Microsoft Surface Pro im Test: Nicht Tablet, nicht Notebook

Das Surface Pro soll Windows 8 auch im Tabletmarkt etablieren. Dafür hat Microsoft es mit ordentlich Rechenleistung und viel Speicher ausgestattet. Doch im Test wird schnell klar: Ein Tablet ist das Surface Pro nicht.

Das Surface Pro hinterlässt auf Anhieb einen guten Eindruck. Es hat ein solides Gehäuse, fest verbaute Knöpfe und die mitgelieferte Tastatur rastet mit einem leisen Klick am unteren Ende ein. Auch der Startvorgang beeindruckt. Nach maximal zehn Sekunden steht das Betriebssystem bereit, nach Eingabe der Microsoft-ID zeigt sich die bunte Kacheloberfläche von Windows 8.

Im Inneren des Surface Pro arbeitet Hardware, die sonst im Ultrabook-Bereich zu finden ist. Ein Core i5-Prozessor von Intel, vier Gigabyte Arbeitsspeicher und wahlweise 64 oder 128 Gigabyte Festspeicher — ganz schön viel für ein Tablet. Wobei "viel" Ansichtssache ist. Denn ab Werk sind auf der 64 GB-Version des Surface Pro nur noch 23 Gigabyte frei, bei der 128 GB-Version immerhin 83. Einen guten Eindruck hinterlässt der Bildschirm mit HD-Auflösung und brillianten Farben. Einziger Nachteil: Das Display spiegelt sehr stark. Verwunderung lösen übrigens die beiden Kameras aus. Ihre Auflösung ist dermaßen gering, dass sie tatsächlich nur zur Videotelefonie taugen.

Mit im Lieferumfang enthalten ist ein berührungsempfindlicher Stift, der auch auf dem Touchscreen funktioniert. Dieses Werkzeug ist eine wirklich sinnvolle Erweiterung des Surface, die auch gut ins Bedienkonzept integriert ist. Mit dem Stift und der Handschriftenerkennung lassen sich am Bildschirm problemlos Texte erfassen und Zeichnungen anfertigen. Wird der Stift nicht gebraucht, kann er magnetisch am Ladeanschluss angedockt werden. Dieser ist dann allerdings versperrt — es gilt also: entweder Stift, oder Strom.

Im Alltagstest gibt sich das Surface Pro ein wenig gespalten. Da ist zum einen die bunte Kacheloberfläche "Metro" von Windows 8. Sie ist für die Bedienung mittels Touchscreen ausgelegt. Auf den App-Kacheln werden laufend neue Informationen, Wetterdaten oder Nachrichten angezeigt, alles ist bunt und irgendwie in Bewegung, dabei aber klar strukturiert und übersichtlich.

Die andere Seite des Surface Pro wird sichtbar, wenn man die "Desktop"-Kachel antippt oder ein Programm startet, dass nicht aus dem Market Place von Microsoft stammt. Dann verwandelt sich das Tablet mit einem Klick in einen ganz normalen Windows-Rechner und ist plötzlich wegen der winzigen Schaltflächen mit den Fingern am Touchscreen kaum noch zu bedienen — ein Problem, dass auch beim Windows 8-Tablet Acer Iconia W701 auftritt. Wer jetzt nicht ständig auf den Bildschirm tippen will, um das rote X zum Schließen eines Programms doch nicht zu treffen, klippst spätestens jetzt die zum Preis von rund 120 Euro erhältliche Tastatur an und das Surface Pro verwandelt sich dank einer eingebauten Klappstütze in ein kleines Notebook. Doch hier zeigen sich schon schnell die Schwächen der Konstruktion. Die Stütze ist nicht verstellbar und so gibt es nur einen festen Blickwinkel.

Im Vergleich zu anderen Tablets hat das Surface Pro zwar ein deutliches Plus an Leistung und Speicherplatz zu bieten — das geht aber zu Lasten der Nutzbarkeit. Zwar ist das Tablet unglaublich flott, Programme laufen ohne Verzögerung, Filme anzusehen ist ein Vergnügen. Doch die eingebaute Hardware entwickelt unter Last eine dermaßene Hitze, dass die Ventilatoren stetig einen Strom heißer Luft aus dem Gerät herausblasen. In Verbindung mit dem relativ hohen Gewicht von mehr als 900 Gramm und der Akkulauftzeit von maximal vier Stunden haben wir im Test den Tabletbetrieb mangels Komfort nach einem Tag eingestellt.

Seine große Stärke zeigt das Surface erst in Verbindung mit der Anstecktastatur auf dem Schreibtisch. Hier entpuppt sich Microsofts "Tablet" als extrem mobiler Computer mit Windows 8, mit viel Leistung, großem Speicher (die 128 GB Variante) und — im Gegensatz zu vielen Tablets — Erweiterungsmöglichkeiten über USB und Micro-SD-Karten. Bis auf wenige Gelegenheiten ist das Surface Pro nämlich ein nahezu vollwertiger Ersatz für Tablet und Computer.

Eines ist nach dem Test klar: Das Surface Pro ist eigentlich kein Tablet. Dafür ist es einfach viel zu schwer, ziemlich dick ist es auch noch. Auf der Couch kann man es sich mit dem Surface Pro nicht gemütlich machen, E-Books lesen ist auch kein großes Vergnügen — Microsofts Surface Pro funktioniert tatsächlich am besten auf einer glatten Schreibtischplatte.

Aber was ist das Surface Pro, wenn es kein Tablet ist? Die Antwort: Zusammen mit den separat erhältichen Tastaturen wird das Surface Pro zu einem extrem mobilen Mini-Laptop. Filme anzusehen macht auf dem klaren und hellen Bildschirm richtig Spaß. Und was noch viel wichtiger ist: Auf dem Surface Pro laufen nahezu alle Windows-Pprogramme, die Sie auch auf Ihrem "großen" Windows-Rechner installieren können. Dazu kommt noch ein ausgereiftes Bedienkonzept mit Stift und Handschrifterkennung. Kurz: Das Surface Pro ist ein idealer Kompromiss zwischen einem Notebook mit Windows, Tastatur und Touchpad und einem Tablet mit Finger- und Wischsteuerung.

Doch das Konzept hat einige Schwächen. Zum einen wäre da die nicht verstellbare Stütze, die längeres Arbeiten ziemlich ungemütlich macht. Nicht zu vernachlässigen sind auch die versteckten Kosten. Da sich das Surface Pro nur mit Zusatzgeräten voll nutzen lässt, kommen noch einmal locker 150 bis 200 Euro zusätzlich zum ohnehin schon nicht geringen Kaufpreis von rund 879 (64GB), bzw. 979 (128 GB) hinzu.

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