Lightbeam für Firefox zeigt Ihnen, wer Sie im Netz beobachtet

Nicht nur Geheimdienste und Regierungen sammeln Daten. Auch Werbenetzwerke und zahlreiche andere Unternehmen untersuchen das Verhalten von Nutzern im Netz. Das Firefox-Addon „Lightbeam“ macht das Tracking und seine Verflechtungen sichtbar.

Mal schnell noch morgens vor der Arbeit die Mails bei Yahoo gecheckt, den Wetterbericht gelesen, nochmal nach dem Paar Schuhe bei Zalando geschaut, die Schlagzeilen des Tages bei Google News überflogen und dann — ganz kurz — bei Facebook reingeschaut? Für viele Menschen ist das ein ganz normaler Vorgang und dabei denken sie, sie hätten nur mit Yahoo, Google, Zalando und Facebook zu tun gehabt? Falsch.

Die komplexe und vernetzte Struktur des Internets sorgt eben dafür, dass während Ihres Besuchs auf den meisten Internetseiten nicht nur der Seitenbetreiber sondern auch zahlreiche Dritte registrieren, was Sie so treiben. Wer das ist und wofür die Daten erhoben werden, kann Ihnen jetzt ein kleines Zusatzprogramm für den Webbrowser Firefox von Mozilla zeigen. Es heißt Lightbeam und bereitet für Sie das "Tracking", also die Verfolgung einzelner Rechner im Internet, als Grafik auf.

Aber warum sollte es Sie interessieren, wer da im Netz Daten über Ihren Computer und damit über Sie sammelt? Alex Fowler von der Mozilla Stiftung, die den in Deutschland weit verbreiteten Browser Firefox vertreibt, ist überzeugt, dass durch Lightbeam die Nutzer eine lehrreiche Lektion in Sachen Privatsphäre erfahren. "Während die Enthüllungen über die Überwachung durch Regierungen Menschen weltweit aufregen, gibt es einen Bereich der Datensammlung im Netz mit eigenen komplizierten Herausforderungen in Sachen Transparenz, der für die Nutzer wichtig bleibt", schreibt er in einem Blog-Post.

Konkret spricht Fowler von der Vielzahl von Datensammelfirmen, die Nutzerdaten zu Werbezwecken, zum Teilen über soziale Netzwerke oder zum Zweck der Personalisierung von Webseiten und webbasierten Anwendungen sammeln. Sie sind heute ein integraler Bestandteil des Nutzererlebnisses im Netz — als "Teilen"-Button für Facebook, als Werbeempfehlung "Nutzer die dies kauften, kauften auch" oder als nervige Werbeanzeige für Sportschuhe, die einen scheinbar über mehrere Webseiten verfolgt. Wie dieses unsichtbare Netzwerk von Datensammlern funktioniert, welche Dienste harmlos, welche unnötig sind — für die meisten Netznutzer ist es schwer das zu verstehen. Mit Lightbeam möchte Mozilla dem Nutzer die Möglichkeit geben, Einblick in die Welt der Datensammler zu erhalten.

Und genau das ermöglicht Lightbeam. Als kleines Symbol erscheint es nach der Installation am unteren Rand des Browserfensters. Einmal angeklickt, zeigt es in einer übersichtlichen Grafik an, welche Drittunternehmen an die Seite angehängt sind, die Sie gerade besuchen. Im Falle unserers Beispiels vom Anfang des Artikels sind das schon stolze 22 Unternehmen auf sechs verschiedenen Internetseiten. Das Spektrum reicht von so harmlosen Trackern wie der IVW-Box, mit der Reichweitenstatistiken von Webseitenerstellt werden, über den VG-Wort-Zählpixel über den Abrufzahlen einzelner Artikel für Autoren ermittelt werden bis hin zu Werbenetzwerken wie Googles DoubleClick. Je tiefer man sich in eine Seite hineinklickt, um so mehr einzelne Tracker tauchen in der Lightbeam-Grafik auf. Spitzenreiter ist hier Zalando, wo nach einigen Klicks gleich acht verschiedene dreieckige Tracker-Symbole rund um das runde Webseitenlogo schweben.

Dabei wird klar, was die Macher von Lightbeam bezwecken. Sie wollen nicht etwa Panik schüren und Werbetracking an sich verteufeln. Viel mehr wollen sie ein Bewusstsein dafür schaffen, wie das Netz aufgebaut ist und wie Nutzerinformationen heutzutage generiert werden. Denn wer Lightbeam nutzt, der stellt fest, nicht alle Tracker führen auch dazu, dass Nutzern tatsächlich ihre Privatsphäre verloren geht. Viele der kleinen Dreiecke dienen etwa dazu, Zugriffsstatistiken zu ermitteln. So nutzen beispielsweise viele Nachrichtenwebseiten die Webtrekk-Software um zu ermitteln, wie oft ein Artikel abgerufen wird und wie die Nutzer auf die Seite gelangen. Andere kleine Dreiecke weisen auf Werbedienstleister hin, die auf den Webseiten Werbung ausspielen — die letztendlich auch dazu beiträgt, die Inhalte im Netz kostenfrei anzubieten.

Durch den Gebrauch von Lightbeam können Netznutzer dazu beitragen, dass die Strukturen der Tracking-Industrie im Netz weiter offenbart werden. Deshalb spricht Alex Fowler von Mozilla auch von einem "Zauberer von Oz-Moment für das Netz". "Die Nutzer können gemeinsam einen Weg bieten, den Vorhang aufzuziehen und die innere Struktur zu offenbaren", schreibt er. Die aus dem Gebrauch von Lightbeam gewonnenen Daten sollen in Zukunft Journalisten, Wissenschaftlern und anderen Einrichtungen, "die davon profitieren können" zugänglich gemacht werden.

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