Auf der Namenshitliste ganz unten: Jesus

Vornamen christlichen Ursprungs sind beliebt — aber nicht wegen der Religiosität.

Düsseldorf. Das Jesuskind liegt nicht in deutschen Kinderbetten. Da heißen die Kleinen David, Lukas und Alexander — aber eben nicht Jesus. Auch Eltern, die ihren Kindern christliche Namen geben, lassen diesen einen meist außen vor. Ganz anders in den südlichen Ländern Europas: Dort ist Jesus ein Allerweltsname.

Hürden gab es einst in den deutschen Standesämtern: Jahrelang durften sie die Eintragung des Namens Jesus ablehnen. Erst 1998 verwies das Oberlandesgericht Frankfurt auf das Namensgebungsrecht, das Eltern grundsätzlich die freie Wahl überlässt.

Trotzdem ist der Name nach Angaben der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) in den vergangenen zwölf Jahren nur viermal vergeben worden. Zum Vergleich: Der Name Joschua — eine Variante von Jesus — ist im Jahr 2009 rund 300 mal vergeben worden.

Joschua hat aber etwas mit David, Lukas, Julia oder Sarah gemeinsam. Udo Rudolph, Psychologe von der TU Chemnitz: „Viele der aktuell modernen Vornamen sind religiösen Ursprungs.“ Dass sich der Name Jesus eines Tages in diese Liste einreiht, ist unwahrscheinlich.

Bei Joschua oder Julia denkt man vielleicht nicht gleich an die Bibel. Eine solche Verbindung zum Christentums sei bei vielen Eltern auch nicht gewünscht, wie der Leipziger Namensforscher Jürgen Udolph erläutert. „Die Menschen im Süden Europas haben dagegen ein unverkrampfteres Verhältnis zum Christentum“, sagt er.

Jesus kommt aus dem Hebräischen und heißt so viel wie Helfernatur. Aber natürlich habe nicht jeder „Jesus“ auch diese Eigenschaften. Namensforscher Jürgen Udolph: „Ich glaube nicht an die psychologische Auswirkung von Namen auf Kinder, dazu gibt es zu viele Gegenbeispiele.“

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