Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“: Gut gemeint, schlecht geschenkt?

Tausende beteiligen sich an der Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“. Katholische Bistümer bezweifeln den Zweck der Geschenke.

Berlin. Kindern in Not Freude schenken — das ist das Kernanliegen der Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“. Seit 1996 ruft das christliche Hilfswerk „Geschenke der Hoffnung“ zu den Spenden auf. Der Erfolg ist groß: Aus Deutschland kamen allein im vergangenen Jahr rund eine halbe Million Geschenke zusammen. Die Idee der Aktion ist einfach: Kinder, aber auch Erwachsene, packen in einen Schuhkarton Geschenke für ein Kind irgendwo in der Welt.

Es gibt aber auch Kritiker der Geschenkaktion. Jüngst rief das katholische Bistum Osnabrück seine Einrichtungen dazu auf, sich nicht an dem Hilfsprojekt zu beteiligen.

Der Vorwurf: In den Zielländern würden nicht nur die Geschenke unter den Kindern verteilt, sondern auch Schriften, die missionieren sollen, sagt der Referent für Missionarische Dienste im Bistum Osnabrück, Dieter Tewes. „So eine aggressive Missionierung von Kindern ist nicht in Ordnung.“

Da auch Kinder aus nicht-christlichen Familien zu den Empfängern gehörten, führe das zu Konflikten. Außerdem änderten die Geschenke nichts an der Situation der Kinder, die Aktion sei daher nicht nachhaltig.

Tobias-Benjamin Ottmar, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit von „Geschenke der Hoffnung“, weist die Kritik zurück. Die Partnergemeinden vor Ort würden selbst entscheiden, ob sie zu den Geschenkkartons noch ein Heft mit kindgerechten Bibelgeschichten dazulegen — oder ob sie angesichts der kulturellen Gegebenheiten darauf verzichten. Die Päckchen gehen meist nach Osteuropa und in die Palästinener-Gebiete.

Sein Hilfswerk betreibe auch noch andere Projekte in der Entwicklungszusammenarbeit, sagt Ottmar. „Aber was soll daran falsch sein, wenn ich einem Kind, was sonst nie etwas bekommt, zu Weihnachten eine Freude mache?“ Es sei eine Geschenkaktion, und dazu gehöre es auch, dass der Hintergrund des Weihnachtsfestes erläutert werde.

Seitens der katholischen Bistümer beschäftigt sich Matthias Neff vom Bistum Trier seit Jahren mit dem Schuhkarton-Projekt. „Wir kritisieren, dass man eine Aktion macht für Kinder in Not, dieser Not aber nicht abhilft“, sagt er. Zahlreiche Bistümer würden von der Aktion abraten, neben Osnabrück und Trier auch Augsburg, Münster und Köln.

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