Bauingenieur Jost: „Die Bautechnik in den 60ern war schlecht“

Experte Günther Jost erklärt, warum so viele Brücken im Land marode sind.

Bauingenieur Jost: „Die Bautechnik in den 60ern war schlecht“
Foto: dpa

Düsseldorf. Bröckelnder Beton und rostender Stahl: Fast die Hälfte aller deutschen Brücken sind nach Expertenansicht heute marode - ein Teil müsse neu gebaut werden. Die Bauwerke aus den 60er und 70er Jahren seien einfach nicht für den heutigen starken Verkehr gebaut worden, sagt Günther Jost, Bauingenieur des Tüv Rheinland.

Herr Jost, in Deutschland sind immer mehr Brücken marode. Warum?

Günther Jost: Das liegt an zwei Faktoren. Einmal wurde damals eine Bautechnik verwendet, von der man gar nicht gewusst hat, dass sie eigentlich schlecht ist. Man hat mit sehr geringen Betonbedeckungen gearbeitet — was ästhetisch schön war. Man konnte damals aber nicht abschätzen, dass der Beton dadurch so durchlässig wird, dass der Stahl im Betonquerschnitt zu rosten beginnt.

Und der zweite Grund?

Jost: Wir haben in den letzten Jahren einen wesentlich höheren Verkehr. Hochrechnungen von damals lagen bei weitem daneben. Vor allem durch die Öffnung in Europa, des Ostblocks, ist der Verkehr exponentiell gestiegen. Nun schiebt man einen großen Berg an Brückenschäden vor sich her, der immer größer wird. Nach einer gewissen Zeit ist es dann nicht mehr mit Sanierung getan, sondern man muss die Brücken ersetzen.

Wie groß ist der Anteil maroder Brücken?

Jost: An die 50 Prozent werden es sicher sein. Neu gebaut werden muss aber nur ein Teil davon.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort