Call of Duty: Black Ops 2 im Test — Zwischen Zukunft und Vergangenheit

Düsseldorf. Wie in jedem Jahr veröffentlicht Activision einen neuen Teil seiner kinoreifen Ego-Shooter-Serie. Dieses Mal spielt die Handlung zu einem Drittel in den 80ern und zu zwei Dritteln in der nahen Zukunft 2025. Erzwungene Fortsetzung oder gänzlich neues Spiel?

Düsseldorf. Wie in jedem Jahr veröffentlicht Activision einen neuen Teil seiner kinoreifen Ego-Shooter-Serie. Dieses Mal spielt die Handlung zu einem Drittel in den 80ern und zu zwei Dritteln in der nahen Zukunft 2025. Erzwungene Fortsetzung oder gänzlich neues Spiel?

Am Anfang steht die Entrüstung: Bereits im Intro macht das Spiel klar, dass es nur für Erwachsene ist. Brutale Morde, viele Leichen und noch mehr Geschrei. Das sind Bilder, die ein Krieg hervorruft — das sind aber auch Bilder, die sich immer an der Grenze des Zumutbaren bewegen.

Wer den anfänglichen Schock überstanden hat, befindet sich direkt im Spiel von Entwickler Treyarch. In der ersten Mission fühlt sich alles wie gewohnt an. Doch bereits in der zweiten ist der alteingesessene Call-of-Duty-Fan verwundert: Spezial-Handschuhe, mit denen man an einer Felswand haften bleibt? Granaten, die das Sichtfeld der Gegner elektronisch verschleiern? Und zusätzlich Granaten, die der spielbare Charakter aus dem Handgelenk abfeuert? Richtig, die Serie ist in der Zukunft angekommen. Zwei Drittel des Spiels finden im Jahr 2025 statt, das dritte in den 80ern. Woran das liegt?

Die Geschichte: Der amerikanische Hauptcharakter und US-Soldat David Mason verfolgt den bereits in der Vergangenheit auffälligen Terroristen Raul Menendez. Dieser plant die Großmächte China und Amerika gegeneinander auszuspielen. Das gilt es natürlich zu verhindern. Ebenfalls spielbar: Der Vater des Hauptcharakters, Alex Mason und sein Kamerad Frank Woods. Beide verfolgten den Bösewicht bereits in den 80ern.

In der sechsstündigen Kampagne bewegt sich der Spieler während dieser Verfolgungsjagd auf der ganzen Welt: von Singapur, über Pakistan, bis hin nach Haiti. Wo es anfangs noch schwer ist, der auseinander gerissenen Geschichte zu folgen, erkennt der Spieler bald die Motive der Charaktere. Dennoch bleibt die Handlung bis zum Ende hin leicht verwirrend, wirkt überladen und nicht immer ganz durchdacht.

Die Steuerung dagegen funktioniert wie gewohnt exzellent. Der Spieler kann über Kimme und Korn oder durch Zielfernrohre seine Gegner anvisieren — und dann per Schultertaste seine Waffe abfeuern. All das fühlt sich durch das Vibrieren des Controllers sehr authentisch an.

Ebenfalls möglich: Gebückt in der Hocke schleichen, oder flach auf dem Boden umherkriechen. In einigen Passagen muss man an bestimmten Punkten die richtigen Knöpfe drücken. Das geht manchmal viel zu schnell, wodurch man an diesen Stellen des Spiels sehr häufig sterben kann. Das frustet nur kurz, weil die Checkpoints fair verteilt sind.

Grafisch hat sich wenig getan. Man merkt, dass die aktuelle Konsolengeneration bald ausläuft. Die Grafik ist auf der PS3 und der Xbox 360 zeitgemäß, auf dem PC aber deutlich besser. Hier sehen besonders die Uniformen der Soldaten und die Umgebungen wie Flüsse und Wälder deutlich schärfer aus. Dennoch bewegt sich die Grafik konstant im Spitzendrittel dessen, was es momentan auf dem Markt gibt.

Der Sound — besonders die Zurufe der Soldaten und die Waffengeräusche — sind nach wie vor erstklassig. Die deutsche Sprachausgabe ist durchaus gelungen. Wer jedoch der englischen Sprache mächtig ist, sollte sich eine Version aus England zukommen lassen. Die englischen Sprecher erledigen ihren Job noch besser und authentischer als die deutschen Kollegen.

Neben der etwas kurz geratenen Kampagne gibt es wie immer den Mehrspieler-Modus. Via Internet können die Spieler in unterschiedlichen Team-Zusammensetzungen und Spielmodi gegeneinander antreten. Je besser man ist, desto schneller steigt man auch im Rang auf und hat Zugriff auf durchschlagsstärkere Waffen, C4-Sprengstoff oder Claymore-Minen.

Obendrauf gibt es den Zombie-Modus. In diesem kann man an einer Konsole zu zweit im Splitscreen-Modus gegen eine unendlich große Horde an Zombies antreten. Das Ziel ist es jeweils, möglichst lange zu überleben. Das ist herausfordernd und spaßig zugleich — endet jedoch immer gleich: mit dem Bildschirmtod.

Besonders die präzise Steuerung und die konsequente Weiterentwicklung der Serie in Richtung Zukunft gefällt. Die moderne Waffentechnik haucht der Serie frischen Wind ein. Der Mehrspieler- und Zombie-Modus bringt nach wie vor eine Menge Spaß mit sich.

Sieht man über den übertrieben harten Einstieg ins Spiel hinweg, bleibt eine verworrene Geschichte mit allerhand aufgeworfenen Fragen zurück. Die Quicktime-Events sind stellenweise zu hektisch, der Schwierigkeitsgrad jeweils auf den vier Stufen stellenweise nicht ganz ausgewogen. Auch grafisch nagt so langsam der Zahn der Zeit an der Serie.

Wer die letzten Teile der Serie gespielt hat, der muss sich mit zwei Fakten beschäftigen: Zum einen bietet dieser Teil trotz der brutalen Geschichte in der Zukunft keine wirklichen spielerischen Neuerungen. Zum anderen gibt es ein an die Zukunft-Ära angepasstes Waffenarsenal, welches unter Umständen nicht jedem Spieler zusagt.

Für alle Action- und Ego-Shooter-Fans stellt Activision aber einmal mehr ein gutes Spiel auf. Viele Missionen sind überragend inszeniert — nur einige wenige erinnern zu stark an die Vorgänger. Eine erzwungene Fortsetzung ist der Titel insgesamt nicht, gänzlich neu aber auch nicht. Dafür fehlt es an Änderungen im Spiel-Design, der Inszenierung und des schlauchartigen Levelaufbaus.

Name: Call of Duty — Black Ops 2
Genre: Ego-Shooter
Publisher: Activision
Hersteller: Treyarch
Release-Termin: 13. November
Preis: zirka 45 Euro (PC) / zirka 60 Euro (Konsolen)
System: PC, PS3, Xbox 360
USK-Freigabe: Ab 18 Jahre
Wertung: Gut

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