Ab zum Aufpolieren - Was taugen Remakes von Computerspielen?

Frankfurt/Main (dpa/tmn) - „DmC: Devil May Cry“ und „Grand Theft Auto 5“ sind bekannte Konsolen-Titel. Obwohl beide nicht mehr als fünf Jahre auf dem Buckel haben, gibt es von beiden bereits Neuauflagen.

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Sogenannte Remakes sind gerade schwer im Trend. Aber warum ist das so - und wer sollte zugreifen?

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„Das dürfte stark einzelfallabhängig sein“, sagt Niklas Wilke, Spieleexperte bei der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers. Mit den Remakes können den neuen Spielern existierende Serien nahegebracht und Interesse für die Fortsetzungen geweckt werden. Genauso werden aber auch Spieler angesprochen, die schon Fans sind.

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Die Entwickler investieren unterschiedlich viel Arbeit in die Neuauflagen. Für die gerade erschienene Definitive Edition von „Dishonored“ hat Entwickler Bethesda zum Beispiel kaum mehr gemacht, als die Auflösung zu erhöhen. Auch „The Last of Us“ (Sony) und „Tomb Raider: Definitive Edition“ (Square Enix) bieten kaum mehr als schönere Grafik, allerdings immerhin in Kombination mit einer höheren Bildwiederholrate. Details zu den Verbesserungen diverser Neuauflagen gibt es im Netz zum Beispiel bei den Experten von „Digital Foundry“.

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Bessere Grafik haben auch die Definitive Edition von „DmC: Devil May Cry“ (Capcom) und die Neuauflage von „Grand Theft Auto 5“ (Rockstar Games). Dazu gibt es aber noch ein paar neue Features - „DmC“ bietet zum Beispiel neue, besonders knifflige Schwierigkeitsgrade, das neue „Grand Theft Auto“ lässt sich auch aus der Ego-Perspektive erleben. Selbst Fans der Originale haben so zumindest einen kleinen Grund, einen Blick auf die Neuauflage zu werfen.

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Noch mehr Mühe gibt sich Nintendo mit Neuauflagen - zum Beispiel von „Zelda“-Spielen wie „Wind Waker“ für die Wii U und „Ocarina of Time“ oder „Majora’s Mask“ für den 3DS. Neben schönerer Grafik und besserer Steuerung gibt es auch inhaltliche Verbesserungen. In „Ocarina“ haben die Entwickler zum Beispiel den berüchtigten Wassertempel entschärft, der auf dem N64 vielen Spielern schlicht zu schwer war.

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Einen Vorteil bieten fast alle Neuauflagen: Zusatzinhalte, deren Download beim Original noch Geld kostete, sind in der Regel gleich mit an Bord. Für den typischen Remake-Preis von 20 bis 40 Euro bekommen Neueinsteiger so manchmal wesentlich mehr als Käufer des 60-Euro-Originals. In Einzelfällen sorgt das allerdings auch für Luxusprobleme: Die sogenannte Handsome Collection von „Borderlands“ (2K Games) bringt zum Beispiel so viele Zusatzinhalte mit, dass Neulinge in der Flut an Angeboten leicht verlorengehen können.

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Andere Remakes versammeln gleich mehrere Spiele auf einer Disc. Am 9. Oktober erscheint zum Beispiel Sonys „Uncharted: The Nathan Drake Collection“ für die Playstation 4. Darin sind die ersten drei Teile der Action-Adventure-Serie enthalten. Und „Halo: The Master Chief Collection“ hat sogar vier Episoden der Shooter-Serie an Bord. Die Sammlung hatte beim Verkaufsstart vor einem knappen Jahr allerdings mit erheblichen technischen Problemen zu kämpfen, vor allem im Onlinemodus.

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Vor solchen Problemen sind Spieler leider nie geschützt, sagt Niklas Wilke - bei Remakes ebenso wie bei neuen Spielen: „Das reine Remastern eines schlechten Titels macht diesen kaum zu einem besseren Produkt.“ Neukunden könnten sich höchstens drauf verlassen, dass die Hersteller einem Flop vermutlich kein Remake spendieren. Was neu aufgelegt wird, war also mindestens erfolgreich. Technisch ausgereift muss es deswegen aber nicht sein: „Insbesondere die Grafikausgabe muss ja gerade vollständig neu überarbeitet werden“, so der Experte. „Ein Bereich, in dem sich ab und an auch Fehler einschleichen.“

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Etwas mehr Arbeit müssen Entwickler investieren, wenn deutlich ältere Spiele neu aufgelegt werden: „Die Frage ist dann immer, ob man die Ecken und Kanten abschleift, etwa bei der Steuerung oder der Grafik, oder ob man sie erhält“, sagt Ralf Hebecker, Professor für Gamedesign und -produktion an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg. „Leute sagen ja oft, dass Spiele früher besser waren. Da spielen manchmal aber auch schlicht gute eigene Erinnerungen hinein.“

Überarbeiten oder im Original belassen? Beide Varianten haben ihren Reiz: Das ungewöhnliche, schwarzhumorige Schleich-Abenteuer „Oddworld: Abe’s Oddysee“ hat unter Fans zwar Kultstatus, war spielerisch aber schon bei seinem Erscheinen 1997 etwas unzugänglich. Für das Remake „Oddworld: New’n’Tasty!“ (Oddworld Inhabitants) von 2014 wurde der Klassiker so grundlegend überarbeitet, dass er auch für moderne Geschmäcker gut genießbar ist.

Nur behutsam angefasst wurde zum Beispiel „Grim Fandango“: Im Mai brachte Double Fine eine Neuauflage des Lucasarts-Klassikers auf den Markt. Die neue Version des Krimi-Adventures in der Welt der Untoten bietet zwar bessere Grafik und eine leicht überarbeitete Steuerung, inhaltlich und spielerisch bleibt aber alles beim Alten. Auch das ist legitim, findet Hebecker: „Spiel- oder Rätseldesign altert ja kaum.“

Der Experte geht davon aus, dass es in Zukunft noch viel mehr Remakes von Spielen geben wird. Und zwar sowohl die behutsame Restaurierung von Klassikern als auch die schnelle Frischzellenkur jüngerer Titel. „Am Ende sind das einfach Plattformwechsel, wie es das bei Musik oder Filmen auch gibt“, sagt Hebecker: So wie alte CDs als Download oder alte Filme auf Blu-ray veröffentlicht werden, schaffen mit den Remakes auch ältere Spiele den Sprung zur nächsten Konsolengeneration.

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