Asbest-Alarm in Roermond: „Es liegt überall“

Asbest ist krebserregend. In Roermond nahe der deutschen Grenze sind jetzt größere Mengen des Stoffs bei einem Brand freigesetzt worden. Einige Bewohner schützen sich mit Mundschutz. Die Aufräumarbeiten dürften noch länger dauern.

Eine Frau schützt sich mit einer Maske vor dem Asbest.

Eine Frau schützt sich mit einer Maske vor dem Asbest.

Foto: dpa

Roermond (dpa) - Die Straßen sind menschenleer, die Geschäfte geschlossen, kein Auto fährt. Das niederländische Roermond glich am Mittwoch einer Geisterstadt. In der rund 57 000-Einwohner-Stadt nahe der deutschen Grenze herrschte Asbest-Alarm, nachdem bei einem Brand größere Mengen des höchst gefährlichen Stoffs freigesetzt worden waren. Das Zentrum wurde zum großen Teil abgeriegelt.

Der Morgen nach dem verheerenden Brand. Die Feuerwehr löscht letzte Glutnester. Sietragen Atemschutzgeräte, um sich vor dem Asbest zu schützen.

Der Morgen nach dem verheerenden Brand. Die Feuerwehr löscht letzte Glutnester. Sietragen Atemschutzgeräte, um sich vor dem Asbest zu schützen.

Foto: Marcel Van Hoorn

Der Bürgermeister verhängte eine Notverordnung. Unbefugten war der Zutritt verboten. Der krebserregende Stoff hat sich möglicherweise in weiten Teilen des historischen Zentrums abgelagert. „Es liegt überall“, sagte Bürgermeister Peter Cammaert im niederländischen Fernsehen. „Auf Straßen, Dächern, in Gärten.“ Hilfskräfte und Spezialfirmen in Schutzanzügen suchten in der Sperrzone nach Asbest-Resten und begannen mit den Aufräumarbeiten.

Asbestalarm: Roermond - Tag 1 nach dem Großbrand
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Bahnhof und Zufahrtsstraßen wurden gesperrt. Bewohner durften das Gebiet nur an speziellen Dekontaminationspunkten verlassen oder betreten. Dort spritzte die Feuerwehr ihre Autos und Fahrräder ab. Geschäfte und auch zwei Schulen blieben geschlossen. Wann die Notverordnung aufgehoben wird, war noch unklar. „Man riecht überall den Rauch“, sagte eine Frau mit Mundschutz und blauen Plastikhüllen um die Schuhe zu einem Reporter in der Sperrzone.

Sie sollte einem Patienten Medikamente bringen. „Und dann schnell zurück“, sagte sie. „Ich mache mir Sorgen über das Asbest.“ Auslöser des Asbest-Alarms war ein Großbrand im Jachthafen an der Maas in der Nacht zum Mittwoch. Dutzende Segeljachten wurden zerstört, verletzt wurde niemand. Doch aus den Dächern der alten Lagerhallen war Asbest freigekommen. Die Feuerwehr dachte zunächst, dass nur ein Gebiet um den Hafen betroffen war.

Doch bei Tageslicht zeigte sich dann das Ausmaß: „Es geht um ein ziemlich großes Gebiet“, sagte ein Sprecher der Feuerwehr. Wie lange die Aufräumarbeiten dauern werden, ist unklar. „Das kann man nicht in ein paar Stunden wegputzen“, sagte Bürgermeister Cammaert. Auch an diesem Donnerstag sollten Hilfskräfte noch im Einsatz sein. Cammaert rief seine Mitbürger auch dringend auf, Vorsorge zu treffen: Sie sollen Wohnungen und Häuser ohne Schuhe betreten und Fenster und Türen geschlossen halten.

„Asbest ist gerade so ein Stoff, den man nicht gut sieht und den man daher schnell unterschätzt“, warnte der Bürgermeister. Die Stadt in der südlichen Provinz Limburg ist nur etwa 35 Kilometer von Mönchengladbach entfernt. Doch für Menschen in Deutschland besteht laut den Behörden keine Gefahr. Der starke Regen hat nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes in Essen Asbest-Partikel an Ort und Stelle aus der Atmosphäre nach unten gewaschen. Asbest ist in Europa seit 2005 verboten, befindet sich aber noch in vielen älteren Gebäuden. Werden die Fasern des Mineralstoffs eingeatmet, kann das zu einer chronischen Entzündung in der Lunge und zu Krebs führen.

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