Nokia Lumia 625 im Test: Größer ist nicht automatisch auch besser

Ein großer Bildschirm und ein kleiner Einstiegspreis sollen Käufer zu Nokias Lumia 625 locken. Doch bei dem Windows Phone 8-Gerät zeigt sich, dass Größe bei einem Smartphones nicht alles ist. Auf die Technik kommt es an.

Groß ist besser. Das scheint zumindest der momentan gängige Gedankengengang von Smartphone-Entwicklern zu sein. Die Größe der Bildschirme nimmt ständig zu, was bisweilen grotesk anmutende 6,4-Zoll-Telefone wie das Sony Xperia Z Ultra hervorbringt. Auch bei Nokia schleichen sich die Displays der Lumia-Reihe allmählich in die Fünf-Zoll-Region vor. Jüngstes Beispiel ist das Lumia 625.

Obwohl es mit seinem 4,7-Zoll messenden Bildschirm gegenüber dem Samsung Galaxy Mega oder dem Xperia Z Ultra noch geradezu winzig anmutet, gehört es bereits zu den größeren Vertretern der Lumia-Reihe. Doch wer es einmal anschaltet, der findet schnell heraus, dass hinter der Größe des Geräts leider nicht sehr viel Substanz steckt.

Es ist nämlich genau dieser riesige Bildschirm, der auf den ersten Blick enttäuscht. Er kommt mit einer Auflösung von 800 zu 480 Bildpunkten daher, verteilt auf besagte 4,7 Zoll. Das ist die gleiche Auflösung, über die beispielsweise das sehr viel kleinere Lumia 620 verfügt. In Bildpunkte pro Zoll (ppi) umgerechnet sind das gerade einmal 201. Zum Vergleich: Apples iPhone 4 hat auf einem vier Zoll messenden Bildschirm bereits eine Auflösung von mehr als 300 ppi, Sonys Xperia Z1 bringt 441 ppi auf einem Fünf-Zoll-Schirm. Und damit nicht genug.

Bei Lumia 625 hat Nokia außerdem ein Display verbaut, dass ohne die bei anderen Smartphones gelobte ClearBlack-Technologie auskommen muss. Das sorgt für deutlich schlechtere Qualität bei der Anzeige von Bildern, Texten und Icons im Vergleich zu anderen Modellen der Lumia-Reihe.

Auch die Kamera ist leider eine Enttäuschung. Abgesehen davon, dass beim Testgerät das Bohrloch in der Hülle nicht anständig entgratet ist, schießt die Fünf-Megapixel-Kamera leider recht verwaschene Bilder mit deutlich sichtbarem Bildrauschen. Selbst mit den mitgelieferten guten Apps wie Cinemagraph gelingen eigentlich nur bei gutem Tageslicht wirklich brauchbare Bilder über Schnappschussniveau.

Im Inneren arbeitet bekannte Technik. Ein 1,2 Gigahertz Doppelkernprozessor mit 512 Megabyte Arbeitsspeicher und acht Gigabyte Festspeicher. Davon stehen ab Werk noch rund fünf zur Verfügung, für mehr kann unter der erstaunlich gut und fest sitzenden Abdeckung noch eine bis zu 64 Gigabyte fassende SD-Karte eingesetzt werden. Leider erlaubt Windows Phone 8 keine Installation von Apps auf der Speicherkarte.

Wem die 8 Gigabyte interner Speicher nicht reichen, kann eine Micro-SD-Karte einlegen. Darauf können aber keine Apps installiert werden.

Als Telefon kann das Lumia 625 hingegen überzeugen. Die installierten Programme laufen flott, E-Mail und SMS sind gut und sinnvoll nutzbar. Auch bei Empfang und Sprachqualität gibt es wenig auszusetzen. Mit dem eingebauten LTE-Chipsatz lässt es sich flott im mobilen Netz surfen oder unterwegs Apps herunterladen. Dass es im Windows Phone Marketplace noch immer viele beliebte Apps nicht gibt — geschenkt. Das Angebot wächst mittlerweile beständig. Auch die vorinstallierte Offline-Navigation mittels HERE Maps und Drive+ überzeugt, Microsofts Cloudspeicher ebenfalls.

Zwölf Lumias gibt es mittlerweile und das Lumia 625 ist bislang leider das schwächste davon. Zwar ist es ein solide verarbeitetes und sehr brauchbares Einsteigertelefon mit gutem Empfang und einem immer besser werdenden Betriebssystem — wenn man Windows Phone 8 mag. Der krümelige Riesenbildschirm kann aber nicht überzeugen, die Kamera enttäuscht auch. Es kommt eben nicht zwangsläufig auf die Größe an. Bei einem Preis von rund 260 Euro für ein vertragsfreies Telefon stellt sich die Frage, ob man nicht lieber 50 Euro mehr in die Hand nehmen sollte. Dafür bekommt man nämlich das Lumia 720. Das hat einen beinahe genau so großen Bildschirm, der allerdings wesentlich bessere Anzeigequalität liefert. Zudem ist die Kamera besser. Auch Sony hat mit dem Xperia L im gleichen Preissegment ein Konkurrenzmodell auf den Markt gebracht. Der Bildschirm ist zwar mit 4,3 Zoll etwas kleiner, dafür sind Auflösung, Akkulaufzeit und Kamera im Vergleich besser. Wer allerdings auf der Suche nach einem großen Schnäppchen ist, kann das 625 in die engere Auswahl nehmen.

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