LG G Flex im Test: Warum ist dieses Smartphone krumm?

Gekrümmter Bildschirm, eine leistungsstarke Batterie und eine selbstheilende Hülle — LGs Android-Smartphone G Flex bietet einige solide Kaufargumente. Doch der Bildschirm des Bananen-Telefons enttäuscht im Test.

LG G Flex im Test: Warum ist dieses Smartphone krumm?
Foto: dpa

Das Rennen um das erste Telefon mit gekrümmten Display hat LG zwar knapp an den Konkurrenten Samsung verloren, in Deutschland jedoch ist das LG Flex zuerst erhältlich — zunächst erst bei Vodafone.

Das G Flex hat als herausragendes Merkmal einen gekrümmten Bildschirm und ist vereinfacht gesagt "bananenförmig". Die Bildschirmkrümmung soll dem Nutzer laut LG zahlreiche Vorteile bringen. So ist bauartbedingt das Mikrofon beim Sprechen näher am Mund als bei geraden Telefonen — so wie früher beim guten grünen Post-Telefon. Auch für Nutzer, die das Gerät mit dem nicht eben kleinen sechs Zoll messenden Bildschirm in der Tasche tragen wollen, soll die Krümmung hilfreich sein. Schließlich gibt es ja am menschlichen Körper auch keine geraden Bereiche.

Besonders eindrucksvoll soll der krumme Bildschirm aber bei Spielen und Filmen zum Tragen kommen. Im Querformat soll er sich angenehm betrachten lassen, da der Augenabstand zum Display an jeder Stelle in etwa gleich ist. Ein Trend übrigens, der auch bei immer mehr großen Fernseh-Displays zum Einsatz kommt.

Das große Display ist durch seine Krümmung im Alltag tatsächlich sehr angenehm anzuschauen. Nach einiger Zeit fällt es kaum noch auf, dass man ein andersartiges Gerät in der Hand hält. Die Krümmung fühlt sich ziemlich natürlich an, auch bei der Bedienung mit den Fingern. Auch Filme kann man sich auf dem G Flex gut ansehen. Es ist schwierig, genau zu sagen, wass es ist. Alles sieht eine Spur "echter" aus auf dem gekrümmten Schirm. 1280 zu 720 Pixel beträgt die Auflösung Displays. Bei einer Bildschirmgröße von sechs Zoll ist das recht wenig, bei genauer Betrachtung sind einzelne Pixel erkennbar, kleine Schriften neigen zu Treppeneffekten.

Das LG G Flex im Test
15 Bilder

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Seine besondere Eigenschaft, die Krümmung und Biegefähigkeit, erhält das Display du die spezielle Art der Fertigung. LG stellt das Display Panel aus einem Kunststoffsubstrat her, das nach dem Aushärten äußerst biegsam bleibt. Das so gewonnene OLED-Display nennt man dann folglich auch POLED, wobei das P für Plastic steht. Ob es nun am Bildschirm des Testgerätes liegt oder nicht, wir haben im Betrieb häufig Geisterbilder festgestellt. Soll heißen: Wenn man ein Programm startet bleiben die Umrisse der Menü-Buttons noch einige Zeit als dunkle Umrisse sichtbar. Im Bildhintergrund ist außerdem das Muster des Display Panels sichtbar. Volle Displayhelligkeit half, die Auswirkungen dieser Anzeigeeffekte einzuschränken. Vollständig beheben ließen sie sich nicht. Bei einem 800 Euro teuren Smartphone, dessen Alleinstellungsmerkmal der gekrümmte Bildschirm ist, sollten solche Fehler nicht vorkommen.

Das LG G Flex ist ziemlich groß (16 x 8,2 x 0,9 Zentimeter) und ziemlich solide verbaut. Allerdings ist es mit knapp 180 Gramm in der sechs-Zoll-Klasse ein Leichtgewicht und auch recht schlank. Aktuelle Telefone wie etwa das Lumia 1520 von Nokia oder Sonys Xperia Z Ultra wirken deutlich massiver. Die nicht abnehmbare Rückseite des gekrümmten Geräts ist mit einer Lackschicht aus Polyrotaxan versehen. Das ist ein Lack, der kleine Kratzer wegstecken kann. Sie sollen (in der Theorie) nach einigen Minuten wieder verschwinden. In unserem Praxistest gelingt das auch gut. Mit dem Metallstecker eines USB-Sticks haben wir der Rückseite einige Kratzer zugefügt. Noch während wir zusahen, verschwanden die Kratzer wieder. Nach zehn Minuten waren sie spurlos verschwunden.

