Versteckte Kostenfallen beim digitalen Fernsehen

Halle/Mainz (dpa/tmn) - Beim Fernsehen hat man die Qual der Wahl: Soll das TV-Programm per Satellit, Kabel oder über das Internet ins Haus kommen? Je nach gewähltem Anschluss gibt es technische Beschränkungen und im Vertragswerk können Fallen lauern.

Versteckte Kostenfallen beim digitalen Fernsehen
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Früher war es ganz einfach: Es gab drei oder vier TV-Programme und der Fernseher wurde einfach über die Antennendose mit der Hausantenne verbunden. Heute schauen die meisten Menschen über Kabelanschluss, Satellitenschüssel oder das Internet. Jede dieser Empfangstechniken hat ihre Eigenheiten. Fast immer sind Zusatzgeräte nötig und in den Verträgen können Fallen lauern.

Kabelkunden bekommen heute meist nur noch digitale Anschlüsse angeboten. „Im Zweifel gibt es da gar nichts anderes mehr“, sagt Michael Gundall von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Das gilt zumindest für Anschlüsse in Einfamilienhäusern, Kollektivverträge in Mehrfamilienhäusern sind eine Ausnahme. „Diese Verträge sind in der Regel reine Analog-Verträge“, sagt Gundall. Je nach Anbieter werden hier für das Digitalangebot bis zu fünf Euro im Monat extra fällig.

Bei Vertragsabschluss sollte man unbedingt auf das Kleingedruckte achten. Einige Anbieter legen nämlich gleich einen Pay-TV-Vertrag für zusätzliche Kanäle obendrauf - zur Probe. „Leider wird den Kunden in solchen Fällen oft suggeriert, dass das Schnupperabo von selbst endet“, sagt der Berliner Verbraucherschutzanwalt Thomas Hollweck. Auch Gabriele Emmrich von der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt sieht die Verträge kritisch. „Das wird nicht besonders transparent gemacht“, sagt sie. Die Bedingungen und verstecke Extrakosten fänden sich oft nur im Kleingedruckten. Wer die Extraangebote nicht rechtzeitig kündigt, muss zahlen.

Für den Empfang von Kabelfernsehen braucht man einen Receiver oder ein Zusatzmodul, das bei manchen Fernsehern schon eingebaut ist, ansonsten vom Anbieter bezogen werden kann. Dabei können die Kunden teilweise wählen, ob sie das Gerät leihen oder kaufen möchten. Nach Expertenmeinung ist das Geschmackssache. Ein Vorteil des Leihens: „Wenn das Modul nach drei, vier Jahren kaputtgeht, wäre dies das Problem des Kabelnetzbetreibers“, sagt Michael Gundall.

Ein Leihgerät muss nach Kündigung oder Auslaufen des Vertrags an den Anbieter zurückgeschickt werden. Häufig vergessen Kunden die Rücksendung oder es kommt zu Streitigkeiten, wenn das Gerät auf dem Postweg abhandenkommt. Dann drohen Extrakosten - im Extremfall auch ein Schufa-Eintrag, warnt Anwalt Hollweck. „Ich empfehle daher einen unter Zeugen und per Postbeleg nachweisbaren Versand an den Provider, mit der Bitte um Eingangsbestätigung.“

Auch wer Fernsehen per Satellitenantenne empfangen möchte, braucht einen Receiver. Die meisten modernen TV-Geräte haben bereits einen integrierten SAT-Tuner. Eine feste Gebühr kostet das Satellitenfernsehen nicht. Die öffentlich-rechtlichen Sender übertragen ihre Programme kostenlos digital. Wer allerdings auch die Privatsender in HD-Qualität empfangen möchte, benötigt eine sogenannte HD+-Karte. „Wenn man einen Receiver kauft, ist sie dabei“, sagt Gundall. Diese gilt ein Jahr lang. Eine neue Jahreskarte kostet 65 Euro.

Sendungen im digitalen Privat-Programmen aufnehmen oder zeitversetztes Fernsehen kann mit HD+ aber Probleme bereiten. Die Sender sperren nämlich teilweise diese Möglichkeiten. „RTL ist da sehr restriktiv“, sagt Gundall. „Entweder man kann es gar nicht aufnehmen oder nicht vorspulen.“ Um diese Sperren zu umgehen, werden im Internet spezielle Entschlüsselungsmodule angeboten. „Mit diesen Modulen ist technisch alles möglich“, sagt Gundall. Kunden bewegen sich nach seinen Erkenntnisse aber mindestens in einer rechtlichen Grauzone.

IP-TV, der TV-Empfang über die Internetleitung, ist noch nicht sehr weit verbreitet. Nur knapp vier Prozent aller Fernsehzuschauer nutzen laut aktueller Statistik der Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung diesen Empfangsweg. „Das ist interessant für diejenigen, die in einem Mehrfamilienhaus wohnen, wo es keinen Kabelanschluss gibt und man keine Satellitenschüsseln installieren darf“, sagt Gundall. Allerdings steht die Technik noch nicht flächendeckend zur Verfügung, denn für die Übertragung der Fernsehbilder ist ein schneller Internetanschluss notwendig.

Nutzer sollten neben den monatlichen Gebühren auch die Kosten für die Hardware im Blick haben. Denn für den Empfang auf dem TV-Gerät benötigt man in jedem Fall einen speziellen Empfänger und zwar für jedes Gerät - auch für den Zweit- oder Drittfernseher, wie Gundall betont: „Es läppert sich.“

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