Zeichnen, wischen und fuchteln - Alternativen zur Maus

Stuttgart (dpa/tmn) - Bislang war die Maus das unangefochtene wie universelle Zeigewerkzeug für den Computer. Doch es tauchen immer mehr Alternativen auf, allen voran der allgegenwärtige Touchscreen.

Trotzdem sagen Experten: Ganz sterben wird die Maus nie.

Mit ausgebreiteten Armen steht Tom Cruise vor einem riesigen Display. Wie ein Orchesterdirigent wirft er immer neue Bilder auf den Bildschirm und vergrößert sie mit einem Winken. Die Szene stammt aus dem Film „Minority Report“, der im Jahr 2054 spielt. Dank neuer Technologien könnten solche Steuerungskonzepte schon bald Realität werden, Touchscreens und Kameras mit Bewegungserkennung machen es möglich. Heißt es jetzt: Aus die Maus?

„Das Standardgerät für den Computer zu Hause wird sie in zehn Jahren nicht mehr sein“, prophezeit Prof. Albrecht Schmidt vom Institut für Visualisierung und Interaktive Systeme (VIS) an der Universität Stuttgart. Er geht aber davon aus, dass beim Arbeiten weiter die klassische Maus zum Einsatz kommt. „Beim Surfen auf dem Sofa wird es aber demnächst noch mehr Touchsteuerung geben.“

Denkbar ist auch, dass Fernseher oder Tablets künftig vor allem mit Gesten gesteuert werden. In einigen TV-Geräten ist die Idee schon umgesetzt. Realität ist auch der sogenannte Gesture Mouse Glove, ein Handschuh, der die Bewegungen des Nutzers in Cursorbewegungen übersetzt, zum Beispiel zum Surfen auf dem Fernseher. Er wird bereits in Japan verkauft. Zukunftsmusik ist dagegen noch das sogenannte Eye Tracking, bei dem der Cursor mit Augenbewegungen gesteuert wird.

Am klassischen Desktop-PC hat die Steuerung mit Gesten und Berührungen dagegen kaum eine Zukunft, glaubt Tom Gross. „Touchsteuerung am Schreibtisch macht einfach keinen Sinn, auch wenn das jetzt alle entwickeln“, sagt der Professor, der an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg die Mensch-Computer-Interaktion erforscht. Die für die Touchsteuerung optimierte grafische Oberfläche des neuen Windows 8 hält Gross für den falschen Ansatz: „Man kann zwar vieles einfacher machen, aber manches muss auch einfach komplex sein.“ Manche Programme, etwa Bildbearbeitung oder Steuererklärung, bräuchten eine Präzision, die derzeit nur die Maus biete.

Hinzu kommt, dass die Touchsteuerung am Computerbildschirm wegen der ausgestreckten Arme auf Dauer zu anstrengend wird. „Das will doch niemand acht oder zehn Stunden machen“, sagt Gross. Eine mögliche Alternative sind Touchpads oder Mäuse mit Touch-Flächen, mit denen sich die Touchbefehle von Windows 8 auch ohne ein berührungsempfindliches Display - und lahme Arme - ausführen lassen.

Abseits der Touch- und Gestensteuerung kann auch ein weiteres Gerät die Maus am PC ersetzen. Ein Dauerbrenner ist etwa der Trackball. „Der ist sehr beliebt bei Leuten, die wirklich sehr viel den Mauszeiger bewegen müssen“, erklärt Gross. „Der Vorteil ist, dass sie die Hand damit nur bewegen, aber nicht anheben müssen.“

Gross rät Nutzern auf der Suche nach einem neuen Zeigegerät, zunächst einmal den eigenen Arbeitsalltag zu betrachten: „Ich muss als Nutzer immer von der Aufgabe und nicht vom Gerät her denken.“ Wer viel mit langen Dokumenten arbeitet, braucht ein Rad zum schnellen Scrollen. Spieler legen Wert auf viele Tasten. Und Zeichner wählen zum Beispiel ein Grafiktablett mit elektronischem Stift.

Die platzsparendste Lösung sind natürlich Touchpad oder Trackpoint im Notebook, die für viele Laptopbesitzer die Maus schon ersetzt haben. Hildegard Schmidt von der Aktion Gesunder Rücken ist von dieser Entwicklung wenig begeistert: „Die Hand kann damit nicht im 90-Grad-Winkel zum Oberkörper liegen, auf Dauer quetschen sie sich so den Oberkörper ein.“ Wer am Schreibtisch viel mit einem Notebook arbeitet, sollte daher möglichst eine zusätzliche Maus und am besten auch eine separate Tastatur anschließen.

Andere Maus-Alternativen sieht die Gesundheitsexpertin dagegen positiv, darunter zum Beispiel die Vertikalmaus. Die funktioniert im Grunde wie eine normale Maus, ist jedoch ganz anders geformt und hat die Knöpfe auf der Seite und nicht oben. „Die Hand liegt damit in etwa so, wie man normalerweise einen Stift hält“, erklärt Schmidt. „Der Vorteil ist, dass Sie dabei im Vergleich zu anderen Mäusen das Handgelenk nicht zur Seite kippen müssen.“

Besser oder schlechter für die Gesundheit ist per se erst einmal keines der Geräte. Entscheidend ist immer, was der Nutzer damit macht. „Das Problem ist selten das Gerät an sich, sondern meistens eher die Handhabung“, sagt Schmidt. Typische Mausbeschwerden lassen sich zum Beispiel schon dadurch vermeiden, dass man das Scrollrad nicht mit dem Zeige-, sondern konsequent mit dem Mittelfinger bedient.

Wer trotzdem dauerhaft Schmerzen hat, kann sich auch nach ergonomischen Mäusen und anderen Zeigegeräten für spezielle Bedürfnisse umsehen. Mehrere große Hersteller haben solche Geräte im Sortiment, erklärt Schmidt, auch wenn diese nicht immer direkt im Handel zu finden sind. „Da muss man als Käufer einfach mal nachfragen und vielleicht ein bisschen hartnäckig sein.“

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