Videospiele voller Fehler - Wenn der Kunde zum Tester wird

Berlin (dpa/tmn) - Charaktere ohne Gesichter, Abstürze in Serie und Online-Titel, die den Weg ins Internet nicht finden: Immer wieder kommen Videospiele mit schwerwiegenden Fehlern auf den Markt. Um Frust zu verhindern, sollten Zocker mit dem Kauf ein bisschen warten.

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Experten nennen Fehler in Computerprogrammen auch gerne Bugs - zu Deutsch: Käfer. In Spielen für den PC und die Konsole gab es die lästigen Tierchen schon immer. Zuletzt mussten sich viele Zocker aber mit echten Insektenplagen herumschlagen. Ob „Assassin’s Creed Unity“, „Driveclub“ oder „Halo: The Masterchief Collection“: Selbst große Blockbuster kamen 2014 mit spielspaßverderbenden Bugs in den Handel.

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„Ein Grund ist, dass die Entwicklung von Spielen immer komplexer wird“, sagt Thomas Bremer, Professor im Studiengang Game Design an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin. Aktuell erscheinen viele Spiele gleichzeitig für den PC, die neuen Konsolen Playstation 4 und Xbox One sowie deren Vorgänger. Das bedeutet viel zusätzliche Arbeit, so Bremer.

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Gleichzeitig bleibe immer weniger Zeit, die Arbeit zu erledigen: „Der Druck auf die Entwickler steigt, zum Beispiel durch immer kürzere Releasezyklen.“ Während es früher nur bei Sportspielen wie „Fifa“ eine jährliche Neuauflage gab, liefern inzwischen auch andere Serien wie „Assassin’s Creed“ alle zwölf Monate Nachschub. Die Fehlersuche kommt da oft zu kurz.

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Stattdessen versuchen die Hersteller häufig, das Problem durch sogenannte Patches zu beheben. Im Idealfall geschieht das kurz vor der Veröffentlichung, sonst danach als Day-One-Patch. Seit dem Verkaufsstart von PS4 und Xbox One sind sie eher die Regel als die Ausnahme. Ihre bloße Existenz muss aber noch kein schlechtes Zeichen sein. „Nicht jeder Day-One-Patch ist gleichermaßen relevant“, sagt Wolfgang Fischer, Chefredakteur der Zeitschrift „PC Games“. „Manchmal drehen die Entwickler da nur an ein paar Stellschrauben. Einige Spiele funktionieren ohne den Patch aber tatsächlich nicht richtig.“

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Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte mit dem Kauf neuer Spiele deshalb besser ein paar Wochen warten. Wichtig ist das vor allem bei Titeln, die Story und Atmosphäre in den Vordergrund stellen, so Fischer: „Gerade da würde ich mir das Spielerlebnis nicht durch Bugs verderben lassen.“ Einen Vorteil hat das Warten bei allen Spielen: Viele Titel gibt es schon nach ein paar Wochen deutlich günstiger. Und bei Onlinespielen ist dann der erste Ansturm auf die Server vorbei.

Geld zurück gibt es für kaputte Spiele nicht. Theoretisch ist das zwar ein Fall für die Gewährleistung, erklärt Barbara Steinhöfel von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Enttäuschte Käufer können mit dem Spiel zum Händler gehen und sich beschweren. „Das Gewährleistungsrecht sieht allerdings eine Nachbesserung vor“, so die Expertin. „Der Käufer muss also eine angemessene Frist zur Behebung des Fehlers einräumen.“

Geld zurück gibt es höchstens, falls das Spiel auch danach nicht funktioniert. Auch das Widerrufsrecht für im Internet gekaufte Produkte hilft in solchen Fällen nicht weiter: „Bei Software gilt das nur für Discs in ungeöffneter Verpackung“, erklärt Steinhöfel. Und bei Download-Software erlischt das Widerrufsrecht in der Regel schon beim Herunterladen.

In besonders schweren Fällen gibt es manchmal eine andere Form von Wiedergutmachung. Käufer der fehlergeplagten Neuauflage von „SimCity“ durften sich 2013 zum Beispiel ein Gratisspiel aus dem Sortiment von Hersteller Electronic Arts aussuchen. Und Ubisoft will einen Teil der eigentlich kostenpflichtigen Zusatzinhalte für „Assassin’s Creed Unity“ gratis anbieten. Das ist aber eine reine Kulanzregelung.

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