Systemkamera Panasonic Lumix DMC-GM1 im Test: Ein Winzling nimmt es mit den Großen auf

Mit der Lumix DMC-GM1 schickt Panasonic einen Winzling ins Rennen, der es in sich hat. Auf engstem Raum ist Hochtechnologie verpackt, die sonst nur in größeren Kameras zu haben ist. Doch die kompakte Bauart hat auch so manche Tücke.

Klein aber mächtig: Die Lumix DMC-GM1 überzeugt im Praxistest und zeigt nur einige konstruktionsbedingte Schwächen.

Klein aber mächtig: Die Lumix DMC-GM1 überzeugt im Praxistest und zeigt nur einige konstruktionsbedingte Schwächen.

Foto: tsn

"Oh mein Gott, ist die aber klein!" Diesen Ausruf habe ich während des dreiwöchigen Tests der Lumix DMC-GM1 gefühlt ein Dutzend mal gehört. Dass so viel Technik in so wenig Kamera passt, ist wirklich schwer zu glauben. Von der Grundfläche her ist Panasonics kleinste Systemkamera kaum größer als eine Kreditkarte, dünner als eine Zigarettenschachtel und kaum schwerer als ein Smartphone. Doch trotz der kompakten Ausmaße ist die GM1 eine vollwertige Systemkamera mit einem 16 Megapixel auflösenden Micro-Four-Thirds-Sensor, Wechselobjektiven und in dieser Größenklasse bisher unbekannten Leistungen. Ab 620 Euro ist die GM1 im Handel zu haben.

Von außen erinnert die Lumix DMC-GM1 an eine geschrumpfte klassische Leica. Aluminium, schwarzes Kunstleder, an der Vorderseite weist ein stilisiertes "L" auf Leica-Technologie im Inneren hin. Ganze acht Bedienelemente sind verbaut, die Auswahl für Programme, Belichtung und Blenden läuft über einen Drehschalter und ein Jog-Rad rechts vom großzügig dimensionierten drei Zoll großen LCD-Bildschirm (lässt sich auch bei Sonnenschein gut ablesen) auf der Rückseite. Dieser verfügt auch über eine Touchfunktion, die Bedienung ist entsprechend einfach. 45 Motivprogramme und Filter stehen zur Auswahl, die Kamera kann aber auch im klassischen PSAM-Modus betrieben werden bis hin zur vollständig manuellen Bedienung. Wer den angenehm schwergängigen Blitzknopf zur Seite schiebt, gibt den eingebauten Blitz mit Lichtstärke 4 frei. Damit sollte man aber vorsichtig umgehen, da der Blitz mit dünnsten Plastikverbindungen am Gehäuse befestigt ist. Eine Anschlussmöglichkeit für externe Blitzgeräte oder deren Fernsteuerung gibt es nicht, die Synchronisationszeit des Blitzes ist mit 1/50 Sekunde recht lang. Des weiteren taugt er nur für Nahaufnahmen und — je nach Größe des verwendeten Objektivs — wirft er starke Schlagschatten ins Bild.

Die kompakte Bauform hat aber auch ihre Tücken. Nutzer mit großen Händen werden Probleme haben, die Lumix GM1 sicher zu halten und zu bedienen. Die Knöpfe sind teilweise recht klein geraten oder liegen nah am Gehäuserand. Aus Platzgründen gibt es auch keinen Anschluss für ein externes Mikrofon. Dabei beherrscht die Kamera Full-HD-Video mit 25 Vollbildern pro Sekunde. Da wäre auch besserer Ton nicht schlecht — vielleicht etwas zu viel verlangt bei einer Kamera dieser Größe.

Im Inneren steckt der gleiche Sensor wie in der größeren Lumix GX7. Laut Panasonic soll der Tiefpassfilter der GM1 noch bessere Ergebnisse liefern und weniger weichzeichnen. Die Ergebnisse der Kamera sprechen für sich. Die kleine Lumix ist ungemein lichtstark und kommt erst ab hohen ISO-Zahlen ins Rauschen. Bei schlechten Lichtverhältnissen lässt die Detailtreue allerdings etwas nach. Wer nicht manuell fokussieren möchte, kann sich auf den Autofokus auch in der Dämmerung noch verlassen. Die Scharfstellzeiten sind minimal, auch eine Auslöseverzögerung ist kaum feststellbar.

Die Bildqualität ist für eine Kamera dieser Größe überraschend gut. Dazu trägt auch der große Sensor und das gute mitglieferte Objektiv bei. Doch gerade im Weitwinkelbereich verzerrt es deutlich. In der Realität werden Linien bei Aufnahmen mit kurzer Brennweite recht deutlich verzeichnet dargestellt. Das lässt sich zwar mit professioneller Bildbearbeitungssoftware rausrechnen, kann aber z.B. bei Architekturaufnahmen stören. Je höher die Brennweite allerdings gewählt wird, umso geringer fällt die Verzeichnung aus. Sehr praktisch: Aufnahmen lassen sich per eingebautem WLAN-Chip gleich ins Netz stellen.

Als etwas schwach erweist sich der Akku der Lumix DMC-GM1. Der 680 Milliamperestunden fassende Energiespeicher kommt auf ca. 350 Auslösungen und etwas mehr als eine Stunde Videoaufnahme. Ohne Ladegerät oder Ersatzbatterie sollten Sie also nicht in Urlaub fahren. Dafür werden aber in der Regel rund 50 Euro fällig — günstig ist anders.

Als Standardobjektiv wird eine 12-32-Millimeter-Linse (entspricht 24-64 Millimeter Kleinbild) mitgeliefert. Dabei handelt es sich um ein enorm kompaktes Zoom-Objektiv mit f3.5 - 5.6, das bereits die meisten Bereiche in der Hobbyfotografie perfekt abdeckt. An den Objektivanschluss können aber auch sämtliche anderen Objektive im Micro-Four-Thirds-Standard, oder — per Adapter — auch andere, angeschlossen werden. Dadurch kommen aber weitere Kosten auf den Kamerabesitzer zu — als reine Kamera ohne Objektiv ist die DMC GM1 nicht erhältlich.

Die Lumix DMC-GM1 ist eine wirklich brauchbare Kamera, die bei winziger Größe viele Eigenschaften hat, die sonst nur bei größeren Systemkameras zu finden sind. Egal ob Sie Einsteiger oder Profi sind: Die GM1 lässt sich immer leicht und meistens auch schnell bedienen, liefert gute Bilder und passt in fast jede Tasche. Das mitgelieferte Objektiv reicht für die meisten Bereiche völlig aus, nicht nur deswegen, sondern auch aufgrund der recht hohen Preise für weitere Objektive, wird es wohl bei den meisten verkauften GM1 das einzige bleiben. Lediglich wer häufig lange Brennweiten braucht, wird zu weiteren Linsen greifen. Da stellt sich allerdings die Frage, ob solche Fotografen dann auch eine ultrakompakte Systemkamera brauchen, oder doch lieber zu größeren Modellen mit mehr Anschlussmöglichkeiten greifen. Insgesamt ist die Lumix DMC-GM1 eine Kamera ohne wirkliche Schwächen — allerdings auch zu einem stolzen Preis.

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