Anfängliche Befürchtungen, dass das G Flex auf glatten Oberflächen kippelt, erwiesen sich als unbegründet. LG hat auf der Rückseite den An-/Ausschalter so platziert, dass unser Testgerät glatt auflag und nicht wippte. Auch sonst ist die Verarbeitung recht gut. Das Gerät knarzt zwar hörbar wenn man es verwindet, doch das ist bauartbedingt. Das G Flex kann nämlich einiges wegstecken. Wohl ein Eingeständnis an die gebogene Form und das daraus resultierende Beschädigungspotenzial des teuren Geräts. Bis zu 100 Kilo Belastung soll es aushalten und im Test ließ es sich auf einer Tischplatte ohne Beschädigungen "geradebiegen".

Eine weitere Besonderheit: Wie schon beim LG G2 sind sämtliche Bedienknöpfe an der Rückseite angeordnet, und zwar ungefähr dort, wo man gut mit dem Zeigefinger hinkommt. So lässt sich das Gerät theoretisch einhändig bedienen. Dazu sollte man aber wirklich große Hände haben. Mit kleinen Händen wirkt das Riesentelefon schon fast wie ein Tablet. Per Doppeltipp auf das Display lässt sich das G Flex aus dem Tiefschlaf aufwecken. Das ist praktisch, denn der An-/Ausschalter wird im seltensten Fall getroffen.

Im G Flex hat LG eine Kamera mit 13 Megapixel großem Sensor eingebaut. In normalem Tageslicht schießt das Telefon auch ziemlich gute Fotos. Schärfe, Farbechtheit und Detailtreue der Bilder sind in Ordnung, der Weißabgleich funktioniert gut. Zusätzlich zum automatischen Aufnahmemodus gibt es zahlreiche weitere Einstellungen in der Kamera-App. Nach vorne zeigt eine 2,1 Megapixel auflösende Kamera. Sie eignet sich nur für Videotelefonie.

Im Inneren des LG G Flex werkelt ein flotter Vierkernprozessort mit 2,3 Gigahertz Taktfrequenz, dazu gibt es 32 Gigabyte Festspeicher und zwei Gigabyte Arbeitsspeicher. Beim ersten Einschalten sind neben Googles Betriebssystem Android in der Version 4.2.2 und einigen vorinstallierten Apps noch rund 25 Gigabyte frei. Die kräftige Hardware sorgt für einen ruckelfreien Betrieb und bietet große Leistungsreserven für Spiele.

Über die normale Android-Oberfläche hat LG eine eigene Bedienoberfläche gelegt. Sie bietet noch einige Zusatzfunktionen wie etwa "Slide aside". Mit dieser Funktion kann der Nutzer bis zu drei Apps per Wisch ablegen und schnell wieder aufrufen. Im Mitteilungscenter lassen sich oft genutzte Apps ablegen, die dann nicht erst über die Startbildschirme aufgerufen werden müssen. Auch der von Samsung bekannte Split-Screen-Modus lässt sich bei vielen Apps nutzen. Dann können auf dem großen Display zwei Apps parallel betrieben werden.

Eine wirklich gute Figur macht das G Flex beim Stromverbrauch. Der fest eingebaute und ebenfalls gekrümmte 3500 Milliamperestunden fassende Akku hält das Telefon in der Regel mehrere Tage in Betrieb. Die bis zu 28 Tage Standby-Zeit im LTE-Modus sind zwar illusorisch bei normalem Gebrauch, drei Tage hielt das Telefon aber zwischen zwei Ladungen auch im Dauerbetrieb mit Telefonieren, E-Mails, Internet und Quizduell-Gebrauch durch.

Fazit: LG hätte mit dem G Flex einen richtigen Kracher landen können. Die Hardware ist gut, die Ausdauer für ein Smartphone beeindruckend. Dazu kommt das innovative Konzept mit dem gebogenen Bildschirm und der weitgehend kratzerunempfindlichen Rückseite. Von den Leistungsdaten her gibt es nichts auszusetzen. Leider verhageln der Preis von gut 800 Euro und der Bildschirm die ansonsten gute Bilanz. Bei einem 800 Euro teuren Smartphone sollten Anzeigeschwächen wie beim G Flex mit Geisterbildern und durchscheinendem Displaypanel nicht vorkommen.

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