Beliebtester Geizhals der Welt: Dagobert Duck wird 65

Vor 65 Jahren lernte die Welt den Comic-Star Dagobert Duck kennen. Doch trotz ihrer Gier ist die Ente mit dem Zylinder hoch anerkannt.

Entenhausen. Eigentlich müsste dieser Mann verdammt unbeliebt sein. Dagobert Duck ist geizig, gierig und geldgeil. Nicht umsonst ist er der reichste Mann der Disney-Welt. Dennoch ist er eine der beliebtesten Comic-Figuren überhaupt. Laut Ehapa-Verlag in Berlin füllen seine Abenteuer 35 000 Seiten, die weltweit Millionen Fans verschlingen. Im Dezember feiert er seinen 65. „Geburtstag“. Bis heute gibt die reiche Ente mit Zylinder und Zwicker auf der Nase Rätsel auf.

Das fängt schon mit dem Geburtstag Dagoberts an. Ein genaues Datum gibt es wohl nicht, im Dezember jährt sich nur sein erster Comic-Auftritt. 1947 ließ ihn der amerikanische Zeichner und Texter Carl Barks zum ersten Mal in einer Donald-Geschichte auftauchen. Unter seinem englischen Namen Scrooge McDuck natürlich — eine Anspielung auf Ebenezer Scrooge aus der Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens.

„Sein genaues Alter zu bestimmen, ist schwierig“, sagt Uwe Lambach, Vorsitzender („Präsidente“) der Vereinigung D.O.N.A.L.D., der „Deutschen Organisation der nichtkommerziellen Anhänger des lauteren Donaldismus“, die sich mit Leidenschaft der Erforschung Entenhausens widmet. Allerdings nur dem Entenhausen, das Carl Barks bis Mitte der 60er Jahre beschrieben hat. „Dagoberts Geburtsjahr dürfte zwischen 1870 und 1880 liegen“, vermutet Lambach. Denn er berichte davon, während des Goldrauschs am Fluss Klondike Anfang des 20. Jahrhunderts in Alaska gewesen zu sein.

Dort legte Dagobert den Grundstein für seinen Reichtum. Nachdem er in Schottland als Schuhputzer gejobbt hatte, folgte er dem Ruf des Goldes nach Amerika. Am Klondike fand er genug Nuggets, um fortan an seinem Wirtschaftsimperium zu basteln. Bald war Dagobert in so ziemlich jeder Branche tätig, häufte Fantastilliarden Dollar an und begab sich gern und häufig mit seinen drei Neffen Tick, Trick und Track auf Schatzsuche. Zur Entspannung badet er in seinen Talern im Geldspeicher.

Dass er trotz Geiz und Gier so beliebt ist, liege daran, dass er sich alles hart erarbeitet habe, meint der Soziologe Roland Girtler. „Das Geld ist ein Symbol für seine Tüchtigkeit, so wie in der calvinistischen Ethik“, sagt er. Außerdem mache ihn sein Herz für den ewigen Verlierer Donald sympathischer. Lambach sieht das ähnlich: „Dagobert beweist immer wieder großen Familiensinn.“

Mit den Familien ist das aber so eine Sache. Lambach: „In Entenhausen gibt es keine Väter und Mütter, sondern nur Onkel und Tanten.“ Soziologe Girtler erklärt sich das so: „Der Comic entstand in der Nachkriegszeit, als viele Kinder ohne Väter auskommen mussten.“ Möglicherweise habe Dagobert-Erfinder Barks darauf Rücksicht genommen.

Ohne Eltern gibt es logischerweise auch keine Geburten. Und noch etwas fehlt: der Tod. „In Entenhausen stirbt man nicht, man erbt nur“, erläutert Lambach. Gute Aussichten also für Onkel Dagobert, noch viele weitere Abenteuer zu bestehen. Und dabei noch mehr Fantastilliarden Taler zu scheffeln, damit das Bad im Geldspeicher trotz Finanzkrise gesichert ist.

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