F1 2012 — Verfahren wie die Weltmeister

Wie in jedem Jahr veröffentlicht Codemasters seinen aktuellen Formel-1-Ableger mitten in der laufenden Saison. Neben den aktuellen Fahrern und Kursen gibt es neue Spielmodi. Der Wichtigste fehlt jedoch. Wir klären im Test auf.

In F1 2012 kann der Spieler jeden aktuellen F1-Profi auf der Piste steuern. Das kann man auf den 20 original lizenzierten Strecken und mit allen aktuellen Regeln. Doch eine Frage bleibt: Warum kann man als Spieler keine komplett zusammenhängende Saison mit einem Original-Fahrer absolvieren und am Ende den WM-Titel in den Händen halten? Die Entwickler haben diesen Spielmodus einfach gestrichen, obwohl er im letzten Jahr noch integriert war. Das ist eine Design-Entscheidung, die für uns überhaupt nicht nachvollziehbar ist.

Natürlich gibt es wieder die Möglichkeit einen eigenen Fahrer zu erstellen und mit diesem eine Saison zu absolvieren. Aber wer Schumi & co. spielen möchte, muss auf Einzelrennen, das Zeitfahren oder den neuen Szenarien-Modus zurückgreifen.

Im Letzteren wirft einen das Spiel mitten in ein Rennen. Dort man muss zum Beispiel mit Sebastian Vettel vom achten Platz innerhalb von ein paar Runden noch aufs Treppchen fahren. Das ist zwar eine Bereicherung der Spielmodi-Anzahl, aber tröstet nicht über den fehlenden Grand-Prix-Modus hinweg.

Der Kern des Spiels ist und bleibt damit der Karriere-Modus. Und auch hier fehlen Funktionen, die es letztes Jahr noch gab. Die Menüführung sieht jetzt altbacken aus, den WM-Stand ruft der Spieler nicht mehr via Laptop ab — sondern via langweiliger Textfenster, die völlig verloren auf dem Bildschirm rumhängen. Das lässt das Erscheinungsbild noch trockener wirken.

Auch inhaltlich macht die erste Saison nicht wirklich Spaß. Als Nummer Zwei des Teams kann der Spieler keinerlei Einfluss auf die Weiterentwicklung des Boliden nehmen - langweilig und unrealistisch. Auch die unterhaltsamen Interviews mit unterschiedlichen Antwortmöglichkeiten gibt es nicht mehr. Warum? Gute Frage, nächste Frage!

Wer den Karriere-Modus startet kann des Weiteren nicht direkt loslegen. Zuerst muss der Spieler die Fahrschule besuchen. Dort erlernt er das richtige Bremsen, Kurvenfahren und das Abfahren der Ideallinie. Das ist hilfreich für Einsteiger — aber warum Profis diesen Abschnitt nicht überspringen können, ist nicht nachvollziehbar.

Immerhin haben sich die Entwickler in genau einem Punkt selbst übertroffen. Und das ist einer der wichtigsten: die Spielbarkeit. Der F1-Bolide reagiert jetzt noch direkter auf die Eingaben am Controller und die Physik des Windschattens kann der Spieler perfekt für sich nutzen.

Generell macht das Spiel auf der Piste eine gute Figur. Die Motoren-Sounds hören sich in diesem Jahr extrem knackig und laut an, die Funksprüche von der Box sorgen für stimmige Renn-Atmosphäre. Auch die KI ist nicht mehr so aggressiv, verursacht weniger Unfälle. Und das überarbeitete Strafen-System ist jetzt fair: Nicht mehr jede kleine Berührung führt automatisch zu einer Durchfahrtsstrafe.

Besonders das Schadensmodell tritt immer wieder negativ in Erscheinung. Erlittene Kratzer oder Beulen nehmen kaum Einfluss die Fahrphysik. Da hilft es auch nicht, dass die Schäden optisch ganz nett aussehen.

Zusätzlich ist das Schadensmodell nicht geradlinig. Mal rast der Spieler mit Vollgas in eine Mauer. Das Resultat: ein Kratzer im Frontflügel. Mal hat das Auto in derselben Situation hinterher einen Totalschaden. Den kann man per Rückspulfunktion zwar ungeschehen machen, aber konsequent sieht anders aus!

Codemasters liefert spielerisch den besten Teil der Serie ab. Sobald der Spieler die Piste erreicht hat, ist alles besser als im letzten Jahr. Ein faires Strafsystem, eine direkte Steuerung, weniger aggressive Kontrahenten. Das passt.

Doch viele Design-Entscheidungen der Entwickler sind nicht verschmerzbar. Warum fehlt der Grand-Prix-Modus? Warum ist das Schadensmodell so inkonsequent? Und warum verwandelt man schicke Menüs in langweilige Textfenster?

Allerhöchstens Hardcore-Fans sollten aufgrund der aktualisierten Fahrer und Strecken zugreifen, alle anderen können den Vorgänger kaufen oder weiterspielen.

Name: F1 2012
Genre: Renn-Simulation
Publisher: Codemasters
Hersteller: Codemasters
Release-Termin: 21. September
Preis: zirka 45 Euro (PC) / zirka 60 Euro (Konsolen)
System: PC, PS3, Xbox 360
USK-Freigabe: Ab 0 Jahre
Wertung: Befriedigend

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