 30 Cent. Aber schmecken die in Kunststoffverpackungen abgepackten Kaffeeportionen?

Bei einem Test in der Redaktion waren die Urteile gespalten: von „Zu bitter“ bis „aromatisch“ war alles dabei. Manch ein Tester beklagte den starken Eigengeschmack der Maschine. Die Bewertung variierte auch je nach Produkt in der recht großen Palette. Verschiedene Sorten Lungo, verschiedene Espressi, Latte Macchiato und auch Kakao. So war manch einem der auch angebotene Kakao zu süß, andere rümpften die Nase ob des vielen Plastikmülls: Pro Tasse eine Kunststoffkapsel.

Auf die Spitze getrieben wird das beim Cappucino, bei dem man für eine Tasse die Maschine sogar mit zwei Kapseln nacheinander füttern muss — erst das Milchpulver, dann den Kaffee. Aldi scheute auch nicht davor zurück, eine Espressosorte so zu nennen wie ein Produkt des Marktführers Nespresso: Ristretto.

Vor große Herausforderungen stellt die Maschine den Nutzer nicht. Sie ist einfach zu bedienen, nahezu selbsterklärend. Drei Tassengrößen sind wählbar, einziges bewegliches Teil ist ein großer Hebel oben an der Maschine. Darunter liegt das Magazin für die Kaffeekapseln. Ist der Kaffee gebrüht, zieht man am Hebel und die gebrauchte Kapsel verschwindet in einem Auffangbehälter im Inneren der Maschine. Dort passen etwa acht bis zehn Kapseln hinein, danach sollte man den Behälter ausleeren oder der Kaffeeautomat blockiert. Im Test geschah das eher selten. Und mehr als einmal wanderte der Auffangbehälter gleich mit in den Müll — als Büro-Maschine unter Schwerlast taugt die „Expressi“ nur bedingt. Wer sie im Haushalt benutzt, sollte weniger Probleme haben.

Ein weiteres Merkmal der Maschine ist das lange Nachtropfen. Nachdem die Kaffeeportion in der Tasse ist, tropft und tropft der Kaffee noch weiter. Weil keiner der Tester so geduldig war, zu warten, bis kein Tropfen mehr aus der Düse kam, war der Auffangbehälter ständig voll mit Kaffeeresten. Besonders wenn man die Maschine zum Cappucinobrühen nutzt, ist das auf Dauer etwas eklig.

Im Design ist die „Expressi“ im subjektiven Eindruck nicht so schön und etwas klobiger als die meisten Nespressomaschinen. Auch wenn man den Preis der Kapseln des Marktführers deutlich unterbietet, wird der Discounter-Kunde für die Bequemlichkeit letzten Ende deutlich zur Kasse gebeten.

Gerechnet pro Pfund bezahlt er für den Espresso so mehr als 13 Euro. Für ein Pfund guten Espresso, verwendet in einem Vollautomaten, bezahlt man um die acht Euro. Bequemlichkeit auf der einen Seite gegen Preis und die hohe Umweltbelastung durch massenweise Plastikkapselmüll auf der anderen Seite ist die Rechnung, die ein Kaffeefreund für sich aufmachen muss.

>> Mehr zum Thema Kapselkaffee, den Akteure auf dem Markt, den Umweltaspekten und den teuersten Kaffee der Welt lesen Sie am Samstag (30. November) im Wochenend-Magazin der gedruckten WZ. Die Westdeutsche Zeitung gibt es auch als ePaper und als App für Tablet-PCs.

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