Agentur liefert Alibis für ein entspanntes Doppelleben

Unmoralische Angebote sind der Beruf von Stefan Eiben. Gegen Geld verschafft er seinen Kunden Ausreden.

Bremen. Stefan Eiben einen einfachen Lügner zu nennen, wäre unfair. Denn das, womit er sein Geld verdient, macht den 37-Jährigen gar zum König der Ausreden, Schwindeleien und Täuschungen. Er verkauft Alibis.

Seit rund 13 Jahren deckt sein Unternehmen „Alibi Profi“ bei Bremen nicht nur den klassischen Seitensprung. Ganze Doppelleben werden möglich. Eine Kundin arbeitet etwa als Domina.

„Als sie aufs Dorf gezogen ist, wollte sie nicht, dass die Nachbarn es erfahren — um die Kinder zu schützen“, sagt Eiben. Also wurde die Dame kurzerhand mit einem seriösen Beruf versehen. Visitenkarten und reale Kontaktdaten inklusive.

Wenn sich jemand erkundigt, ist die Kundin gerade in einem Meeting, auf Geschäftsreise oder wo auch immer. Ziemlich alles ist möglich. Zur Beruhigung misstrauischer Ehefrauen gibt es beispielsweise Quittungen oder Einladungen zu Tagungen. Zwischen 200 und 300 Euro kostet ein Vollzeit-Alibi im Monat.

Mitarbeiter, die auf Honorarbasis lügen, gibt es weltweit. Sie machen das beliebteste Angebot möglich: Postkarten, die der vermeintlich Reisende handgeschrieben von Ägypten bis Vietnam verschicken lassen kann. „Um den Kollegen zu ärgern oder um die Geschäftsreise zu belegen“, sagt Eiben.

Moralische Zweifel hat der Anbieter nicht. Er helfe nur beim Schaffen von persönlichen Freiräumen: „Den Rest muss jeder mit sich selbst ausmachen.“ Nur Straftaten werden nicht gedeckt. Zu den Kunden zählen übrigens Männer wie Frauen. Letztere seien keineswegs ehrlicher — „nur geschickter“, sagt Eiben.

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